Pandit Nehru

Pandit Nehru
Die Familie von Motilal Nehru, mit Jawaharlal, dessen Frau Kamala und Tochter Indira.

Jawaharlal Nehru (जवाहरलाल नेहरू, Javāharlāl Nehrū) (* 14. November 1889 in Allahabad; † 27. Mai 1964 in Neu-Delhi) war ein indischer Politiker und von 1947 bis 1964 erster Ministerpräsident Indiens. Er ist auch bekannt als Pandit Nehru.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jawaharlal Nehru wurde 1889 als erster Sohn des wohlhabenden Rechtsanwalts Motilal Nehru geboren, einem führenden Politiker des Indian National Congress. Er wurde westlich erzogen, zunächst von einem theosophischen Hauslehrer. Seine weiterführende Schulausbildung bekam Nehru an einer Schule in Harrow in England. Danach studierte er Biologie in Cambridge und Rechtswissenschaften in London, wo er auch seine Rechtsanwaltsausbildung im Inner Temple absolvierte. Nach einer Europareise kehrte er nach Indien zurück, wo er 1917 Privatsekretär Mahatma Gandhis wurde. Dies führte auch zu einer politischen Annäherung zwischen Motilal Nehru und Gandhi. Im Folgejahr wurde Jawaharlal Nehru Mitglied des All-Indischen Kongresses.

1922 wurde er erstmals wegen seiner Beteiligung am zivilen Ungehorsam gegen die Kolonialverwaltung verhaftet. Viele weitere Gefängnisaufenthalte sollten folgen. Ab 1929 war Nehru neben Gandhi der Führer der Unabhängigkeitsbewegung. 1930 wurde er als Nachfolger seines Vaters zum Vorsitzenden des Indischen Nationalkongresses gewählt. Während des Spanischen Bürgerkrieges war er in Barcelona. Die Bombardierung der Stadt beschrieb er in seinen Memoiren. Am 9. August 1942 wurde Nehru erneut verhaftet und erst 1945 freigelassen, nachdem Verhandlungen zwischen Nationalkongress, Moslem-Liga und der englischen Regierung über eine Unabhängigkeit Indiens begonnen hatten.

Der ersten provisorischen Regierung von 1946 gehörte Nehru als stellvertretender Präsident an. Am 15. August 1947 erreichte Indien die Unabhängigkeit. Nehru wurde damit zum ersten Ministerpräsidenten und gleichzeitig zum Außenminister. Die Teilung des indischen Subkontinents in das überwiegend von Hindus bewohnte säkulare Indien und den moslemischen Staat Pakistan im Industal und der Gangesmündung konnte er nicht verhindern.

Zeiten als Ministerpräsident

Konrad Adenauer mit Hermann Josef Abs beim Staatsbesuch 1956

1947 bis 1952

Nehru stand als Ministerpräsident einem Allparteienkabinett zur Vorbereitung der Unabhängigkeit vor, u. a. Shyama Prasad Mukherjee, B. R. Ambedkar, Sardar Vallabhbhai Patel wurde sein Stellvertreter (Deputy Prime Minister of India) und Innenminister.

Gandhis Ermordung im Januar 1948 brachte die indischen Politiker näher zueinander. Der Vertrag von Delhi (1949) garantierte in beiden Staaten die Minderheitenrechte. Als Rajendra Prasad erster Präsident Indiens wurde, überlegte Nehru zurückzutreten.

1952 bis 1964

1952 gab es in Indien die ersten freien Wahlen, in denen Nehru die Kongresspartei zur stärksten politischen Kraft im Unions-Parlament führte und dort erneut als Ministerpräsident gewählt wurde. Nachdem Nehru 1957 und 1962 wiedergewählt wurde, starb er im Amt.

Politische Ideen

Nehru gilt als Begründer der Ideologie der Nicht-Pakt-Gebundenheit; er trat für ein demokratisches und säkulares Indien ein, dessen Wirtschaftssystem sozialistische Züge trug. Er gilt als der organisatorische Gründer der indischen Kongresspartei. Von Jawaharlal Nehru wurde der Begriff „Dritte Welt“ geprägt. Außenpolitisch war er seit 1955 ein Wegbereiter der Bewegung der Blockfreien Staaten.

Literarisches Werk

Aus der Haft in den Gefängnissen in Naini, Bareilly und Dehradun schickte er zwischen Oktober 1930 und August 1933 seiner zu Beginn der Korrespondenz zehnjährigen Tochter und späteren Premierministerin Indiens Indira in 196 Briefen komplexe aber kindgerechte weltgeschichtliche Darlegungen. Diese Briefe wurden später unter dem Titel Glimpses of World History (dt. „Weltgeschichtliche Betrachtungen“) zusammengefasst und veröffentlicht.

Zusammen mit Entdeckung Indiens und Indiens Weg zur Freiheit gelten die Briefe als stilistisch mustergültige Werke der englischen Literatur.

Zitate

  • „Aber wie sollte man glauben, ein Volk für immer zu unterdrücken, das auf seine Freiheit besteht und auch bereit ist, den Preis dafür zu zahlen?“ (Jawaharlal Nehru 1935 über die Kurden)
  • „(…) Ich habe ihn (Oswald Spengler) zitiert, weil er uns die Mentalität, die dem Hitlerismus zugrunde liegt, begreifen läßt, und weil er eine Erklärung für die Grausamkeit und Brutalität des Naziregimes ist. Natürlich darf man nicht annehmen, jeder Nazi denke so. Aber die führende Schicht und die aggressiven Elemente denken auf jeden Fall so, und sie sind tonangebend. Es wäre ohnehin korrekter zu sagen, daß der durchschnittliche Nazi überhaupt nicht denkt. (…)“
(Aus „Weltgeschichtliche Betrachtungen“ (engl. Original Glimpses of World History) in der autorisierten Übersetzung von Else Sticken, im Brief 190 an Indira, verfasst im Gefängnis von Dehradun am 31. Juli 1933, betitelt „Der Triumph der Nazis in Deutschland“.)

Siehe auch

Literatur

  • Tariq Ali: Die Nehrus und die Gandhis. Eine indische Dynastie. Kreuzlingen : Hugendubel, 2005, 462 S., ISBN 3-7205-2602-X
  • Shashi Tharoor: Die Erfindung Indiens. Das Leben des Pandit Nehru. Frankfurt : Insel, 2006, 285 S., ISBN 3-458-17303-X

Weblinks


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