- Palais Großer Garten
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Das Palais im Großen Garten, auch bezeichnet als Sommer- oder Gartenpalais, ist ein barockes Lustschloss in Dresden. Es befindet sich im Großen Garten, einer weitläufigen Grünanlage am Rande des Stadtzentrums.
Das Palais gilt als erster bedeutender Profanbau in Sachsen, der nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtet wurde. Es ist außerdem eines der frühesten Barockbauwerke im deutschsprachigen Raum und zählt zu den kunst- und kulturhistorisch wichtigsten Gebäuden Dresdens.
Errichtet um 1680, war das Palais zunächst ein Lustschloss der Albertiner, des sächsischen Fürstenhauses. Bereits ab etwa 1730 diente es zur Aufbewahrung von Teilen der Königlichen Kunstsammlungen, ab dem 19. Jahrhundert wurden auch Ausstellungen präsentiert. Die Luftangriffe auf Dresden führten 1945 zu schwersten Beschädigungen des Gebäudes. Sein Äußeres ist mittlerweile wiederhergestellt; die Rekonstruktion des Gebäudeinneren steht noch aus. Zurzeit kann es dadurch nur eingeschränkt für Ausstellungen genutzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Standort
Das Palais befindet sich im Großen Garten, ungefähr zwei Kilometer südöstlich der Inneren Altstadt Dresdens. Es steht im Zentrum der etwa zwei Quadratkilometer großen Parkanlage, deren Dominante es ist. Hierbei befindet es sich im Schnittpunkt zweier rechtwinkliger Sichtachsen, der Haupt- und der Querallee. In einem Umkreis von etwa 500 Metern liegen nur wenige, weitaus kleinere Gebäude. Südöstlich benachbart befindet sich der Palaisteich mit seiner Fontäne, die Nordwestseite wird von einem Blumengarten gesäumt.
Gebäude
Äußeres
Als ein Frühwerk des Dresdner Barocks gehört das Palais zu den Werken der typisch deutschen Ausformung dieses Baustils, die etwas strenger wirkt als der klassische Barock. Zu den kennzeichnenden Stilelementen zählt die kräftige, kontrastreiche Fassadengliederung mit ihrem üppigen, aber streng geordneten Schmuck. In die Architektur sind einerseits Merkmale des französischen Schlossbaus des 17. Jahrhunderts eingeflossen, die das Palais als Lusthaus-Typus ausweisen – das Schloss Marly-le-Roi bei Paris gilt als eines seiner Vorbilder. Andererseits fanden auch die Formen genuesischer Paläste Eingang in die Stilmischung.
Das dreigeschossige Gebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, da sich auf der Nordost- und Südwestseite zwei vorgezogene Seitenflügel an den Mitteltrakt anschließen. Die Fassadengliederung wird sowohl in der Vertikalen als auch in der Horizontalen betont. Die Fassaden der innenstadt- und teichwärtigen Hauptfronten sind jeweils 13-achsig. Davon entfallen in beiden Fällen je drei auf die beiden hervorstehenden seitlichen Flügelbauten und die restlichen sieben auf den Mitteltrakt. Dessen drei zentrale Achsen wiederum werden beidseitig durch einen Mittelrisaliten betont, der jeweils durch einen Segmentgiebel abgeschlossen wird. Die Seitenfassaden gliedern sich in neun Achsen und werden ebenfalls durch je einen Mittelrisaliten mit geschossweise abgestuften Säulen akzentuiert, der jedoch einen Dreiecksgiebel mit Tympanon aufweist. Die Seitenflügel bilden auf der Stadt- und der Landseite zwei Höfe, die nach einer Seite offen sind. In diese fügen sich doppelläufige und zweimal gewendete Freitreppen ein, die ins erste Obergeschoss führen.
Die Fassaden sind reich mit plastischem Schmuck verziert, darunter Festons, Friese, Vasen, Pilaster, Kapitelle und Reliefs. Büsten von zwölf Cäsaren und vier Kaiserinnen schmücken das Äußere des Gebäudes. In mehreren Fassadennischen befinden sich unter anderem vier überlebensgroße Sandstein-Skulpturen zum Urteil des Paris, die ebenso wie die Gestaltung der Portale wahrscheinlich auf George Heermann zurückgehen. An der Ausschmückung der Fassade waren außerdem Marcus Conrad Dietze, Abraham Conrad Buchau sowie die Brüder Jeremias und Conrad Max Süßner beteiligt.
Inneres
Das Erdgeschoss des Mitteltraktes wird durch ein Vestibül eingenommen, das aus einer Halle mit durch Säulen gestütztem Kreuzgewölbe besteht. Darüber liegt der große Festsaal, der sich über zwei Etagen erstreckt. In den beiden Seitenflügeln liegen je drei kleinere Säle pro Stockwerk.
Die Ausstattung im Inneren des Bauwerks ging 1945 durch die angloamerikanische Bombardierung Dresdens komplett verloren. Ursprünglich war insbesondere der Festsaal reich mit teils vergoldetem Stuck versehen. Bei den ebenfalls im Festsaal ausgeführten Stuckmarmorarbeiten handelte es sich um die ältesten Sachsens. Der Stuck wurde zum Teil bereits manufakturmäßig hergestellt. Die Ornamentik der Seitensäle wurde in einem in Dresden bis dahin unbekannten Stil von französischen Künstlern geschaffen. Zur Ausstattung des Festsaals gehörten auch vier lebensgroße Allegorien aus Stuck. Die Wand- und Deckenmalereien führten Samuel Bottschildt und sein Schüler Heinrich Christian Fehling aus. Besonders die Apotheose des Bauherrn des Palais, Johann Georg III., an der Decke des Festsaals trug dazu bei, dass die Gemälde als ein erster Höhepunkt der Dresdner Monumentalmalerei gesehen werden. Die im Jahre 1945 zerstörte Innenausstattung wurde bislang nicht wiederhergestellt.
Geschichte
Errichtung und Nutzung als Lustschloss
Ab 1676 wurde der Große Garten für den damaligen Kurprinzen Johann Georg angelegt. Zwei Jahre später begann der Bau des Palais nach Plänen des Oberlandbaumeisters Johann Georg Starcke, zu dessen Hauptwerken es heute gezählt wird. Es stand damals weit vor den Toren der Dresdner Befestigungsanlagen und sollte nicht zu Wohn-, sondern nur zu Vergnügungszwecken des Fürstenhauses und seiner Gäste dienen. Als das Palais nach fünf Jahren Bauzeit 1683 zumindest im Rohbau vollendet wurde, war sein Bauherr nach dem Tode von dessen Vater bereits seit drei Jahren Kurfürst von Sachsen. Der Innenausbau kam erst um 1690, kurz vorm Tode Johann Georgs III., zum Abschluss. Zeitgleich mit dem Innenausbau des Palais erfolgte eine erste Umgestaltung des Großen Gartens nach Plänen von Johann Friedrich Karcher. In diesem Zusammenhang wurden zwischen 1684 und 1694 auch die acht quadratischen Kavalierhäuschen gebaut, die sich um das Palais herumgruppierten. Fünf dieser anderthalbgeschossigen, mansardgedeckten Pavillons, die Spiel- und Erfrischungsräume für die höfische Gesellschaft enthielten, blieben bis heute erhalten.
Nach dem Tode Johann Georgs IV. ging das Palais 1694 an dessen jüngeren Bruder August den Starken über. In den folgenden drei Jahrzehnten war es ein Schauplatz der rauschenden Hoffeste, die für die absolutistischen Herrscher typisch waren. Deren Höhepunkt war das von August dem Starken anlässlich der Hochzeit seines Sohnes, des damaligen Kurprinzen Friedrich August, mit der österreichischen Erzherzogin Maria Josepha veranstaltete Venusfest am 23. September 1719. Extra für diesen Anlass errichtete Zacharias Longuelune nahe dem Palais einen nicht mehr vorhandenen Venustempel. Im Laufe der 1720er Jahre war die Bedeutung des Palais für die Hoffeste stark rückläufig. Die höfische Mode hatte sich geändert, weshalb andere Schlösser und Anlagen wie der Zwinger und der Barockgarten Großsedlitz fortan bevorzugt wurden. Zunächst geplante Umbauten am Palais wurden nicht mehr ausgeführt.
Nutzung für Sammlungen und Ausstellungen
In den späten 1720er Jahren kam es schließlich zu einer Umnutzung. Ende 1729 ließ August der Starke die umfangreiche Antikensammlung im Erdgeschoss des Palais aufstellen. Er hatte sie ein Jahr zuvor in Rom erworben. Von den 194 antiken Statuen stammten 160 aus der Sammlung der Familie Chigi und 34 aus dem Besitz Alessandro Albanis. Es handelte sich um die erste große Antikensammlung in Deutschland, und bildete die Grundlage der Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die Antikensammlung verblieb bis 1747 im Palais.
Anschließend ging das Interesse der Kurfürsten am Großen Garten zurück. Eine Ursache dafür waren die Zerstörungen an Palais und Umland im Siebenjährigen Krieg. Nachdem Dresden im Zusammenhang mit dem Gefecht von Maxen seit 1759 in die Hände Österreichs und der kaiserlichen Reichsarmee gelangt war, versuchte die Preußische Armee unter Friedrich dem Großen 1760 eine Eroberung der kursächsischen Residenzstadt. Die Kämpfe führten zu Verwüstungen in den Dresdner Vorstädten und dem Großen Garten. Oberlandbaumeister Julius Heinrich Schwarze begann den Wiederaufbau.
Die Schlacht bei Dresden, in der Sachsen und Franzosen im Jahre 1813 den Preußen und Russen gegenüberstanden, hatte erneute Kriegsschäden zur Folge. Noch bevor sie beseitigt worden waren, ließ der russische Gouverneur Repnin-Wolkonski den Großen Garten für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Dies war ein entscheidender Impuls für die Zukunft des Palais. Ab 1828 diente es einer Gartenbaugesellschaft als Depot. Im Jahre 1841 bezog der Königlich-Sächsische Altertumsverein das Erdgeschoss und nutzte es zur Ausstellung sakraler Bildwerke. Nach dem Tod des Hofbildhauers Ernst Rietschel wurde dessen umfangreicher Nachlass als Museum konzipiert und 1861 im Festsaal im Obergeschoss des Palais untergebracht. Das Rietschel-Museum ging 1889 an die Dresdner Skulpturensammlung über und zog ins Albertinum um. Das Museum des Altertumsvereins mit seinen zahlreichen Gegenständen aus ursprünglich kirchlichem Besitz dehnte sich so 1890 auch ins Obergeschoss aus und blieb für die folgenden Jahrzehnte Hauptnutzer des Palaisgebäudes.
Zerstörung und Wiederaufbau
Die angloamerikanischen Luftangriffe auf Dresden zerstörten das Palais kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs im Februar 1945. Das Gebäude brannte vollständig aus. Dadurch gingen die Inneneinrichtung, beispielsweise Stuck und Mobiliar, sowie die nicht ausgelagerten Bestände des Museums des Altertumsvereins fast komplett verloren. Sämtliche Dächer und Geschossdecken wurden zerstört und weite Teile der Fassaden, insbesondere im Bereich des südlichen Gebäudeflügels, schwer beschädigt. Sprengbomben beeinträchtigten zudem sehr stark die Statik des Bauwerks.
Bereits 1946 begannen Sicherungsmaßnahmen am Mauerwerk zur Erhaltung des Palais und 1954 der allmähliche Wiederaufbau. Im Jahre 1964 wurde das Dach mit einer interimsmäßigen Stahlkonstruktion gedeckt, so dass 1965 der übrig gebliebene Stuck gesichert werden konnte. Um 1969 war das Palais äußerlich weitgehend wiederhergestellt, wurde aber in den 1970er und 1980er Jahren kaum genutzt. Von 1968 bis 1974 wurde eine schmale Achse im Festsaal probeweise restauriert. Zwischen 1978 und 1984 befand sich für den Wiederaufbau der Semperoper im Palais ein Atelier, in dem unter anderem der Bühnenvorhang des Opernhauses gemalt wurde. Die Fertigstellung des Dachs erfolgte 1993, ein Jahr zuvor wurde der Deckenstuck im Erdgeschoss vollendet. Am 1. August desselben Jahres gründete sich der Staatsbetrieb Schlösser und Gärten Dresden, womit die Verwaltung von Garten und Palais von der Stadt Dresden auf den Freistaat Sachsen überging. Unter dessen Regie erfolgten in den 1990er Jahren umfassende Sanierungen am Äußeren des Gebäudes. Da dabei neben alten auch neue Mauerteile verwendet wurden, zeigt sich wie die Dresdner Frauenkirche auch die Palaisfassade als Mosaik heller und dunkler Steine.
Während die Rekonstruktion des Äußeren des Palais mittlerweile abgeschlossen ist, sind die Innenräume seit 1990 nur teilweise erneuert worden. Ab 1995 fanden im Erdgeschoss wieder erste öffentliche Veranstaltungen statt. Im Oktober 2000 gründete sich der „Förderverein Palais Großer Garten e.V.“, der gemeinsam mit der Bürgerstiftung Dresden für einen denkmalgerechten Wiederaufbau der Innenräume, insbesondere des Festsaals, und deren Nutzung für kulturelle Veranstaltungen eintritt. Der Förderverein organisierte unter seinem Mitglied Günter Voigt auch Demonstrationen für die Rekonstruktion des Festsaals, in dem 2002 erstmals eine Tagung über den Großen Garten stattfand. In den Jahren 2002 und 2003 wurde das Palais vermessen und bis 2005 außerdem raumklimatische Untersuchungen durchgeführt sowie Putz und Stuck weiter gesichert. Im Jahre 2005 veranstalteten Bürgerstiftung und Förderverein den ersten „Bürgerball“ im Palais. Außerdem werden Ausstellungen moderner Kunst gezeigt und unter dem Namen „Offenes Palais“ Kammermusik aufgeführt. Die Blumen- und Floristikausstellung „Dresdner Frühling 2006“ zog über 30.000 Besucher ins Palais.
Literatur
- Sächsische Schlösserverwaltung (Hrsg.): Der Große Garten zu Dresden. Gartenkunst in vier Jahrhunderten. Dresden 2001, ISBN 3-930382-51-2.
- Harald Blanke: Der Große Garten zu Dresden. Geschichte und Gestaltung im Zeitalter August des Starken 1676–1733. 2 Bde., Dresden, Techn. Univ., Diss., 2000.
Weblinks
- Palais Großer Garten e.V.
- Offenes Palais
- Staatliche Schlösser und Gärten
- Baugeschichte
- Geschichte
- Bilder
51.03777777777813.762777777778Koordinaten: 51° 2′ 16″ N, 13° 45′ 46″ O
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