- Passeiertal
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Passeier, auch Passeiertal (ital: Val Passiria) genannt, ist ein Gebirgstal in Südtirol (Italien) nördlich von Meran.
Inhaltsverzeichnis
Geographie, Geologie und Geomorphologie
Das Tal der Passer ist ein linkes Seitental der Etsch zwischen den Ötztaler Alpen (Texelgruppe) an der Westseite und den Sarntaler Alpen (Hirzer) an der Ostseite. Es zieht sich knapp 50 km aufwärts zum Timmelsjoch (Staatsgrenze nach Österreich und Übergang ins Ötztal). Auf dieser Strecke umfasst das Tal, das morphologisch in Vorder- und Hinterpasseier unterteilt wird, verschiedene Klima- und Vegetationszonen.
Das Vorderpasseier steigt aus der durch Weinreben und mediterrane Vegetation geprägten Randzone des Meraner Beckens über Obstplantagen und Weiden bis zur Einmündung des Wannser Tals bei St. Leonhard in Passeier auf einer Strecke von ca. 20 km nur allmählich von ca. 500 m auf ca. 700 m geringfügig an. Das Hinterpasseier hingegen ist naturbelassen, steil ansteigend und weist ein alpines Klima auf; bis in das späte Frühjahr hinein liegt in den Höhenlagen noch Schnee . Wasserfälle stürzen von den Berghängen; die kleinen Dörfer, die von Almwirtschaft leben, liegen größtenteils hoch über dem Talboden. Auf knapp 30 km überwindet die Straße zum Timmelsjoch (2.474 m) eine Höhe von fast 1.800 m. Die Vegetation ist hochalpin; im Sommer ist die Landschaft für ihre ausgedehnten Alpenrosenfelder bekannt.
Geologisch unterscheidet man in Passeier zwischen folgenden Zonen:
- die Zone der Alten Gneise am Taleingang im Süden
- den Schneebergzug im Zentrum
- den Ötztaler-Stubaier Kristallin im Norden
Ortschaften
Aus rein geographischer Sicht ist Riffian die südlichste Gemeinde im unteren Passeier; der Ort wird traditionell jedoch nicht mehr zur Talgemeinschaft gezählt.
Vielmehr ist politisch das Passeiertal unterteilt in die drei Gemeinden
- St. Martin,
- St. Leonhard und
- Moos.
Die flächenmäßig größte und einzige Gemeinde im Hinterpasseier ist Moos; die einwohnermäßig größere der beiden Gemeinden im Vorderpasseier ist St. Leonhard.
Etymologie, Geschichte und Infrastruktur
Der Name Passeier (früher u.a. auch: Passir, Parseyr, Passeyer) geht auf die ursprünglich rätoromanische Besiedelung zurück und ist vermutlich auf die Ortsbezeichnung pra de sura bzw. prasüra (etwa "oben gelegene Wiese") zurückzuführen. Der Anteil der rätoromanischen Bevölkerung beträgt heute weniger als 0,1 %; das Tal ist zu 98 % deutschsprachig.
Wegen seiner Nord-Süd-Lage war das Passeiertal ein historischer Fernhandelsweg. Saumpfade verbanden es über der Timmelsjoch mit dem Ötztal und dem oberen Inntal einerseits sowie über den Jaufenpass mit Sterzing, dem Brenner und Innsbruck andererseits. Wegen der Gabelung in beide Passrouten war St. Leonhard der strategisch wichtigste Handelsort im Passeiertal; dort wurden die Pferde gewechselt und die Waren umgeschlagen. Die Straße zum Timmelsjoch wurde erst 1968 asphaltiert und ist nur jenseits des letzten Gasthauses von Schönau (1571 m) nur in den schneefreien Sommermonaten befahrbar.
Im 13. und 14. Jahrhundert erwarben sich einige Bauern das Recht, in den niederen Adel aufzusteigen, wenn sie sich verpflichteten, einem Lehnsherrn im Kriegsfall mit der Waffe zu dienen; im Gegenzug sicherte der Lehnsherr Steuer- und Abgabenfreiheit zu. 11 dieser ehemaligen Bauern-Adelshöfe (Schildhöfe genannt) sind im Passeiertal erhalten; einer von ihnen in Saltaus ist zu einem Hotel der gehobenen Klasse umfunktioniert.
Bekannteste historische Persönlichkeit aus dem Passeiertal ist Andreas Hofer, der gescheiterte Tiroler Volksheld aus St. Leonhard (1810 im Mantua hingerichtet). Sein Geburtshaus, der Sandwirt, ist heute eine zentrale Touristenattraktion mit Dokumentationszentrum, Museum, zwei Gedenkkapellen und Gaststätte.
Der Tourismus ist heute Hauptwirtschaftszweig des Vorderpasseier. Traditionelle Hotels und Gasthöfe richten sich vor allem an Familienurlauber und Wanderer. Die historischen Waalwege im unteren Talabschnitt sind umfunktioniert zu beliebten Panorama-Wanderwegen. Alpine Wandergebiete sind vor allem das Gebiet um den Hirzer, das auch ein Zentrum fürs Gleitschirmfliegen ist, sowie der Naturpark Texelgruppe.
In St. Martin entstand im Zusammenhang mit einem 18-Loch-Golfplatz der neue Ortsteil Quellenhof (it. Sorgente), ein fast ganzjährig nutzbares Sport- und Wellness-Resort der gehobenen Kategorie.
Das Hinterpasseier besitzt für die kurze Sommersaison nur eingeschränkte touristische Einrichtungen. Allein das Pfelderer Tal, ein bei Moos abzweigendes Seitental der Passer, kennt auch im Winter eine Skisaison.
Bekannte Persönlichkeiten
- Andreas Hofer, Tiroler Volksheld
- Josef Valentin Haller, ehemaliger Bürgermeister von Meran
- Georg Klotz, Kämpfer für die Einheit Tirols
- Eva Klotz, Abgeordnete im Südtiroler Landtag
- Karl Gufler, Widerstandskämpfer und Bandit
- Johannes Evangelist Haller, Provikar von Trient und Erzbischof von Salzburg
- Josef Pichler („Pseirer Josele”), Erstbesteiger des Ortler
- Johann Haller, Teilnehmer der Nordpolexpedition von Julius Payer
Weblinks
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