Otto Friedrich von der Gröben

Otto Friedrich von der Gröben
Otto Friedrich von der Groeben

Otto Friedrich von der Groeben (* 16. April 1657 in Napratten bei Heilsberg im Ermland; † 30. Juni 1728 auf seinen Gütern bei Marienwerder in Westpreußen) war ein Soldat und Forschungsreisender im Dienste Brandenburg-Preußens und anderer europäischer Staaten. Im Jahre seines Todes bekleidete er den Rang eines Generalleutnants im Dienst des polnischen Königs.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Otto Friedrich war der Sohn des brandenburgischen Generals Georg Heinrich von der Groeben. Obwohl er protestantischen Glaubens war, besuchte er als Kind eine Jesuitenschule. Mit 17 Jahren schloss er sich einem polnischen Adligen an und reiste mit ihm nach Italien und Malta, nach Ägypten, Palästina und Zypern.

Auf großen Umwegen unter anderem über Frankreich, kehrte er 1680, nach achtjähriger Abwesenheit in die Heimat zurück. Wahrscheinlich auch aufgrund seiner durch diese Reisen gemachten Erfahrungen übertrug der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm, den im Range eines Kammerjunker und Majors stehenden 25jährigen von der Groeben im Frühjahr 1682 die Leitung einer brandenburgischen Kolonialexpedition an die Guineaküste. Diese Expedition hatte zum Ziel, eine ständige brandenburgischen Niederlassung zu errichten. Zusätzlich sollten bewaffnete Forts zum Schutz dieser Niederlassung errichtet werden.

Dieser Expedition ging bereits eine Handelsexpedition voraus, die 1680 unter der Leitung des Kommandanten der brandenburgischen Fregatte „Morian“, Philipp Pietersen Blonck, an die Guinea- und Angolaküste abgesandt worden war. Dabei gelang es, am 16. Mai 1681 an der Goldküste etwas westlich des Kaps der drei Spitzen einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit den drei Ahanta-Häuptlingen Pregate, Sophonie und Apany zu schließen, in denen es den Brandenburgern gestattet wurde, eine Niederlassung und ein Fort zu errichten. Sofort nach der Rückkehr der Expedition im August 1681 begann man mit der Ausrüstung einer neuen Expedition und regte dadurch gleichzeitig die Gründung der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie an.

Die Kolonialexpedition begann am 16. Mai 1682 mit dem Auslaufen der beiden Schiffe der Kurbrandenburgischen Marine „Morian“ (32 Geschütze, 60 Mann Schiffsbesatzung) und „Churprinz von Brandenburg“ (12 Geschütze, 40 Mann Schiffsbesatzung) unter dem Kommando von Otto Friedrich von der Groeben aus der Elbe in Richtung Goldküste.

Am 27. Dezember 1682 betrat Otto Friedrich von der Groeben am Kap der drei Spitzen nahe dem Dorf Accada erstmals afrikanischen Boden. Nachdem man hier jedoch mit plötzlich auftauchenden Holländern aneinandergeriet, segelte man weiter und landete einige Seemeilen weiter nordwestlich. Dort fand man in der Nähe des Dorfes Poquesoe (heute Prinzess Town) einen fast idealen Standort für das zukünftige Fort. An diesem Platz fand auch am 1. Januar 1683 mit einem militärischen Zeremoniell die feierliche Hissung der brandenburgischen Flagge statt. Unmittelbar nach der Flaggenhissung wurde mit dem Bau von Fort Groß Friedrichsburg begonnen. Am 5. Januar 1683 wurde der Vertrag mit den Ahanta erneuert.

Während der Bauarbeiten grassierte das Fieber unter den Brandenburgern und zeitweise waren von 40 Mann nur noch fünf einsatzfähig. Auch von der Groeben erkrankte, nebst dem Sekretär, dem Sergeanten, vier Soldaten und zwei Matrosen. Die beiden Festungsbauingenieure starben und alle anderen waren zu schwach oder mit der Krankenpflege beschäftigt, so dass die Bauarbeiten schon bald zum Erliegen kamen. Nachdem sich von der Groeben wieder etwas erholt hatte, fuhr er mit dem „Morian“ und den Kranken zur portugiesischen Insel São Tomé hinüber, wo er und die anderen Kranken schnell wieder gesundeten. Auf der Rückreise erkundete er bei der Gelegenheit auch ausführlich die Krabbenbucht (Camerones), einige Kamerun-Gebiete sowie die Küsten der Königreiche Benin und Ardra (Allada). Nach kurzem erneuten Aufenthalt in Großfriedrichsburg kehrte er an Bord des „Morian“ über England und Schottland im Juli oder August 1683 wieder in die Heimat zurück, nachdem er die weitere Leitung des Aufbaus der Festung Groß Friedrichsburg Philipp Pietersen Blonck übergeben und diesen als neuen Kommandanten von Groß-Friedrichsburg eingesetzt hatte.

Als er nach insgesamt 18 Monaten wieder in Brandenburg-Preußen eintraf, wurde er vom Großen Kurfürsten als Gründer der ersten brandenburgischen Kolonie geehrt und mit der Anwartschaft auf die Nachfolge in der Amtshauptmannschaft über Marienwerder und Riesenburg belohnt, die zu diesem Zeitpunkt noch sein Vater inne hatte.

1686 begab er sich in venezianische Dienste und machte eine Kriegsfahrt gegen die Türken nach Morea mit. Nach seiner Rückkehr im gleichen Jahr heiratete er Anna Barbara von Schlieben „...aus dem Hause Sanditten“; mit ihr zeugte er in den Folgejahren drei Söhne (Abram, Isaak und Jacob) und eine Tochter. Am 3. Januar 1688 wurde er zum Oberst in der Kurfürstlich brandenburgischen Armee befördert und 1704 zum Königlich Preußischen Kammerherrn ernannt.

1719 trat er in die Dienste des Königs von Polen, der ihn als Generalmajor einsetzte. Otto Friedrich von der Groeben starb als Generalleutnant am 30. Januar 1728 auf seinem Anwesen bei Marienwerder. Er war im Laufe seines Lebens insgesamt dreimal verheiratet gewesen.

Abstammung

Die Familie von der Gröben ist erstmals historisch belegt im Jahre 1104 in der Nähe von Magdeburg. Sie stammte wahrscheinlich aus Sachsen und sei, so heißt es, 927 zusammen mit König Heinrich ins Brandenburger Land gekommen, wo sie unter anderem in Gröben bei Ludwigsfelde residierte. In Berlin-Kreuzberg ist seit 1895 das Gröbenufer nach Otto Friedrich von der Gröben benannt.

Schriften

  • Orientalische Reise-Beschreibung, des brandenburgischen Pilgers Otto Friedrich von der Gröben: Nebst d. Brandenburgischen Schifffahrt nach Guinea und der Verrichtung zu Morea, unter ihrem Titel, Marienwerder 1694
  • Guineische Reise-Beschreibung, Marienwerder 1694
  • Des edlen Bergone und seiner tugendhafften Areteen denckwürdige Lebens- und Liebesgeschichte : Zum Nutz u.Vergnügen edeler Gemüther ... welche daraus die Sitten und Gebräuche vieler Völcker u.d. ausführliche Beschreibung Italien, der Heiligen u. anderer Länder ersehen können., Datzig 1700
  • Voorname Scheepsogt Van Jonkheer Otho Fridrich van der Greuben, Brandenburgs Edelman, Na Guinea, Met 2 Keur-Vorstelijke Fregatten, Gedaan in het Jaar 1682... : Verhandelende ... de gelegentheeden van verscheyde Zee-Kusten in Africa ... der Greyn-kust, Tand- of Quaqua-kust, Goud-kust ..., en des Reysigers Togt van daar na Terra Nova in America gelegen : Als mede den Aart, Zeeden, Gewoontens, ... ; Door den Reysiger selfs opgeteeknet en nu ... uyt het Hoogduyts vertald ; Met ... Register en Konst-Printen... enthalten in: Johan Lodewyk Gottfried, De Aanmerkens-waardige Voyagien Door Francoisen, Italiaanen, Deenen, Hoogduytsen en andere Vreemde Volkeren gedaan Na Oost- en West-Indien... Het 2.Stuk, Leiden 1706

Literatur

  • Otto Friedrich von der Gröben, Guineische Reisebeschreibung, Marienwerder 1694; zur Biografie siehe Nachwort im Nachdruck der Originalausgabe (1981)
  • Paul Friedrich Stuhr: Geschichte der See- und Kolonialmacht des Großen Kurfürsten, Berlin (1839)
  • Hofmeister, Die maritimen und colonialen Bestrebungen des Grossen Kurfürsten 1640 bis 1688 - II., Archiv für Post und Telegraphie (Berlin), 13 (1885) 591-603
  • Kurt Petsch, Seefahrt für Brandenburg-Preussen 1650-1850 - Geschichte der Seegefechte, überseeischen Niederlassungen und staatlichen Handelskompanien, in: H.Bleckwenn (Hrsg.), Das altpreussische Heer - Erscheinungsbild und Wesen 1713-1807, Teil IV, Band 11, Biblio Verlag Osnabrück, 1986

Weblinks


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