Papierwiederverwertung

Papierwiederverwertung

Als Papierrecycling wird das Sammeln und die Aufbereitung von gebrauchten (gelesenen) Papieren (Altpapier) oder Kartonagen zur Wiederverwertung bezeichnet, die entweder als eine verkaufsfähige Produktklasse oder als Bestandteil normaler Papiere oder Kartonagen in den Handel zurückfließen.

Lagerhalle für Altpapier in Hamburg

Inhaltsverzeichnis

Altpapiermengen

In Deutschland wurden im Jahr 2007 23,1 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe produziert. Im gleichen Zeitraum wurden 15,3 Millionen Tonnen Altpapier gesammelt.[1] Je mehr Papier wiederverwertet wird, desto weniger Holz muss für die Papierproduktion aufgewendet werden. In Deutschland werden für die Papierproduktion gegenwärtig ca. 40 % der Holzproduktion eingesetzt. Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage sinkt der Holzpreis mit der eingesetzten Menge Altpapier.

Zu einem hohen Anteil aus Altpapier hergestellt sind z. B. Wellpappe (bis zu 100 %) und Zeitungspapier (die meisten Tageszeitungen werden auf Papier aus 100 % Altpapier gedruckt).

Papier wird für die unterschiedlichsten Qualitäten recycelt: zu Hygienepapieren (Toilettenpapier, Papierhandtücher, Küchentücher) oder ungestrichenem Papier wie für Kopierpapiere und Zeitungsdruckpapier. Mittlerweile gibt es aufwändig hergestellte Kopierpapiere, die in ihren Verarbeitungseigenschaften mit Frischfaserpapier vergleichbar sind und sich auch im Weißgrad nur noch minimal von diesem unterscheiden. Auch bei der Herstellung höherwertiger Papiere wie für Zeitschriften werden mittlerweile recycelte Fasern eingesetzt.

Bei Hygienepapieren und Zeitungsdruckpapier ist heute fast keine Steigerung des Altpapieranteils mehr möglich. Um die Verwertungsquoten weiter zu steigern, wird deshalb auch für höherwertige Papiere (für Zeitschriften/Magazine) vermehrt Altpapier eingesetzt. Bei mehrfachem Recycling brechen zwar immer wieder Fasern und gehen aus dem Kreislauf verloren, da jedoch ständig frische Fasern z. B. mit Zeitschriften (Holzschliff) und Zellstoff in den Kreislauf gelangen, ist auch bei mehrfachem Recycling kein „Recyclingkollaps“ zu erwarten.

Ende April 2005 lag der Preis pro Tonne Altpapier noch zwischen 50 bis 80 Euro[2], Anfang 2008 stieg er vor allem wegen der zunehmenden Nachfrage aus Asien auf mehr als 100 Euro.[3] Inzwischen ist der Altpapierpreis jedoch auf ein Niveau zwischen 40 und 80 Euro gefallen.[4]

Verarbeitung von Altpapier

Der Energieaufwand bei der Produktion von Recyclingpapier ist deutlich geringer (nur ca. ein Drittel) als bei der Herstellung von neuem Papier aus Holz (Frischfaserpapier), der Verbrauch an Wasser beträgt nur 15 %, die Gewässerbelastung beträgt nur etwa 5 %. Damit leistet das Papierrecycling einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.

Schlüsselprozess beim Papierrecycling für grafische Papiere ist das Deinking, die Entfernung der Druckfarbe aus dem Altpapier. Undeinkte Recyclingpapiere haben so gut wie keine Bedeutung auf dem Markt.

Probleme beim Papierrecycling zu hellen Papieren bereiten Druckfarben, die im gängigen Verfahren nicht entfernt werden können, wie die beim Flexodruck oder auch für neue digitale Druckverfahren verwendeten Farben. Während Trockentoner in der Regel ähnlich leicht wie herkömmliche Offsetdruckfarben aus dem Altpapier entfernt werden können, stören Inkjet-Tinten und Flüssigtoner die Wiederverwertung erheblich. Dies gilt weniger für einzelne Druckseiten, die zuhause oder im Büro erstellt werden, als für Massendrucksachen (Werbesendungen) oder digital gedruckte Zeitungen.

Altpapier wird heute für die Herstellung von Zeitungspapier, Büropapieren (Kopierpapier), Hygienepapieren (Toilettenpapier) und von Kartonagen eingesetzt. Zeitungspapier und viele Kartons bestehen nahezu ausschließlich aus Altpapier. Die Vergrauung der Papiere wird durch weiße Füllstoffe (Calciumcarbonat, Kaolin) und/oder durch zusätzliches Streichen der Papieroberfläche mit weißen Streichfarben verringert.

Perspektive

Die Nachfrage nach Altpapier ist weltweit enorm gestiegen, was die getrennte Erfassung wieder attraktiver macht. Als Folge des gestiegenen Preises und der hohen Nachfrage bieten mehr und mehr Firmen, den privaten Haushalten die kostenlose Altpapierentsorgen an, nachdem das Oberverwaltungsgericht Lüneburg im Januar 2008 die gewerbliche Sammlung für zulässig erklärt hat.[5] Früher kam der Erlös aus Altpapiersammlungen vor allem Vereinen und kirchlicher Jugendarbeit zugute.[6]

Papierrecycling erweist sich im Prinzip als ökonomisch und ökologisch effizient. Trotzdem treiben rasant gestiegene Energiekosten die ersten Betriebe in die Insolvenz. Nachteilig wirken sich in Ökobilanzen primär die langen Transportwege aus, weil Papier schlecht dezentral recycelt werden kann.

Quellen

  1. VDP (Verband Deutscher Papierfabriken)
  2. Hamburger Abendblatt Springer, Hamburg 26.4.2005.
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung
  4. Neue Presse Neue Presse vom 31.05.2008
  5. OVG Niedersachsen Januar 2008
  6. Stuttgarter Zeitung Leonberger Kreiszeitung vom 14.02.2008

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