Pactor

Pactor

PACTOR (englisch: PACket Teleprinting Over Radio; oder auch lateinisch: der Vermittler auch J2B) ist ein Kunstwort, gebildet aus den Ausdrücken Packet Radio und AMTOR und bezeichnet eine digitale Betriebsart im Amateurfunk. Es wurde speziell für den Datenverkehr auf Kurzwelle entwickelt, um die auf diesen Frequenzen vorkommenden Störungen (Schwankungen der Feldstärke, Interferenzen) zu kompensieren.

Die Entwickler von PACTOR sind die beiden deutschen Funkamateure Ulrich Strate (Rufzeichen: DF4KV) und Hans-Peter Helfert (Rufzeichen: DL6MAA). Sie haben inzwischen eine eigene Firma namens SCS gegründet, die spezielle Hard- und Software für den PACTOR-Betrieb entwickelt.

PACTOR verwendet eine synchrone Übertragung mit Fehlerkorrektur wie AMTOR jedoch mit 8 Bit pro Zeichen.

Zur Durchführung des PACTOR-Betriebs werden spezielle Controller benötigt, die zwischen das Terminal (meist ein gewöhnlicher PC mit entsprechendem Programm) und den Transceiver geschaltet werden. Die neueste Controller-Serie der Firma SCS hat die Typenbezeichnung PTC-II pro.

Mit Pactor kann bei eingeschalteter Kompression eine Datenübertragungsrate bis zu 5 200 Bit/s erreicht werden; zum Vergleich hat ISDN eine Datenübertragungsrate von 64 000 bit/s (64 kbit/s).

Inhaltsverzeichnis

PACTOR-I

Modulation

Die ursprüngliche PACTOR-Variante verwendet AFSK mit zwei Tönen wie AMTOR.

Bitrate

100 bis 200 Bit/s.

PACTOR-II

Modulation

PACTOR-II verwendet als Modulationsverfahren verschiedene Moden des DPSK.

Modulations-
verfahren
Symbol-
rate
Brutto-Bitrate
(Bit/s)
Netto-Bitrate
(Bit/s)
DBPSK 1/2 200 100
DQPSK 1/2 400 200
8-DPSK 2/3 600 400
16-DPSK 7/8 800 700

Bitrate

Bei eingeschalteter Online-Kompression beträgt die Bitrate etwa 1 200 Bit/s.

Fehlerkorrektur

Um das Signal weiterhin störfester zu machen, wird eine echte Faltungscodierung als Vorwärtsfehlerkorrektur eingesetzt. Dies verringert nicht nur die Fehlerraten bei geringem Rauschabstand, sondern auch bei kurzzeitigen Störungsimpulsen und sogar Signalausfällen, ohne dass das entsprechende Paket noch einmal (aktiv) angefordert werden muss. Dies ist wichtig, weil PACTOR-II Pakete mit dreifacher Länge unterstützt, die durch ihre Größe auch entsprechend anfälliger für kurze Störungen wie beispielsweise Sferics sind.

Kompression

Um die Bitrate weiter zu steigern, kommt auf Textebene eine Huffman-Kompression zur Anwendung. Alternativ dazu kann auch die von SCS entwickelte „Pseudo-Markov-Kodierung“ angewendet werden. Sie erhöht den Datendurchsatz bei reinem Text im Vergleich zum Huffman-Codec um etwa den Faktor 1,3. Der PTC-II kann im Betrieb prüfen, welche der drei Möglichkeiten (Unkomprimiert/Huffman/Pseudo-Markov) am schnellsten zu übertragen ginge und wendet die jeweilige Methode dann beim jeweiligen Paket an. Des Weiteren bietet das PACTOR-II-Protokoll dem Pseudo-Markov-Encoder die Möglichkeit einer englischen und einer deutschen Codierungstabelle. Für Huffman und Pseudo-Markov gibt es zudem noch einen Großbuchstaben-Modus. Insgesamt gibt es 6 verschiedene Komprimierungsmöglichkeiten, von denen der PTC-II quasi in Echtzeit für jedes einzelne Paket die jeweils beste wählt. Außerdem gibt es zum Beispiel für längere Unterstreichungen im Text oder sonstige wiederkehrende Zeichenfolgen noch eine Lauflängencodierung, die einfach das betreffende Zeichen und seine Anzahl überträgt.

PACTOR-III

Modulation

Bei der neuesten PACTOR-Variante wird ein Niederfrequenz-Mehrträgerverfahren mit bis zu 18 Einzelträgern (Tönen) von 400 Hz bis 2,4 kHz verwendet, von denen jeder einzelne PSK-moduliert ist. Somit hat PACTOR-III die Bandbreite eines SSB-Seitenbandes.

Level Anzahl
der Träger
Brutto-Bitrate
(Bit/s)
Netto-Bitrate (ohne
Komprimierung, Bit/s)
Crestfaktor (dB)
1 2 200 76,8 1,9
2 6 600 247,5 2,6
3 14 1400 588,8 3,1
4 14 2800 1186,1 3,8
5 16 3200 2039,5 5,2
6 18 3600 2722,1 5,7

Bitrate

Je nach Protokoll-Ebene (siehe oben)

ohne Kompression bis zu 3600 Bit/s
mit Kompression bis zu 5200 Bit/s

Kompression

Es werden die gleichen Kompressionsverfahren wie bei PACTOR-II angewandt.

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