Otorhinolaryngologe

Otorhinolaryngologe

Die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (kurz HNO-Heilkunde) ist ein Teilgebiet der Medizin, das sich mit Erkrankungen, Verletzungen, Verletzungsfolgen, Fehlbildungen und Funktionsstörungen der Ohren, der oberen Luftwege, der Mundhöhle, des Rachens, des Kehlkopfes, der unteren Luftwege und der Speiseröhre befasst; im weiteren Sinne mit den oben genannten Problemen im gesamten Kopf- und Halsbereich.

Im Englischen wird statt HNO das Kürzel ENT (für „Ears Nose and Throat“) verwendet, für die internationale wissenschaftliche Verständigung auch ORL für Oto-Rhino-Laryngologie (v.  griech. ὠτίον „Ohr“, ῥίς, ῥινός rhino „Nase“, λάρυγξ laryngo „Kehle“ und λόγος logos „Lehre“).

Laut Bundesärztekammer lautet die Definition der geplanten neuen Ausbildungsordnung HNO so: Das Gebiet Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde umfasst die Vorbeugung, Erkennung, konservative und operative Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Erkrankungen, Verletzungen, Fehlbildungen, Formveränderungen und Tumoren des Ohres, der Nase, der Nasennebenhöhlen, der Mundhöhle, des Pharynx und Larynx und von Funktionsstörungen der Sinnesorgane dieser Regionen sowie von Stimm-, Sprach-, Sprech- und Hörstörungen.

Überschneidungen ergeben sich mit den medizinischen Teilgebieten Kinderheilkunde, Kinderchirurgie, Neurologie, Orthopädie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Dermatologie und Allergologie und Innere Medizin Schwerpunktkompetenz Pneumologie.

Zum anatomischen Block Ohren gehören: Ohrmuschel und Ohrläppchen, Gehörgang, Mittelohr, Innenohr sowie zentrale Hörbahnen und Hörzentren. Die oberen Luftwege bestehen aus: Äußerer Nase, Nasenhaupthöhlen, Nasennebenhöhlen, Nasenrachenraum, Rachenmandel und Rachen. Die unteren Luftwege bestehen aus Kehlkopf und Luftröhre. Zur Mundhöhle zählen Mundschleimhaut, Zunge, Gaumenmandeln sowie alle Speicheldrüsenausgänge im engeren Sinne und die Speicheldrüsen im weiteren Sinne. Der Rachen geht in den Speiseröhreneingang und den Eingang zum Kehlkopf über, anatomisch handelt es sich um Oropharynx und Hypopharynx.

Die HNO-Heilkunde sieht sich in der Behandlung von Erkrankungen weitgehend der wissenschaftlichen Medizin verbunden; jedoch gelangen auch Naturheilverfahren zur Anwendung.

Im operativen Bereich treten mikrochirurgische Operationsverfahren immer mehr in den Vordergrund, insbesondere im Bereich der Mittel- und Innenohrchirurgie, der Nasen- und Nasennebenhöhlenchirurgie Endoskopie und der Kehlkopfchirurgie, jedoch nicht nur im Sinne der anatomischen Wiederherstellung, sondern auch im Sinne der Funktionserhaltung, Funktionsverbesserung und posttraumatisch der Funktionswiederherstellung. Auch plastisch chirurgische Eingriffe im Gesichtsbereich, bei Ohrmuschelfehlstellungen und Deformitäten der äußeren Nase, hier insbesondere des knöchernen Nasengerüstes, gehören heute in der HNO-Heilkunde zu den etablierten Behandlungsmethoden. Auch große Bereiche der Tumorchirurgie des Halses und der Mundhöhle gehören zur HNO. Die endoskopische Entfernung verschluckter und inhalierter Fremdkörper ist eine weitere Aufgabe der HNO-Heilkunde.

Inhaltsverzeichnis

Behandlungsrichtlinien der HNO-Heilkunde

Unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) haben die Medizinischen Spezialdisziplinen, wie auch HNO, durch Aufstellen von Leitlinien den Empfehlungen des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (Sondergutachten 1995) Rechnung getragen. Leitlinien sind Handlungsanweisungen an den sorgfältig handelnden Arzt. Sie nehmen eine Mittelstellung ein zwischen der unverbindlichen "Empfehlung" und der verpflichtenden "Richtlinie". Eine Leitlinie soll demnach grundsätzlich befolgt werden, ein Abweichen davon ist jedoch möglich, wenn die Nichtbeachtung begründet werden kann. Leitlinien entbinden den Arzt nicht von seiner Verantwortung für den einzelnen Krankheitsfall.

Leitlinien sollen den zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung gültigen Stand des medizinischen Wissens wiedergeben. Sie bedürfen einer kontinuierlichen Anpassung an die Entwicklung des medizinischen Fortschritts.

Über die nachstehend veröffentlichten Leitlinien wurde innerhalb der Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie Konsens erzielt. Einschränkend ist darauf hinzuweisen, dass dieser Konsens nicht gleichbedeutend mit einem uneingeschränkt unumstrittenen Status aller dort empfohlenen medizinischen Maßnahmen ist. [1][2][3][4]

Die Leitlinien gehen von einem Krankheitsbild aus und geben Anleitung für diagnostische und therapeutische Maßnahmen.

AWMF-Reg.-Nr. Aktualisierte Richtlinien

  1. 017/001 Othämatom / Otserom 06/2001
  2. 017/002 Otitis externa 06/2001
  3. 017/003 Otitis externa necroticans 06/2001
  4. 017/004 Seromukotympanum 06/2001
  5. 017/005 Akute Otitis media 06/2001
  6. 017/006 Cholesteatom 06/2001
  7. 017/007 Otosklerose 06/2001
  8. 017/008 "Idiopathische Fazialisparese" (Bell'sche Parese) 06/2001
  9. 017/009 Zoster oticus 06/2001
  10. 017/010 Hörsturz 02/2004
  11. 017/011 Morbus Menière 06/2001
  12. 017/012 Benigner paroxysmaler Schwindel 06/2001
  13. 017/013 Akustikusneurinom / Kleinhirnbrückenwinkeltumor 06/2001
  14. 017/014 Nasenfurunkel 06/2001
  15. 017/015 Nasengerüstfraktur 06/2001
  16. 017/016 Septumdeviation 06/2001
  17. 017/017 Allergische Rhinitis 06/2001
  18. 017/018 Notfalltherapie des allergischen Schocks 06/2001
  19. 017/019 Sinusitis maxillaris 06/2001
  20. 017/020 Polyposis nasi et sinuum 06/2001
  21. 017/021 Adenoide Vegetationen 06/2001
  22. 017/022 Monozytenangina (Pfeiffersches Drüsenfieber) 06/2001
  23. 017/023 Peritonsillarabszeß 06/2001
  24. 017/024 Chronische Tonsillitis 06/2001
  25. 017/025 Sialolithiasis (Speichelstein) 06/2001
  26. 017/026 Parotitis epidemica (Mumps) 06/2001
  27. 017/027 Chronische Lymphadenitis colli 06/2001
  28. 017/028 Mediane Halszyste, Halsfistel 06/2001
  29. 017/029 Laterale Halszyste, Halsfistel 06/2001
  30. 017/030 Phonationsknötchen 06/2001
  31. 017/031 Reinke-Ödem 06/2001
  32. 017/032 Rekurrensparese 06/2001
  33. 017/033 Akute Epiglottitis 06/2001
  34. 017/034 Epiglottisabszeß 06/2001
  35. 017/036 Orbitabodenfraktur 06/2001
  36. 017/037 Ärztliche Hinweise zur Selbsttherapie bei Insektengift- / #Nahrungsmittel-Anaphylaxie 06/2001
  37. 017/066 Antibiotika-Therapie der Infektionen an Kopf und Hals 01/2003
  38. 017/068 Schnarchen: Primäres Schnarchen 12/1999
  39. 017/069 Schnarchen: Obstruktive Schlafapnoe (OSA) und obstruktives #Schnarchen 12/1999
  40. 017/070 Septo-Rhinoplastik 06/2000
  41. 017/071 "Cochlear Implant Versorgung" einschließlich auditorisches #Hirnstammimplantat 02/2002
  42. 017/067 Konsensusbericht: Onkologie des Kopf-Hals-Bereiches 06/1999
  43. 032/031 Kurzgefasste Interdisziplinäre Leitlinie Karzinome des oberen Aerodigistivtraktes 10/2001
  44. 017/032 Nasen OP

Nicht aktualisierte Richtlinien

  1. 017/038 Atemnot 05/1996
  2. 017/039 Chronische Kopfschmerzen 05/1996
  3. 017/040 Dysphagie / Odynophagie 05/1996
  4. 017/041 Epistaxis 05/1996
  5. 017/042 Fazialisparese 05/1996
  6. 017/043 Heiserkeit / Dysphonie 05/1996
  7. 017/044 Ohrgeräusche 05/1996
  8. 017/045 Ohrenschmerzen 05/1996
  9. 017/046 Otorrhoe 05/1996
  10. 017/047 Reizhusten / Räusperzwang (Erwachsene) 05/1998
  11. 017/048 Reizhusten / Räusperzwang (Kinder) 05/1996
  12. 017/049 Rhinosinusitis 05/1996
  13. 017/050 Riechstörungen 05/1996
  14. 017/051 Säuren-Laugen-Verätzungen 05/1996
  15. 017/052 Schmeckstörungen 05/1996
  16. 017/053 Schwerhörigkeit 05/1996
  17. 017/054 Schwindel 05/1996
  18. 017/055 Speicheldrüsenschwellung 05/1996
  19. 017/056 Taubheit 05/1996
  20. 017/057 Zungenbrennen 05/1996
  21. 017/058 Konsensusbericht: Die nasale Hyperreaktivität 09/1996
  22. 017/059 Die Verwendung hoher Schallpegel in der audiometrischen Diagnostik und Kernspintomographie 02/1998
  23. 017/060 Ösophagoskopie 07/1997
  24. 017/061 Tracheo-Bronchoskopie 07/1997
  25. 017/062 Ohrmuschelplastik 06/1998
  26. 017/063 Frische Ohrmuschelverletzung 06/1998
  27. 017/064 Tinnitus 05/1998
  28. 017/065 Hörgeräteversorgung 07/1998

Ständeorganisationen

Bei der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie handelt es sich bei den Feder führenden Mitgliedern um den Zusammenschluss vorwiegend wissenschaftlich tätiger HNO-Ärzte, vielfach Ordinarien deutscher Hochschulen. Mitglied kann jeder HNO-Arzt werden, der Bürgen aus dem wissenschaftlichen Bereich benennen kann. Als vorwiegende Aufgabe der Gesellschaft darf die Erhaltung eines hohen wissenschaftlichen Standards der HNO-Heilkunde angesehen werden.

Dem Vorstand gehört auch ein Mitglied des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. an. Dabei handelt es sich um den Zusammenschluss vorwiegend praktisch tätiger HNO-Ärzte, vielfach Kassenärzte. Mitglied kann jeder HNO-Arzt werden, er sollte möglichst eine Praxis betreiben. Als vorwiegende Aufgabe des Berufsverbandes darf die Erhaltung der freiberuflichen Tätigkeit der HNO-Ärzte angesehen werden und die Wahrnehmung von Rechten gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung und den Kassenärztlichen Vereinigungen

Quellen

  1. O.A.: Nutzen und Risiken von Leitlinien... derzeit 1.000 "Leitlinien" zuviel? Arznei-Telegramm 11/2000. [1]
  2. Florack C, Kaiser T, Franz H, Sawicki PT: Wirksamkeit rheologischer Infusionstherapie beim idiopathischen Hörsturz. PRO - Mitteilungsblatt der KV Sachsen-Anhalt 2004; 13(11): B1-B4.
  3. O.A.: Schattenseite der Medizin. Der Spiegel, 29.8.2005. [2]
  4. Stein, Rosemarie: Nutzen fraglich, Schaden möglich. Was die Behandlung des Hörsturzes bringt. Der Tagesspiegel, 20.7.06. [3]

Weblinks


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