Pacheraltar

Pacheraltar

Der Pacher-Altar in der Pfarrkirche von Sankt Wolfgang im Salzkammergut (Oberösterreich) ist ein Pentaptychon, ein Wandelaltar mit einem Hauptschrein, zwei beweglichen Außen- und zwei beweglichen Innenflügeln. Der Schrein ist mit Skulpturen versehen, die Flügel sind beidseitig bemalt. Ein kleiner Teil der Schnitzarbeiten des Schreins ist farbig gefasst, der größte Teil ist vergoldet. Thema des Hauptschreines ist die Krönung Mariens. Der Flügelaltar mit seinen drei Schauseiten ist heute der einzige komplett erhaltene Altar Michael Pachers.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Altars

Sankt Wolfgang im Salzkammergut zählte Ende des 15. Jahrhunderts zu den meist besuchten Wallfahrtsorten, weshalb der Abt Benedikt Eck von Piburg etwas ganz Besonderes für die Kirche suchte. In Bruneck in Südtirol fand er 1471 in Michael Pacher den Meister, dem er die Anfertigung eines besonderen Altares anvertrauen wollte. Knappe 10 Jahre hat Michael Pacher in seiner Werkstatt im Pustertal gearbeitet, dann wurde der Altar in Teile zerlegt und an den Wolfgangsee transportiert.

Beschreibung

Sonntagsseite:
Versuchung Jesu

Der Altar hat eine Höhe von mehr als zehn und eine Breite von sechseinhalb Metern, er besteht aus 71 geschnitzten und gefassten Skulpturen und 24 einzelnen Gemälden.[1] Der Wandelaltar hat ein Paar bewegliche Außen- und ein Paar bewegliche Innenflügel, die im Laufe des Kirchenjahres einen Wechsel zwischen einer Werktags-, einer Sonntags-, und einer Festtagsseite ermöglichen. Alle Flügel sind auf ihren Vorder- und Rückseiten bemalt, der Hauptschrein ist mit Skulpturen versehen und von Schreinwächtern flankiert. Die Werktagsseite zeigt Szenen aus der Wolfgangslegende, die Sonntagsseite Ereignisse aus dem Leben Jesu, die Festtagsseite Motive von Jesus und Maria. Der Altar besitzt eine Predella, die mit einem Flügelpaar geschlossen werden kann, und ein Gesprenge mit zehn Skulpturen.

Die Werktagsseite, Schauseite mit geschlossenen Flügeln

Die Werktagsseite ist der Hagiographie gewidmet. Die vier Tafeln zeigen Motive aus der Wolfgangsvita. Beim geschlossenen Altar werden die Schreinwächter sichtbar, an der linken Seite des Schreins die Skulptur des Hl. Georg, an der rechten die des Hl. Florian. Beide tragen lange Lanzen, die über die Höhe des Schreins hinausragen. Über Georg ist die Figur der Hl. Katharina, über Florian die der Hl. Margareta zu sehen.

  • Der Teufel stört durch Lärm die Predigt des Hl. Wolfgang
  • Wolfgang erbaut seine Kirche am Wolfgangsee
  • Wolfgang lässt Korn unter die Armen verteilen
  • Wolfgang heilt eine Besessene

Geschlossene Predella: Die vier lateinischen Kirchenväter

Die Bilder der Kirchenväter mit ihren Attributen in St. Wolfgang weisen große Ähnlichkeit mit denen von Pachers Kirchenväteraltar für Kloster Neustift bei Brixen auf, die sich heute in der Alten Pinakothek in München befinden. Hier wie dort ist Gregor der Große mit Kaiser Trajan zu sehen, einem Heiden, den er nach einer Vision Dantes mit seinen Gebeten aus den Höllenflammen erlöst hat. Neben ihm ist Hieronymus dargestellt, der einem Löwen einen Dorn aus der Pranke zieht. Auf dem rechten Flügel der Predella folgen Augustinus mit einem Kind, das das Meer ausschöpfen will, ein Symbol für die unergründbare Dreieinigkeit Gottes, und Ambrosius mit einem Kind in einer Wiege, da er als Kind vor einem Bienenschwarm gerettet worden war.

Die Sonntagsseite, Schauseite mit geöffneten Außenflügeln

Die Sonntagsseite hat einen christologischen Schwerpunkt. Bei geöffneten Außenflügeln werden in zwei Reihen je vier Motive vorgestellt, vollbrachte Wunder und Ereignisse aus dem Leben Jesu:

Mit Ausnahme der Taufe Jesu und der Brotvermehrung, die in einer Landschaft angesiedelt sind, sind die Szenen stark von Gebäuden mit gotischer Architektur geprägt, die fast immer den gesamten Hintergrund ausfüllen. Bei der Versuchung Jesu durch den Teufel sind alle drei Versuchungen simultan dargestellt, die Aufforderung des Teufels an Jesus, Steine in Brot zu verwandeln, sich von der Zinne des Tempels zu stürzen und sich vor ihm niederzuwerfen und ihn anzubeten. Die erste Versuchung bildet dabei die Hauptszene. In den meisten Bildern ist Christus von vielen Menschen umgeben; alleine mit seinem Gegenüber, aber von Engeln unterstützt, ist er nur bei der Taufe und der Versuchung.

Geschlossene Predella: Die vier lateinischen Kirchenväter

Die Festtagsseite, Schauseite mit geöffneten Innenflügeln

Die Flügel

Die geöffneten Innenflügel zeigen vier Szenen aus dem Leben von Maria und Jesus:

Der Hauptschrein

Sonntagsseite:
Versuchte Steinigung Jesu

Im reich vergoldeten Hauptabschnitt kniet die gekrönte Maria vor ihrem Sohn. Die Mutter Gottes und Himmelskönigin soll hier auch die Fürbitten der Menschen vortragen. Die beiden sind umgeben von 16 musizierenden Engeln. Der Hl. Geist in Form einer Taube schwebt über den beiden. Die großen Figuren auf der Seite stellen den Hl. Wolfgang und den Hl. Benedikt dar. Der Schrein ist zudem mit einer Leiste umgeben, welche die Propheten und alttestamentlichen Ahnen Christi in fein geschnitzten, kleinen Figuren zeigt.

Die Predella

Das Flügelpaar der Predella ist geöffnet und ermöglicht die Sicht auf eine plastische Darstellung der Anbetung der Hl. Drei Könige. Die Innenseiten der Flügel sind mit Tafelgemälden versehen, Motiv auf dem linken Flügel ist Mariä Heimsuchung, auf dem rechten die Flucht nach Ägypten. Verborgen im Rahmen um den Predellenschrein finden wir zwei typologische Vorbilder zur Anbetung der Könige aus dem Alten Testament. Auf der linken Seite bringen drei gerüstete Helden König David Wasser in goldenen Krügen (1 Chr 11,15 - 19), umschlungen von einer Distelranke, rechts reicht in einer Weinranke mit roten Trauben die Königin von Saba, gefolgt von zwei Dienerinnen, König Salomo ein goldenes Schatzkästchen.

Gegenwärtig ist, außer in der Fastenzeit, stets die Festtagsseite des Pacher-Altars zu sehen. Früher war den Gläubigen dieser Anblick nur an hohen christlichen Feiertagen vergönnt.

Das Gesprenge

Die Grundstruktur des Gesprenges bilden fünf zweigeschossige Baldachintürme mit zehn vollplastischen Skulpturen. Die oberste Skulptur in der Mitte des Gesprenges stellt Gott Vater dar. Unter ihm bilden Erzengel Gabriel und Maria das Motiv der Verkündigung des Herrn. Unterhalb der Verkündigung sieht man Christus am Kreuz mit den Assistenzfiguren Maria und Johannes (Evangelist). Auf der linken Seite des Gesprenges finden wir unten den Erzengel Michael als Überwinder des Teufels und Seelenwäger, über ihm eine heilige Nonne, möglicherweise ist es Scholastika. Unten auf der rechten Seite steht Johannes der Täufer, der Wegbereiter des Erlösers, über ihm die Hl. Ottilie.

Die Rückseite des Altars

Die Rückseite des Schreins, die 1479 fertig gestellt wurde, ist mit Bildern von Heiligen sehr aufwändig gestaltet. In der Mitte befindet sich in voller Schreinhöhe ein Bild des Hl. Christophorus. Die Flächen links und rechts von ihm sind halbiert. In der oberen Hälfte sind links der Hl. Otmar und Franz von Assisi dargestellt, rechts Eustachius und Ägidius, unten links Erasmus und Ulrich, unten rechts Klara und Elisabeth.

Auf der Rückseite der Predella sind die vier Evangelisten Markus, Lukas, Johannes und Matthäus mit ihren Attributen abgebildet. Zusammen mit den vier Kirchenvätern auf der Vorderseite symbolisieren sie das Fundament des Glaubens.

Einzelnachweise

  1. Manfred Koller, Seite 31

Literatur

  • Herbert Schindler: Der Schnitzaltar. Meisterwerke und Meister in Süddeutschland, Österreich und Südtirol. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1978, ISBN 3-7917-0754-X
  • Manfred Koller: Der Flügelaltar von Michael Pacher in St. Wolfgang. (Studien zu Denkmalschutz und Denkmalpflege Band 18). Wien, Köln, Weimar 1998, ISBN 3-205-98900-7

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