PATRIOT

PATRIOT
MIM-104 PATRIOT
Start eines PATRIOT-Lenkflugkörpers(auf Startgerät US-Version)
Start eines PATRIOT-Lenkflugkörpers
(auf Startgerät US-Version)
Grunddaten
Funktion bodengestützte Mittelstrecken-Flugabwehrrakete
Hersteller Raytheon
Erstflug erster militärischer Einsatz am 18. Januar 1991
Entwicklung seit 1969
Weitere Leistungsmerkmale
Triebwerk einstufige Feststoffrakete
Gefechtsgewicht 914 kg (MIM-104 A/B)
900 kg (MIM-104 C)
312 kg (PAC-3)
Länge 5,30 m (MIM-104A/B)
5,18 m (MIM-104 C)
5,20 m (PAC-3)
Durchmesser 0,41 m (MIM-104A/B/C)
0,25 m (PAC-3)
Geschwindigkeit > Mach 3 (MIM-104A/B)
> Mach 5 (MIM-104C/PAC-3)
Reichweite MIM-104A/B: 70 km
MIM-104C: 160 km
PAC-3: 15 bis 45 km (Luftziele), 15 bis 45 km (ballistische Ziele)
Service ceiling MIM-104A/B: k.A.
MIM-104C: 24 km
PAC-3: 10 bis 15 km
Gefechtskopf MIM-104A/B: 90 kg Hochexplosiv
MIM-104C: 91 kg Hochexplosiv/Splitter
PAC-3: 73 kg Hochexplosiv/Splitter

MIM-104 PATRIOT (eigentlich kein Apronym, oftmals aber übersetzt mit: Phased Array Tracking Radar to Intercept Of Target[1]) ist ein bodengestütztes Mittelstrecken-Flugabwehrraketensystem zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und taktischen ballistischen Mittelstreckenraketen.

Entwickelt wurde es bereits seit den 1960er Jahren von den amerikanischen Unternehmen Raytheon und Lockheed, damals noch unter der Bezeichnung „SAM-D“. Das russische Pendant zur Patriot ist die SA-10 „Grumble“ aus den 1970er Jahren, beziehungsweise die modernere SA-20 „Gargoyle“.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Das Flugabwehrraketensystem PATRIOT besteht aus mehreren Einzelkomponenten, die entweder auf Sattelaufliegern/LKW (US-Version) oder nur auf LKW (deutsche Version) montiert sind, um eine hohe Mobilität zu gewährleisten. Die einzelnen Teilsysteme werden entweder über Kabelverbindungen (Lichtwellenleiter/Zwei- und Mehrdrahtleitung) und/oder VHF-Funk miteinander verbunden. Im folgenden Abschnitt werden die Komponenten des Systems aufgelistet und erläutert.

Radar Set (RS)

Das AN/MPQ-53-Radargerät in der Version auf Sattelauflieger (japanische Streitkräfte)

Das AN/MPQ-53-Multifunktionsradar dient zur Erfassung, Identifizierung und Bekämpfung von Luftzielen. Anders als bei konventionellen Radargeräten verwendet das MPQ-53 Phased-Array-Antennen, was einige Vorteile mit sich bringt: höhere ECCM-Kapazitäten, genauere Entfernungs- und Winkelbestimmung sowie extrem schnelle Strahlausrichtung. Nachteilig wirkt sich bei dieser Konstruktion der eingeschränkte Erfassungsbereich von 120° (in der Praxis eher 90°) aus, so dass eine effiziente Feuerkraft nur durch Zusammenwirken mehrerer Feuereinheiten erreicht wird. Das Radar besteht aus 5161 Antennenelementen und arbeitet im Frequenzbereich von 4 bis 8 GHz. Es kann 90 bis 125 Flugziele verfolgen und dabei gleichzeitig bis zu neun Lenkflugkörper in der finalen Abfangphase mittels des TVM-Verfahrens steuern. Die Bekämpfungsreichweite beträgt maximal 170 km, minimal 3 km.

Das Radar sorgt ebenfalls für die Freund-Feind-Erkennung (IFF) durch elektronische Abfrage der Flugziele (Systembezeichnung: AN/TPX-46(V)7; im Frequenzbereich 1030 und 1090 MHz) sowie den Aufbau eines Datenlinks zu abgefeuerten Lenkflugkörpern (Frequenzbereich: 4 bis 8 GHz). Diese Funktionen übernehmen separate Antenneneinheiten am unteren Teil des Antennenträgers. Weiterhin sind noch einige Module zur Nebenkeulenunterdrückung vorhanden, um die Einflüsse durch gegnerische Störmaßnahmen zu verringern oder ganz auszublenden.

Das Radar wurde im Laufe der Zeit umfassend modernisiert und trägt seit dem PAC-3 Configuration 3-Upgrade die neue Bezeichnung AN/MPQ-65.

Engagement Control Station (ECS)

Das AN/MSQ-104 ist der Feuerleitstand des Patriot-Systems und ist eine der wenigen bemannten Komponenten. Von hier aus führen drei Bediener den Feuerkampf, wobei sie Anweisungen vom zentralen Gefechtsstand ICC erhalten können.

Electric Power Plant (EPP)

Zur Stromversorgung des Radars und des Feuerleitstands stehen auf diesem Fahrzeug zwei Generatoren (deutsch: Strom-Erzeuger-Aggregat (SEA)) mit jeweils 150 kW Leistung zur Verfügung.

Launching Station (LS)

Ein PATRIOT Startgerät (US-Version, japanische Streitkräfte)

Die M 901-Startgeräte können bis zu vier Lenkflugkörper der Varianten PAC-1/-2 aufnehmen oder 16 des Typs PAC-3. Sie sind je nach EMCON-Status mittels VHF-Datenfunk und/oder Lichtwellenleiter mit dem Feuerleitstand verbunden. Der bei der Bundeswehr gebräuchliche Systemrahmen, auf dem das Waffensystem montiert ist, ermöglicht mitsamt dem Trägerfahrzeug eine Nivellierung des Systems auf unebenem Untergrund von 5° in Fahrtrichtung („roll“) und 4° im rechten Winkel dazu (Fahrzeug-Querachse; „cross-roll“). Weitere 5° können vom System (WCC = Weapon-Control-Computer) des ECS ausgeglichen werden. Der Aufbau mit den vier Kanistern, in denen sich die Lenkflugkörper (LFK) befinden, kann um 110° nach rechts oder links zur Ausgangsstellung gedreht werden („clockwise“ und „counterclockwise“). Zur Einnahme der Startbereitschaft wird der Aufbau in einem Höhenwinkel von 38° aufgerichtet.

Antenna Mast Group (AMG)

Die Antenna Mast Group (AMG) (deutsch: Antennenmastanlage (AMA)) verbindet mehrere PATRIOT-Einheiten über bis zu vier Richtfunkstrecken über weite Strecken mit hoher Redundanz und Störfestigkeit.

Information Coordination Central (ICC)

Das ICC ist der zentrale übergeordnete Gefechtsstand, in dem taktische Entscheidungen auf Kampfführungsebene (Ebene Bataillone) getroffen werden und anschließend an bis zu sechs Feuerleitstände (Ebene Feuereinheit) weitergegeben werden. Er verfügt außerdem über umfangreiche Kommunikationseinrichtungen (darunter Link 11B, Link 16 und ATDL-1), die es dem Kampfführungspersonal erlauben, mit vielen modernen Waffen-, Aufklärungs- und Führungsplattformen zu kommunizieren. Hierdurch können die Zieldaten schnell und sicher ausgetauscht werden.

Electric Power Unit (EPU)

Diese kleine Komponente sichert die Stromversorgung des zentralen Gefechtsstandes. Hierfür sind zwei Generatoren mit jeweils 30 kW Leistung zuständig.

Command Post (CP)

Für den Einheitsführer steht eine weitere Kabine als Gefechtsstand zur Verfügung. Von hier aus wird die Einheit geführt. Weitere Führungskabinen stehen für Wartungs- und Instandsetzungspersonal, Fernmelde- sowie Erkundungspersonal zur Verfügung.

Entwicklung und Varianten

MIM-104A

Dies ist die 1984 eingeführte Basisversion.

MIM-104B

Diese Variante, auch bekannt als SOJC (engl. „Standoff Jammer Counter“) wurde in den späten 1980er Jahren eingeführt und ist auf die Bekämpfung von fliegenden Störsystemen ausgelegt. Der Lenkflugkörper fliegt hierzu eine optimierte Flugbahn und verwendet seinen passiven Radarsuchkopf, um die Störquelle anzufliegen. Zu diesem Zweck wurde ein modifiziertes Navigationssystem installiert, wobei die Eigenschaften bei der Luftzielbekämpfung mit der A-Variante identisch sind.

PAC-1

Bei dem „Patriot Advanced Capability“-Upgrade handelt es sich hauptsächlich um eine softwarebasierte Kampfwertsteigerung, da lediglich das AN/MPQ-53-Radar modifiziert wurde. Die neue Software ermöglicht das Abfangen von ballistischen Kurzstreckenraketen. Da der Lenkflugkörper selbst nicht verändert wurde, erhielt er keine neue Bezeichnung gemäß dem MIM-104x-Schema.

MIM-104C (PAC-2)

Diese Version bezeichnet die erste umfassende Kampfwertsteigerung des Patriot-Systems. Neben weiteren Verbesserungen an der Software wurde sowohl der Näherungszünder als auch der Gefechtskopf maßgeblich überarbeitet, um die Bekämpfung von ballistischen Raketen zu verbessern. Hierbei wurde zusätzlich die Reichweite durch einen neuen Raketentreibstoff und eine optimierte Flugsteuerung erheblich vergrößert. Der erste Testschuss (gegen eine andere Patriot-Rakete) fand im November 1987 statt; die ersten Systeme wurden Ende 1990 in Dienst gestellt.

MIM-104D (PAC-2 GEM)

Nachdem die PAC-2-Lenkflugkörper im Einsatz gegen ballistische Raketen deutliche Schwächen zeigten (Details siehe unten), wurde eine Kommission zur Analyse des Systems gebildet. Diese identifizierte den Näherungszünder als wesentliche Schwachstelle des Systems, da dieser oft zu träge war und so die Zündung des Sprengkopfes zu spät auslöste. Daher wurde bei der GEM-Variante (englisch: „Guidance Enhanced Missile“) ein neues und erheblich schnelleres Zündsystem installiert. Durch Einbau eines moderneren Radarsuchers konnten nun Ziele mit einem kleinen Radarquerschnitt erfasst und verfolgt werden. Bei den bodengestützeten Systemkomponenten wurde das Radar verbessert, und durch Einbau eines neuer Datenlinks wurde die Platzierung der Startgeräte in bis zu 10 Kilometer Entfernung zum Feuerleitstand ermöglicht, wodurch der Verteidigungsbereich des Systems erhöht werden konnte. Die Produktion begann im Jahre 1994.

MIM-104E (PAC-2 GEM+)

Diese Variante (umfasst die GEM/T- und GEM/C-Ausführung) stellt eine weitere Verbesserung der GEM-Variante dar. Es wurde ein neuer digitaler Näherungszünder und Radarsucher eingeführt, die sich durch ein neues leistungsfähiges Rauschunterdrückungssystem auszeichnen. Hierdurch können noch kleinere Radarziele, zum Beispiel LO-Fluggeräte (Stealth) oder Marschflugkörper, bekämpft werden als es mit der GEM-Version möglich war. Die GEMT/T-Ausführung unterscheidet sich von der GEM/C-Variante nur durch den Näherungszünder, der bei der T-Version auf die Bekämpfung von ballistischen Raketen optimiert ist. Die Auslieferung an die US Army begann im November 2002, die alle vorhandenen PAC-2 Lenkflugkörper mit dem „GEM+“-Upgrade versehen will. Bis 2006 wurden bereits 515 Lenkflugkörper modernisiert.

PAC-3

Teil des vorderen Steuerungssegments (inkl. Radom)
Eine PAC-3 Rakete kurz nach dem Start (man beachte die aktiven Schubdüsen im vorderen Segment)
PAC-3-Abfangtest am 14. Oktober 2000

Der PAC-3-Lenkflugkörper wurde speziell zur Bekämpfung von höher entwickelten ballistischen Raketen entworfen, kann aber auch konventionelle Luftziele effektiv bekämpfen, wobei er allerdings durch seine relativ geringe Reichweite in dieser Rolle eingeschränkt wird. Außerdem wirken sich die höheren Kosten dieses LFK ungünstig im Feuerkampf gegen gegnerische konventionelle Flugzeuge aus, da schon weniger hochentwickelte LFK diesem Zweck genügen. Die PAC-3 soll primär feindliche Raketen durch einen direkten Treffer (englisch: „hit-to-kill“) zerstören, da somit eine sichere Zerstörung des Gefechtskopfes gewährleistet werden kann. Allerdings kann der Lenkflugkörper durch seinen Splittersprengkopf mit Näherungszünder auch bei knappen Vorbeiflügen eine Vernichtung des Ziels („Kill“) sicherstellen. Um die nötige Präzision für ein direktes Abfangmanöver zu gewährleisten, wurden ein aktiver Puls-Doppler-Radarsucher und einige Schubdüsen in die Flugzelle des PAC-3 LFK integriert. Die kleinen Abmessungen des PAC-3 LFK ermöglichen es, einen PAC-2-LFK-Kanister durch einen Kanister mit vier PAC-3-Lenkflugkörpern zu ersetzen. Hierdurch kann ein einzelnes Startgerät bis zu 16 PAC-3-Lenkflugkörper aufnehmen gegenüber vier Startkanistern mit PAC-2 LFK.

Während diverser Tests wurden eine breite Palette an Zieltypen simuliert[2]. Neben den üblichen ein- und zweistufigen Kurzstreckenraketen kamen auch modifizierte Patriot-Raketen (Bez.: „Patriot-As-A-Target“, PAAT) in dieser Rolle zum Einsatz um besonders kleine ballistische Ziele zu simulieren. Zur Simulation von höher entwickelten Raketen wurden auch mehrmals separierende und manövrierende Gefechtsköpfe abgefangen. Letztere basieren auf dem Modell, welches bei der Pershing II zum Einsatz kam und werden als Storm II bezeichnet[3][4]. Auch konventionelle, tieffliegende Luftziele und Marschflugkörper (unter anderem repräsentiert durch die MQM-107 Zieldrohne) wurden in Tests erfolgreich abgefangen.

Die Entwicklung der PAC-3 begann 1995 und wurde damals noch als ERINT (englisch: „Extended Range Interceptor“) bezeichnet. Das gesamte Programm kostet rund 8,5 Mrd. US-Dollar, wobei die US Army bereits über 900 Lenkflugkörper im Bestand hat. Folgende Varianten sind bekannt:

PAC-3 Configuration 1

Diese erste Entwicklungsvariante basiert auf der PAC-2-GEM-Version. Hauptsächlich wurden die Bodensysteme mit neuen Computer- und Steuersystemen ausgestattet, die für die neuen und komplexen Steuerungsvorgänge nötig sind. Der Lenkflugkörper selbst erhielt einen verbesserten Doppler-Impuls-Radarsucher und die modernisierten Komponenten der GEM-Variante.

PAC-3 Configuration 2

Bei dieser Entwicklungsversion wurden die Bodensysteme mit dem Joint Tactical Information Distribution System (JTIDS) ausgestattet, das die Kommunikation mit befreundeten Einheiten verbesserte. Das restliche Paket besteht aus einem umfassenden Software-Upgrade für den Feuerleitstand und den Lenkflugkörper. Hierdurch wurde zum einen die Erfassung und Verfolgung von Zielen mit einem kleinen Radarquerschnitt verbessert, zum anderen können nun auch Anti-Radar-Lenkflugkörper wie AGM-88 HARM (USA/NATO) oder die AS-17 Krypton aus russischer Produktion bekämpft werden.

PAC-3 Configuration 3

Neben der Einführung eines neuen Software-Pakets wurde der aktive Radarsucher der Rakete mit zwei Wanderfeldröhren und einem neuen Exciter ausgestattet, um die Leistung gegenüber Zielen mit kleinem Radarquerschnitt zu erhöhen. Das AN/MPQ-53-Radar, das nun die Bezeichnung AN/MPQ-65 trägt, wurde ebenfalls umfassend modernisiert und weist nun bessere Eigenschaften bei der Identifizierung von ballistischen Zielen und bei der Unterdrückung von Clutter und Störquellen auf. Außerdem wurde das Netzwerksystem mit einer Schnittstelle für das THAAD-System ausgerüstet.

PAC-3

Dies ist die finale Serienversion der PAC-3, die seit 2001 im Dienst steht. Gegenüber der Configuration-3-Variante wurden lediglich einige Detailverbesserungen vorgenommen.

PAC-3 MSE

Bei dieser Variante (englisch: „Missile Segment Enhancement“) handelt es sich um eine Kampfwertsteigerung des PAC-3-Lenkflugkörpers, die sich aktuell noch in der Entwicklung befindet. Die geplanten Modifikationen zielen vor allem auf eine Verbesserung der Flugeigenschaften ab. Hierzu wird ein neuer, stärkerer Raketenmotor zum Einsatz kommen, der die Reichweite signifikant erhöhen soll. Um eine bessere Manövrierfähigkeit zu erreichen, sind vergrößerte und verstärkte Steuerflächen geplant. Außerdem ist ein modernerer Datenlink zur besseren Kommunikation zwischen Lenkflugkörper und Feuerleitstand geplant. Das Upgrade setzt keinerlei Änderungen an der LFK-Zelle oder am Startsystem voraus. Diese Variante soll auch beim MEADS-System zum Einsatz kommen. Der letzte Test wurde im Rahmen der zweiten Testphase am 4. Juni 2008 erfolgreich durchgeführt.

Stationierung in Deutschland und international

PATRIOT-Startgerät der deutschen Luftwaffe. Im Gegensatz zur US-Version sind bei der deutschen Version alle Komponenten auf LKW montiert.

US Army

Im Januar 1985 wurde mit dem „32nd Army Air Defense Command“ (32nd AADCOM) erstmals das PATRIOT-System von der US Army in Europa (in der Bundesrepublik Deutschland im Raum Gießen) stationiert.

Bundeswehr

Die Bundeswehr rüstete selbst 12 Flugabwehrraketenstaffeln der Luftwaffe mit PATRIOT aus. Die eingeführten Systeme sind ausschließlich auf LKW des Herstellers MAN montiert und mit deutschem Beistellgerät (Stromversorgungs-, Funk- und Klimaanlagen) versehen. Zusätzliche 24 von den USA finanzierte Systeme (ebenfalls in deutscher Version) wurden im Rahmen des PATRIOT-Roland-Abkommens betrieben. Nach Auslaufen des Abkommens hat die Luftwaffe die US-amerikanischen Systeme in ihren Bestand übernommen. Nach mehreren Umstrukturierungen und Reduzierungen sind seit dem 1. Januar 2006 insgesamt 24 Staffeln mit 96 Startgeräten (vier pro Feuereinheit) im operativen Einsatz - bei einem vermuteten Gesamtbestand von 192 Startgeräten.

Jede Staffel verfügt über einen Feuerleitstand (ECS), eine Stromversorgungsanlage (EPP), ein Multifunktionsradargerät (RS), acht Startgeräte (LS) mit je vier Flugkörpern (im Friedensausbildungsbetrieb werden nur vier Startgeräte pro Feuereinheit bereitgehalten) und einen Richtfunktrupp mit Generatoren und Antennenmastanlage (AMG). Als Reserve-Beladung stehen nochmals 32 Lenkflugkörper in Luftwaffendepots zur Verfügung. Die Bestückung der Startgeräte erfolgt nach Bedarf: MIM-104 A-D: maximal vier LFK; PAC 3: acht (in je zwei „four-packs“).

Verbündete und befreundete Streitkräfte

Weitere NATO-Nutzerstaaten sind Griechenland (seit 2003) und Spanien (seit 2005). Seit 1999 sollen PATRIOT-PAC-3-Systeme Japan vor möglichen chinesischen und nordkoreanischen Raketen schützen. Hierzu wurden sie auf Okinawa stationiert; ab 2007 zusätzlich in Saitama. Das Flugabwehrraketensystem PATRIOT wird weiter von Südkorea, Saudi-Arabien, Kuwait und den Niederlanden eingesetzt. Nach den erfolgreichen Verhandlungen zwischen Polen und den USA hinsichtlich des US-Raketenschildes werden PATRIOT-Systeme in der Zukunft auch in Polen stationiert sein. Im April 2008 bestellte Taiwan die aktualisierte Version PAC-3.

Die deutsche Luftwaffe plant, zwölf ihrer PATRIOT-Einheiten frühestens ab 2012 durch das neue Luftverteidigungssystem Medium Extended Air Defense System (MEADS) zu ersetzen. Die Beschaffung des Systems ist allerdings weder in Konstruktion, Umfang und Kosten noch Einführungsjahr abzusehen (Stand: Dezember 2008).

Das Waffensystem gehört nach der Kampfwertsteigerung „KWA Config 3“ weiterhin zu den modernsten verfügbaren Flugabwehrsystemen der Welt.

Siehe auch: Extended Air Defence Task Force

Einsatz in den Irak-Kriegen von 1991 und 2003

PATRIOT-Startgerät (US-Version) während „Desert Storm“
Trümmer einer durch PATRIOT während des zweiten Golfkrieges abgeschossenen Scud-Rakete

Im ersten Irak-Krieg hatten PATRIOT-Systeme der US Army die Aufgabe, angreifende irakische „Scud“- und „Al-Hussein“-Raketen abzufangen. Das Konzept der Abwehr ballistischer Raketen war schon lange von den Großmächten verfolgt, aber noch nie im realen Einsatz erprobt worden.

Zweifelhafte Erfolgsraten gegen ballistische Raketen 1991

Berichten zufolge soll der erste Kampfeinsatz am 18. Januar 1991 erfolgt sein, wobei eine auf Saudi- Arabien abgefeuerte Scud erfolgreich zerstört worden sein soll. Im Verlauf des Krieges wurden weitere 40 irakische Scuds mit PATRIOT-LFK bekämpft - der Erfolg dieser Einsätze ist ebenfalls bis heute umstritten. Diese Berichte und weitere Aussagen über den Erfolg der PATRIOT gegen ballistische Ziele im Irak-Krieg von 1991 werden von einer Vielzahl von Untersuchungen in Zweifel gezogen[5][6][7][8]:

  • Am 25. Februar 1991 traf eine irakische Scud eine Kaserne der US Army in Dharan in Saudi Arabien und tötete 28 Soldaten. Die folgende Untersuchung ergab, dass die PATRIOT-Batterie in Dharan den Flugkörper durchaus erkannt hatte und hätte bekämpfen können. Aufgrund eines Software-Fehlers klassifizierte der Waffensystemrechner die anfliegende irakische Rakete aber als falsches Ziel und startete daher keine Abfangrakete[9].
  • Die US-Armee gab anfangs eine Erfolgsrate („success rate“) für Scud-Abschüsse von 80 Prozent in Saudi Arabien und 50 Prozent in Israel an, später nur noch 70 Prozent beziehungsweise 40 Prozent. Bei einem Besuch bei dem PATRIOT-Hersteller Raytheon erklärte US-Präsident George H. W. Bush: „42 Scuds engaged, 41 intercepted![10], was einer Erfolgsquote von 97,6 Prozent entspräche. Am 7. April 1992 hieß es dagegen in einer unabhängigen Untersuchung, das PATRIOT-System habe eine Erfolgsquote von „unter 10 Prozent“ erreicht. In dem abschließenden Bericht hieß es: „Das PATRIOT-Raketensystem hatte im Golfkrieg nicht den spektakulären Erfolg, der der amerikanischen Öffentlichkeit weisgemacht wurde. […] Öffentlichkeit und Kongress wurden durch […] die Regierung und durch Raytheon-Vertreter während und nach dem Krieg irregeleitet.“ Auch in einem weiteren Bericht wurden die Erfolgszahlen kritisch kommentiert.

Einsätze gegen Luftziele 1991

Bei der Bekämpfung von bemannten Flugzeugen hat sich PATRIOT zwar als technisch erfolgreich erwiesen – die drei in den beiden Golfkriegen auf Flugzeuge abgefeuerten Raketen trafen ihre Ziele, allerdings handelte es sich jeweils um Friendly Fire, also um den irrtümlichen Abschuss von Kampfflugzeugen der US-geführten Koalitions-Streitkräfte (darunter ein britischer „Tornado“).

Erfolge gegen irakische ballistische Raketen 2003

Im zweiten Irak-Krieg erreichten die inzwischen zu PAC-3 aufgerüsteten Systeme unbestritten gute Erfolgsquoten mit 11 abgeschossenen Kurzstrecken-Raketen des Typs „Al Samoud-2“ und „Ababil-100“[11]. Mittelstreckenraketen wie im ersten Irak-Krieg kamen auf irakischer Seite nicht zum Einsatz. Die PATRIOT-Einheiten bewegten sich erfolgreich mit der Front, um die vorgerückten Truppen zu schützen und den Luftraum zu überwachen.

Technische Daten

Getarntes Startgerät
System MIM-104A/B MIM-104C PAC-3
Länge 5,30 m 5,18 m 5,20 m
Startgewicht 914 kg 900 kg 312 kg
Durchmesser 0,41 m 0,41 m 0,25 m
Spannweite k. A. 0,92 m 0,50 m
Antrieb einstufige Feststoffrakete einstufige Feststoffrakete einstufige Feststoffrakete
Reichweite 70 km 160 km Luftziel: 10 - 15 km
Ballistisches Ziel: 15 - 45 km
Einsatzhöhe k. A. 24 km 10 - 15 km
Geschwindigkeit > Mach 3 Mach 5 Mach 5
Lenkung TVM, INS, HOJ TVM, INS, HOJ TVM, INS, aktiver Radarsucher im Ka-Band
Gefechtskopf 90 kg Hochexplosiv 91 kg Hochexplosiv/Splitter 73 kg Hochexplosiv/Splitter
Zündung Aufschlags-/Näherungszünder Aufschlags-/Näherungszünder Näherungszünder
Einführungsjahr 1984 1990 2001

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Umfassende Beschreibung und Bedeutung des Acronyms (englisch)
  2. GlobalSecurity.org - Patriot PAC-3 Followon Testing, Zugriff am 20. März 2009
  3. MDA Link, Zugriff am 20. März 2009
  4. DesignationSystems - Storm, Zugriff am 20. März 2009
  5. PATRIOT: Kritische Bewertung der Einsatzerfolge im Irak-Krieg 1991 (englisch)
  6. Bericht über die Aussagekraft von TV-Aufnahmen von PATRIOT-Einsätzen gegen irakische Raketen (englisch)
  7. Bericht über geringe Trefferraten gegen Scud-Raketen im Golfkrieg von 1991 (englisch)
  8. US-Regierung und Hersteller geben geschönte Erfolgsbilanz der PATRIOT im Golfkrieg ab (englisch)
  9. Patriot gegen ballistische Raketen: Software-Fehler führte beim Scud-Angrif auf Dharan zu Systemversagen (englisch)
  10. Rede von US-Präsident George Bush vor Belegschaftsmitarbeitern von Raytheon (englisch)
  11. Bericht der “Defense Science Board Task Force” zur Leistungsfähigkeit des Patriot-Systems (englisch, PDF)


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