Pallanästhesie

Pallanästhesie

Als Pallästhesie bezeichnet man in der Sinnesphysiologie das Vibrationsempfinden. Die Wahrnehmung von Vibrationen ist eine Komponente der haptischen Wahrnehmung, genauer der Feinwahrnehmung („epikritische Sensibilität“). Die Rezeption von Vibrationsreizen erfolgt in speziellen Rezeptororganen, den Vater-Pacini-Körperchen. Den Ausfall des Vibrationsempfindens bezeichnet man Pallanästhesie, ein reduziertes Vibrationsempfinden als Pallhypästhesie.

Klinische Prüfung

Zur Prüfung des Vibrationsempfindens (auch als Vibrationssensibilität bezeichnet) wird eine schwingende Stimmgabel auf die Haut gesetzt. Im klinischen Einsatz werden Stimmgabeln nach Rydel-Seiffer benutzt, die mit einer Skala von „0“ bis „8“ versehen sind. Die untersuchte Person gibt an, wann sie die Vibration nicht mehr spürt. In diesem Moment wird auf der Stimmgabel ein Wert abgelesen. Werte unter „6“ gelten als pathologisch. Typische Stellen für die Prüfung der Pallästhesie sind markante Knochenpunkte, beispielsweise der Innen- und Außenknöchel (Malleolus medialis et lateralis) am Fuß, die Tuberositas tibiae am Schienbein, der Beckenkamm (Crista iliaca), das Brustbein (Sternum), der distale Abschnitt der Speiche (Radius) und das Ellbogengelenk. Das Untersuchungsergebnis ist verwertbar, wenn die Angaben bei wiederholter Prüfung derselben Lokalisation konstante Werte erbringen und außerdem in bestimmten Arealen das Vibrationsempfinden besser ist.

Störungen

Pallhyp- oder Pallanästhesien können auftreten, wenn das Zentralnervensystem oder Nervenbahnen, die die Vibrations-Sinnesqualität leiten, geschädigt sind. Eine häufige Ursache sind Polyneuropathien, die beispielsweise infolge einer langjährigen Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), dann als diabetische Polyneuropathie bezeichnet, auftreten können. Weitere mögliche Ursachen sind Schädigungen des Rückenmarks (etwa bei Querschnittlähmung, Bandscheibenvorfall), des lemniskalen Systems oder des sensorischen Cortex im Parietallappen des Großhirns (beispielsweise durch Schlaganfall).

Quellen

  • K. Poeck, W. Hacke: Neurologie. Springer-Verlag 2006, 12. Auflage, S. 56 ff. ISBN 3-540-29997-1
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