- Pandschab
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Der Punjab (Panjabi: ਪੰਜਾਬ, panjāb, Panjab; „Fünfstromland“ aus dem persischen (Panj Fünf, Ab Wasser); älter eindeutschend auch Pandschab) ist die Bezeichnung für eine ehemalige Provinz in Britisch-Indien, die 1947 zwischen Pakistan und der Indischen Union aufgeteilt wurde.
Geographie
Geographisch handelt es sich um die keilförmig nach Südwesten zulaufende Stromebene der fünf linksseitigen Induszuflüsse Jehlam, Chanab, Ravi, Beas und Satluj. Die westliche Begrenzung des Punjab wird durch das Suleimangebirge an der Grenze zu Afghanistan gebildet. Nach Norden begrenzen die Salt Range und der Himalaya, nach Süden die Wüste Thar und nach Osten eine niedrige Wasserscheide zum Ganges-Tiefland den Punjab. Das Gebiet des Punjab wird hauptsächlich von quartären Schwemmfächern gebildet, die 10 bis 15 Meter über den Talsohlen liegen. Es handelt sich um das größte geschlossene Bewässerungsgebiet der Erde, das mit einer Bewässerungsfläche von 102.000 km² fast das Vierfache der Bewässerungsfläche des Nils (26.000 km²) erreicht.
Traditionell wurden nur die Flächen in unmittelbarer Nähe der Flüsse im Frühsommer bewässert, indem das Hochwasser des Sommermonsuns auf die Felder geleitet wurde. Während der britischen Kolonialherrschaft wurde durch den Bau von Dämmen und Kanälen die Möglichkeit geschaffen, durch ganzjährige Bewässerung auch höher gelegene Flächen landwirtschaftlich zu nutzen und mehrere Ernten im Jahr zu erzielen.
Im Jahr 1960 regelten Indien und Pakistan im Indus-Water-Treaty die Wassernutzung im Punjab. Danach darf Indien die Oberläufe der Flüsse Ravi, Satluj und Beas auf sein Staatsgebiet ableiten, muss dafür aber sicherstellen, dass Pakistan Zugriff auf das Wasser der Flüsse Indus, Chanab und Jhelam hat. Um einerseits eine ganzjährige Bewässerung zu ermöglichen und andererseits Überschwemmungen während des Sommermonsuns zu verhindern, wurden weitere Staudämme und Kanäle angelegt.
Die Ausweitung des Bewässerungslandes hatte schwerwiegende ökologische Auswirkungen. Durch die ganzjährige Wasserzuführung stieg der Grundwasserspiegel stark an, ausgedehnte Flächen versumpften. Im südlichen Teil des Punjab führen die hohen Temperaturen und die dadurch starker Verdunstung bei geringen Niederschlägen (siehe Klimadiagramm Multan) zur Versalzung der Böden. Im Boden gelöste Salze gelangen mit dem kapillaren Aufsteigen des Wassers an die Oberfläche, wo sie sich ablagern und langfristig zur Unfruchtbarkeit des Bodens führen. Durch die Anlage von bis zu 100 m tiefen Brunnen und dem Abpumpen des Grundwassers versucht man, dieses Problem zu lösen.
Geschichte
Die ältesten Besiedlungsspuren des Punjab reichen bis in die Zeit der Induskultur zurück, dieser Raum wurde vor allem von Harappa beeinflusst.
Während der Vedischen Periode war der Punjab ein kulturelles Zentrum der Indoarier, angeblich soll die Ramayana von Valmiki nahe dem heutigen Amritsar geschrieben worden sein.
Der westliche Rand des Punjab wurde vom Perserreich kontrolliert und von Alexander dem Großen 326 v. Chr. erobert. Später gehörte das Gebiet zum geheimnisvollen Kushana-Reich, bevor dieses von den Hephthaliten („Weiße Hunnen“) abgelöst wurde.
Schon bald nach 700 setzten erste Vorstöße der Moslems ein, was aber erst 1206 mit der Errichtung des Sultanats von Delhi in eine stabile Herrschaftsgründung übergeführt wurde. 1399 kam der Einfall von Tamerlan, bei dem Delhi komplett zerstört und die ganze Region verwüstet wurde. Mit der Schlacht von Panipat 1526 kamen die – von Tamerlan abstammenden – Moguln an die Macht, die den Punjab zu einem politischen Zentrum ganz Indiens machten: Delhi und Lahore wurde zu Residenzen.
Einen Wendepunkt in der Geschichte des Punjab stellt das Auftreten von Guru Nanak (1469–1538), dem Begründer der Sikh-Religion, dar, die bis heute im Punjab signifikant vertreten ist und in Amritsar ihr wichtigstes Heiligtum hat. Alle Versuche der Moguln, die neu gegründete Religion, die das Kastensystem der Hindus ablehnt und an einen universellen Gott glaubt, zu beseitigen, scheiterten.
Nach dem Zusammenbruch der Mogulherrschaft wurde der Punjab 1756 von den Marathen erobert und befand sich daher zum ersten Mal seit Jahrhunderten nicht mehr unter islamischer Kontrolle. Die Marathen ihrerseits wurden 1759 vom afghanischen Herrscher Ahmad Schah Durrani besiegt, dessen Invasion ganz Nordindien schwer verwüstete. In diesem Chaos konnte der Sikhherrscher Ranjit Singh die Macht im Punjab an sich bringen und ein Sikh-Reich etablieren, das bald nach seinem Tod 1839 in innere Wirren geriet. Nach dem Ersten Sikh-Krieg musste der Punjab Gebietsverluste hinnehmen. Am 29. März 1849 von den Briten annektiert wurde. Einzig der muslimische Staat Bahawalpur konnte seine Unabhängigkeit von Ranjit Singh wahren, indem er sich bereits 1833 britischer Schutzherrschaft unterstellte. Er bestand als Fürstenstaat bis 1947.
Auch in Britisch-Indien spielte der Punjab eine zentrale Rolle, vor allem seit 1912 die Hauptstadt nach Delhi verlegt wurde. Die Briten hatten vor allem auch ein Interesse, die Sikhs zu fördern, von denen sie die loyalsten Truppenteile rekrutierten. Die Infrastruktur- und Bildungsmaßnahmen der Briten veränderten gerade den Punjab und brachten eine neue Bildungsschicht hervor, die ab den 1920er Jahren immer mehr zur Unabhängigkeitsbewegung tendierte.
Die tatsächliche Unabhängigkeit des Subkontinents 1947 verlief allerdings dramatisch. Der Punjab wurde zwischen den beiden Nachfolgestaaten geteilt – die Teilungslinie verlief in der Mitte zwischen den wichtigsten Städten Lahore und Amritsar. Im Zuge dieser Teilung gerieten die Flüchtlingsströme von Hindus und Sikhs aus dem Westpunjab und von Moslems aus dem Ostpunjab außer Kontrolle. Es kam zu bürgerkriegsartigen Szenen, die sich über mehrere Wochen dahinzogen.
Seither ist der Punjab in eine pakistanische Provinz und einen indischen Bundesstaat geteilt. In Pakistan hat der Punjab insofern ein Übergewicht, als er die bei weitem bevölkerungsreichste Provinz darstellt. Der indische Punjab wiederum ist ein industrielles Zentrum und einer der reichsten Bundesstaaten.
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