Pankrác

Pankrác

Pankrác (deutsch: Pankratz) ist ein Stadtteil im Süden von Prag, der Hauptstadt Tschechiens. Historisch zum 14. Gemeindebezirk zugehörig, befindet es sich heute im Verwaltungsbezirk Prag 4. Der Stadtteil Pankrác, welcher seinen Namen von der Kirche St. Pankratius in Nusle erhielt, war und ist Synonym für das berühmteste Prager Gefängnis.

Gefängnis

1852 wurde das kaiserliche Patent Nr. 117 über Straftaten, Übertretungen und Delikte veröffentlicht, das in Tschechien über 100 Jahre galt. Die zu dieser Zeit bestehenden Gefängnisse entsprachen vor allem aus hygienischen Gründen nicht mehr den Anforderungen. 1885 begann man mit dem Bau eines neuen Gefängnisses zwischen den Stadtteilen Nusle und Pankratz. Der Bau wurde 1889 vollendet und kostete insgesamt 1.200.000 Gulden. Die ersten Gefangenen wurden im September des gleichen Jahres eingeliefert. Inhaftiert wurden hier von Beginn an alle Straftäter vom einfachen Gefangenen bis hin zu Schwerverbrechern.

Das Gefängnis war für seine Zeit modern ausgestattet. Es hatte eine Zentralheizung, beheizt mit warmer Luft, in Einzelhaftzellen mit Heißwasser. Die Beleuchtung erfolgte durch Gaslampen; das Gas stammte aus dem eigenem Gaswerk. Im Gefängnis gab es Bäder, Lernstuben (die Gefangenen waren verpflichtet, sich weiterzubilden), Vortragssäle, eine Turnhalle, 22 Werkstätten, sechs Ausgangshöfe, eine römisch-katholische Kirche, eine evangelische Kapelle und ein Gebetshaus für jüdische Inhaftierte. Das Gefängniskrankenhaus bestand aus 22 Zimmern.

Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 diente Pankrác als Gefängnis der Kreisstrafgerichte Prags, in dem mehr als 800 Gefangene einsaßen. Zur damaligen Zeit war es das größte Gefängnis der 37 Kreisgerichte für Untersuchungshäftlinge und leichte Straftäter.

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges richtete es die deutsche Okkupationsverwaltung als Untersuchungsgefängnis der Gestapo ein. Am 15. April 1943 ließ Reichsminister Heinrich Himmler im Gefängnis eine Hinrichtungsstätte einrichten (im Volksmund Sekyrárna, zu deutsch Beilzimmer), drei Zellen mit einer Guillotine (rakvárna). Das Untersuchungsgefängnis war nun die Zentrale Hinrichtungsstätte für das Protektorat Böhmen und Mähren. Bis zum 26. April 1945 wurden 1.087 Menschen durch Alois Weiss, einem ehemaligen Hilfslagerarbeiter aus München, genannt "Henker von Pankratz", hingerichtet. Die Opfer wurden im Krematorium Prag-Straschkau verbrannt.

In den 1950er Jahren wurden im Gefängnis so genannte Staatsfeinde des kommunistischen Regimes untergebracht, gefoltert und hingerichtet. Diese Hinrichtungen fanden hinter dem Krankenhaus statt. An dieser Stelle steht heute ein Denkmal.

Heute werden in Prag-Pankrác verurteilte Männer inhaftiert. Insgesamt hat die Anstalt Vazební věznice Praha Pankrác heute 972 Plätze, davon 478 für Untersuchungshäftlinge und 494 für Gefangene mit Freiheitsstrafen. Das Krankenhaus hat eine Kapazität von 131 Betten, die Auslastung beträgt im Schnitt 105%.

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