- PFAFF Industrie Maschinen AG
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Pfaff Industriesysteme und Maschinen AG Unternehmensform Aktiengesellschaft Gründung 1862
durch Georg Michael PfaffUnternehmenssitz Kaiserslautern, Deutschland Unternehmensleitung Joachim Richter
Mitarbeiter 160 (April 2009) Branche Maschinenbau Website Die Wurzeln der heutigen Pfaff Industrie Maschinen AG in vorläufiger Insolvenz mit Sitz in Kaiserslautern reichen bis ins Jahr 1862 zurück, als Georg Michael Pfaff ein Nähmaschinen-Unternehmen gründete. Die Unternehmenszentrale mit Sitz in Kaiserslautern beschäftigt heute rund 450 Mitarbeiter in Produktion, Vertrieb und Verwaltung. Der weltweite Vertrieb wird von einem Netzwerk mit neun Vertriebstöchtern und nahezu 200 Vertragshändlern sicher gestellt. Das Unternehmen erreichte 2006 einen Erlös von über 46 Millionen €.[1] [2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
G.M. Pfaff AG
1862 bis Zweiten Weltkrieg
Gegründet wurde Pfaff vom Instrumentenmacher Georg Michael Pfaff. Im Jahr 1862 konstruierte er seine erste Nähmaschine, gründete die Firma G. M. Pfaff und lieferte im Folgejahr ein erstes Modell aus. In den nächsten Jahren gab er seine Fabrik für Blechblasinstrumente auf und baute die Firma zu einem Unternehmen aus, welches tausende Nähmaschinen pro Jahr verkaufte. Der Exportanteil lag bei 50 %. 1885 eröffnete Pfaff einen Laden in London, während das Kaiserslauterer Werk weiter wuchs. 1891 produzierten 400 Arbeiter rund 25.000 Maschinen pro Jahr.
Nach Pfaffs Tod 1893 übernahm sein Sohn Georg Pfaff die Firma. Er baute das Werk weiter aus, stellte nun auch Werkzeugmaschinen für die eigene Nähmaschinenfertigung her und verlagerte die Fabrik an den Stadtrand von Kaiserslautern (1901 bis 1906). 1000 Mitarbeiter produzierten jetzt arbeitsteilig. 1907/08 wurden erste Industriemaschinen gefertigt und der Elektromotor-Antrieb eingebaut. 1910 schenkte Georg Pfaff die millionste Pfaff-Nähmaschine in besonders wertvoller Ausstattung dem Historischen Museum in Speyer, die Maschine ist heute noch dort ausgestellt.
Bis zu Georg Pfaffs Tod 1917 exportierte das Unternehmen in 64 Länder. In der Folge führte Georg Pfaffs Schwester Lina das Unternehmen weiter. Zu ihren sozialen Tätigkeiten gehörten die Einrichtung eines Hinterbliebenengeldes, der Bau der Pfaff-Siedlung und des Pfaff-Bads. Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1926 ging die Geschäftsleitung an Karl Pfaff, den Enkel des Firmengründers, über. Das Unternehmen beschäftigte jetzt 2600 Mitarbeiter und führte eine Pensionskasse ein. Täglich verließen 300 Maschinen das Werk. Die Montage erfolgte am Fließband. Exportiert wurde insbesondere nach Indien und Brasilien.
1935 wurde die dreimillionste Pfaff-Nähmaschine hergestellt.
Während des Zweiten Weltkriegs konnte nur eingeschränkt produziert werden. In dieser Zeit wurde damit begonnen, auch Kunststoff-Schweißmaschinen sowie die ersten kurvengesteuerten Nähautomaten zu fabrizieren. Nach weit gehender Zerstörung 1944 wurde das Werk in Rekordzeit wieder aufgebaut und die Exporttätigkeit aufgenommen.
Zweiter Weltkrieg bis 1998
1951 kam die erste tragbare Koffer-Haushaltsnähmaschine mit variablem Freiarm auf den Markt.
1952 verstarb Karl Pfaff unerwartet. Das Unternehmen wurde unter dem Vorstandsvorsitzenden Hugo Lind weiter ausgebaut, der den ersten drucköl-umlaufgeschmierten Industrie-Schnellnäher schuf. 1956 wurde das ELTE-Werk in Landstuhl übernommen, 1957 das Unternehmen Gritzner-Kayser AG in Karlsruhe, aus dem das Werk Karlsruhe-Durlach hervorging.
Die Einführung der G. M. Pfaff AG an der Frankfurter Wertpapierbörse erfolgte 1960. Im selben Jahr entwickelte Pfaff die erste Maschine mit Fadenabschneider und stellte den ersten ölfreien Schnellnäher für „trockenes“ Arbeiten vor. 1967 führte das Unternehmen die erste Zickzack-Maschine mit 6.000 Stichen/min ein und präsentierte 1968 den weltweit ersten Aufnäherautomat für Jeanstaschen sowie 1973 den ersten programmierbaren Konturenautomaten der Welt.
In der Folge erwarb Pfaff weitere Mehrheitsbeteiligungen und eröffnete 1978 ein Werk in Curitiba (Brasilien). Seit den 1980er Jahren hatte die Firma unter Besitzerwechseln und Schwierigkeiten aufgrund der Krisen der Schuh- und Textilbranche als wichtigste Abnehmer zu leiden. 1988 wurde die Aktienmehrheit von Rechtsanwalt Schuppli übernommen, 1993 durch die Semi-Tech Co Ltd. und 1997 durch Singer.
Pfaff Industriemaschinen AG
1999 bis 2007
1999 geriet der Konzern in eine bedrohliche Wirtschaftslage und musste Insolvenz anmelden. Das hatte die Trennung von Pfaff und Singer zur Folge. Deshalb erfolgte im gleichen Jahr die Weiterveräußerung der Sparte Haushaltsnähmaschinen an Husqvarna Viking aus Schweden. Der Bereich Industriemaschinen firmierte seither als Pfaff Industriemaschinen AG und ging 2001 an Rimoldi aus Italien und 2002 (zu 95 %) an Bianchi Marè (die restlichen 5 % hielt die Merchant Bank Efibanca aus Mailand). Das norditalienische Unternehmen zählte schon zuvor zum Kreis der größten und erfolgreichsten Vertriebspartner von Pfaff-Industrienähmaschinen.[3].
Bald darauf folgte man dem weltweiten Asientrend der Textilindustrie: Die Vereinigung mit dem chinesischen Nähmaschinenhersteller Zoje Sewing Machine Co. Ltd. zum Joint-Venture-Unternehmen Shanghai Pfaff-Zoje Machinery Industry LTD. erfolgte. Somit wurden Pfaff Nähmaschinen heute vor allem in China gefertigt, während hochtechnologische Geräte für das Nähen und Schweißen in der Industrie weiter zum größten Teil in Deutschland produziert wurden.
Um das Engagement in China weiter auszubauen, gründete Pfaff in Taicang, in der Nähe von Shanghai, ein eigenes Werk und übernahm alle Anteile des Joint Ventures Shanghai Pfaff-Zoje Machinery Industry Ltd. Das zu 100 % eigene Unternehmen in Taicang ist für die Pfaff-Gruppe ein Hauptpfeiler in der Produktions- und Marktstrategie und das zukünftige Herzstück der China-Aktivitäten. 2008 werden rund 20.000 Pfaff-Industrienähmaschinen und die dazu gehörenden Steuerungen und Antriebe im Werk Taicang gefertigt.
2004 wurden wieder schwarze Zahlen geschrieben. Dieser Trend setzte sich 2005 fort.
Ende 2005 übertrugen die bisherigen Aktionäre Bianchi Marè (Mailand) und Efibanca (Rom) ihre Aktien vollständig an die deutsche Investmentgesellschaft GCI BridgeCapital AG (München). Durch die Transaktion mit der GCI gelang es, bilanzielle Altlasten zu bereinigen und eine positive Eigenkapitalquote von rund 30 % herzustellen. Im Januar 2007 wurde die Pfaff Industrie Maschinen AG erstmals wieder mit einem Eröffnungskurs von 2,42 Euro am Kapitalmarkt notiert.
Das Werksgelände am Rand der Kaiserslauterer Innenstadt ist heute aufgrund der Verkleinerung des Unternehmens zu großen Teilen ungenutzt. Eine effektive und damit kostengünstige Fertigung ist im veralteten Werk nicht mehr möglich. Zudem gehört das Werksgelände nicht mehr dem Unternehmen, sondern den Alteigentümern Bianchi Marè, so dass hohe Mietzahlungen fällig werden. Deshalb erfolgte im Oktober 2007 der Spatenstich für einen Neubau im Kaiserslauterer Industriegebiet Nord. Dieser Neubau ist bezugsfertig, kann jedoch derzeit nicht bezogen werden, da durch die Insolvenz des Unternehmens hierfür keine Mittel vorhanden sind.
2008 bis 2009
Am 4. August 2008 wurde bekannt, dass GCI nur noch 62 % der Aktienanteile des Unternehmens hält. 12 % wurden an die Mailänder Banco Popolare übertragen. Hintergrund dieses Geschäfts war ein Besserungsschein, der der Bank als Hausbank der Alteigentümer Bianchi Marè während der Sanierung gewährt worden war. Zeitgleich gab GCI bekannt, dass man nur noch eine Minderheitsbeteiligung an Pfaff halten wolle und mit verschiedenen Investoren (darunter ein Finanzinvestor und zwei Unternehmen aus der Maschinenbaubranche) Verhandlungen über den Verkauf der Aktienmehrheit führe. Am 11. September 2008 stellte das Unternehmen Antrag auf Insolvenz.[4] Am 2. Januar 2009 hat das Amtsgericht Kaiserslautern das Insolvenzverfahren eröffnet.[5] Zum Insolvenzverwalter wurde der Kaiserslauterer Rechtsanwalt Paul Wieschemann ernannt. Er war bereits vorläufiger Insolvenzverwalter gewesen. Der Geschäftsbetrieb der Pfaff Industrie Maschinen AG wurde fortgeführt. Die Beschäftigten wechselten zu großen Teilen in eine Auffanggesellschaft.
Vier potentielle Investoren gaben Angebote zur Weiterführung des Betriebs ab, darunter der deutsche Nähmaschinenhersteller Dürrkopp-Adler, die chinesischen Nähmaschinenhersteller Typical und Jack sowie der mittelständische Maschinenbauunternehmer Joachim Richter aus Konken. Der letztgenannte wurde von den Mitarbeitern, der Gewerkschaft IG Metall sowie den lokalen Politiker favorisiert, da sein Konzept den größtmöglichen Erhalt von Arbeitsplätzen in Kaiserslautern vorsah.
Pfaff Industriesysteme und Maschinen AG
Ab 2009
Am 26. März 2009 erhielt Richter den Zuschlag.
Seit 16. April 2009 firmiert das von Richter übernommende Unternehmen unter dem Namen Pfaff Industriesysteme und Maschinen AG. Mit zunächst 160 Mitarbeitern werden im Kaiserslauterer Stammwerk Industrienäh- und Textilschweißmaschinen gefertigt. Mittelfristig soll sich die Mitarbeiterzahl auf 300 erhöhen, die sich größtenteils aus den Mitarbeitern der Pfaff Industriemaschinen AG i.L. rekrutieren sollen. Das Unternehmen soll baldmöglichst in das neue Pfaff-Werk im Kaiserslauterer Industriegebiet Nord umziehen. Dort sollten zukünftig neben Näh- und Schweißmaschinen auch Sondermaschinen gebaut werden. Der Fokus soll hierbei auf hochwertige Geräte für den europäischen und amerikanischen Markt gerichtet werden.[6]
Pfaff soll baldmöglichst wieder auf den wichtigen Fachmessen präsent sein, um, so Richter, "dem Kunden zu zeigen, dass wir wieder da sind. Stärker als je zuvor, mit neuem Team und neuen Ideen.". Verstärkt will Richter auch auf seine Rolle als Alleineigentümer sowie die mit einem inhabergeführten Unternehmen verbundenen Vorteile wie starke Kundennähe setzen. Er hofft zudem auf Synergien mit seinem Unternehmen Joachim Richter Maschinenbau in Konken
Auszeichnungen
Pfaff gewann 2006 den IMB INNOVATION AWARD 2006 für die Lösung Programmiertes Schweißen mit 100% Parameterkontrolle. 2007 prämierte die Expertenjury des interzum award 2007 eine neu entwickelte PFAFF- Polsternähmaschine mit der Auszeichnung BEST OF THE BEST im Themenbereich Polstermöbelfertigung und Bedding. Im gleichen Jahr verlieh die Initiative Mittelstand PFAFF den Innovationspreis 2007 Industrie für die Lösung Ultraschall-Schweißmaschine PFAFF 8310 Cut & Seal.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.pfaff-industrial.de/pfaff/de/ir/finanzberichte/pfaff_ja_pim.pdf
- ↑ http://www.pfaff-industrial.de/pfaff/de/international/head
- ↑ brand eins 6/2003: detail.asp?id=158&umenuid=1 Zick-Zack, geholt 2008-08-01
- ↑ http://www.welt.de/wirtschaft/article2427057/Naehmaschinen-Hersteller-Pfaff-ist-zahlungsunfaegig.html
- ↑ http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:Insolvenzverfahren-f%FCr-Maschinenbauer-Pfaff-er%F6ffnet/456136.html
- ↑ Printausgabe der Tageszeitung Die Rheinpfalz vom 15.04.2009, Regionalausgabe Kaiserslautern
Literatur
- Freitag, Willy: Die Entwicklung der Kaiserslauterner Textilindustrie seit dem 18. Jahrhundert. (=Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland, Bd. 8, Saarbrücken 1963, ISBN 978-3-923877-08-9.
Weblinks
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