- Overbanked
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Die Wettbewerbsintensität im deutschen Bankwesen ist im Internationalen Vergleich relativ hoch, die Preise für Bankdienstleistungen und die Rentabilität der in Deutschland tätigen Banken entsprechend niedrig.
Als eine Ursache hierfür wird die im internationalen Vergleich hohe Bankstellendichte angegeben. Banken klagen, Deutschland sei overbanked. Bereits Ende der 80er Jahre wurde daher (in Anspielung auf die Krise der Stahlindustrie in den 70er und 80er Jahren) eine Welle der Filialschliessungen prognostiziert ("die Bankenbranche ist die Stahlindustrie der 90er").
Die Bankstellendichte ist hierbei definiert als die Zahl der Einwohner, auf die jeweils eine Bankfilliale kommt.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung der Bankstellendichte
Jahr Änderung der
Filialzahl [1]1960 1.691 (+) 1965 1.461 (+) 1970 1.811 (+) 1975 329 (+) 1980 558 (+) 1985 90 (+) 1990 59 (-) 1991 520 (+) 1992 3.788 (+) 1993 68 (-) 1994 397 (-) 1995 497 (-) 1996 483 (-) 1997 655 (-) 1998 1.859 (-) 1999 784 (-) 2000 1.136 (-) 2001 2.847 (-) 2002 3.221 (-) 2003 3624 (-) 2004 1777 (-) 2005 1.367 (-) Nach dem wiedervereinigungsbedingten Zuwachs an Bankfilialen Anfang der 90er Jahre sank die Zahl der Banken und Filialen seit Mitte der 90er Jahr kontinuierlich auf derzeit 44100 (Stand 31. Dezember 2005) . Als Hauptgründe werden genannt:
- Bankenfusionen (insbesondere im Bereich der Sparkassen und Genossenschaftsbanken
- Marktanteilsgewinne der Direktbanken
- Zunehmende Nutzung des Internetbankings
Bankenstatistik [2] 1995 2000 2005 Anzahl Banken 3.785 3.785 2.344 Anzahl Filialen 71.716 59.848 46.444 Zahl der Auslandsbanken 579 714 685 Entgegen dieser Entwicklung ist die Zahl ausländischer Bankniederlassungen in Deutschland in der gleichen Zeit gestiegen. Neben der Auswirkung grenzüberschreitender Fusionen ist auch hier das Internetbanking als Ursache zu nennen, das den Einstieg von Auslandsbanken auf den deutschen Markt erleichterte.
Bankstellendichte im internationalen Vergleich
Einwohner je Zweigstelle [3] 1998 2002 Veränderung Spanien 1.021 1.039 0,0% Luxemburg 1.325 1.642 16,4% (-) Österreich 1.762 1.824 2,6% (-) Belgien 1.433 1.862 22,1% (-) Portugal 2.017 1.920 9,0% (+) Italien 2.192 1.939 13,8% (+) Deutschland 1.814 2.159 15,5% (-) Frankreich 2.301 2.340 2,9% (+) Dänemark 2.319 2.562 7,1% (-) Niederlande 2.322 3.230 26,3% (-) Griechenland 3.916 3.537 15,2% (+) Vereinigtes Königreich 3.746 4.023 6,2% (-) Irland 3.471 4.032 7,5% (-) Finnland 4.115 4.245 2,3% (-) Schweden 4.030 4.372 7,1% (-) EU 185.110 2.026 2.142 3,7% (-) Euro-Raum 1.830 1.932 3,3% (-) Die Bankstellendichte in Deutschland (Zahl der Einwohner je Bankstelle) hat sich seit Beginn der 90er Jahre kontinuierlich erhöht. Trotz des Rückgangs der Zweigstellenzahl liegt Deutschland, was die Bankstellendichte anbetrifft, innerhalb der Europäischen Union immer noch in der Spitzengruppe, nicht zuletzt auch deshalb, weil in den meisten anderen Mitgliedsländern der Europäischen Union die Bankstellenzahl in den letzten Jahren ebenfalls reduziert wurde.
Ein Hauptgrund für die hohe Bankstellendichte sieht der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im dreigliedrigen Bankensystem in Deutschland und dem hohen Marktanteil öffentlicher Institute[4].
Wirkungen auf den deutschen Bankenmarkt
Bankenrentabilität
(Anteil an der Bilanzsumme in vH;
Medianwerte) [5]Land 1997 2001 Deutschland 0,2 0,3 Frankreich 0,4 0,7 Italien 0,8 0,8 Spanien 0,9 0,9 UK 0,6 0,7 Eine Hauptwirkung ist die im internationalen Vergleich chronisch niedrige Rentabilität deutscher Banken. Diese wird noch verstärkt durch die Niedrigzinsphase und den damit verbundenen Margendruck. Die Banken reagieren darauf mit dem Versuch, Zusatzerträge in Form von Provisionen aus Zusatzgeschäften zu generieren. Weiterhin ist eine Folge des Wettberwerbsdrucks der Zuwachs an Zusammenschlüsse (= Fusionen) und Kooperationen insbesondere im Bereich der Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Auch die Kostenseite steht seit Jahren im Fokus des Interesses. Neben Personalabbau und Filialschliessungen wird geprüft, welche Geschäftsfelder ausgegliedert (= outgesourct) werden können um die Wertschöpfungstiefe zu reduzieren.
Quellen
- ↑ Bundesbank Bankstellenstatistik
- ↑ Bundesverband Deutscher Banken Online Fassung
- ↑ Europäische Zentralbank, Structural Analysis of the EU-Banking-Sector, November 2003, zitiert nach DSGV
- ↑ Sachverständigengutachten 2004 Online Fassung
- ↑ Jahresgutachten Sachverständienrat, Tabelle 59
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