Patrick O'Brian

Patrick O'Brian

Patrick O’Brian (* 12. Dezember 1914 in Chalfont St. Peter, Buckinghamshire, England; † 2. Januar 2000 in Dublin; eigentlich Richard Patrick Russ) war ein für seine marinehistorischen Romane berühmter britischer Autor.

Der Autor vor dem Hintergrund der HMS Surprise aus dem Film Master and Commander.

Inhaltsverzeichnis

Sein Leben

Patrick O’Brian war das jüngste von neun Kindern und verbrachte eine schwere, von Krankheit gezeichnete Kindheit. Nachdem er im Zweiten Weltkrieg vergeblich versucht hatte, in die Royal Air Force einzutreten, arbeitete er als britischer Geheimagent. Während des Krieges lernte er seine zweite Frau kennen, mit der er in den Nachkriegsjahren zunächst nach Wales zog, bevor sie sich in Collioure, Südfrankreich niederließen. Hier schrieb er bis zu seinem Tod an seiner berühmten Romanreihe, die er 1969 begann.

O’Brian starb im Januar 2000 in einem Dubliner Hotel.

Seine Werke

O’Brian schrieb seine ersten Erzählungen und Kurzgeschichten bereits als Jugendlicher. Es folgten einige wenig erfolgreiche Romane und Erzählungen, bevor er mit der zwanzig-bändigen, marinehistorischen Aubrey-Maturin-Serie weltweit erfolgreich wurde. Seine Romane gelten inzwischen als große Literatur, sie sind weitaus tiefer und vielschichtiger als andere Vertreter dieses Genres.

Neben seinen Romanen schrieb O’Brian unter anderem Biographien von Picasso und dem englischen Naturforscher Sir Joseph Banks und übersetzte Werke wie Henri Charrières Papillon.

Die Aubrey-Maturin-Serie

Die Geschichten um den britischen Marineoffizier Jack Aubrey und den irisch-katalanischen Schiffsarzt Stephen Maturin sind im England bzw. auf Schiffen der Royal Navy zur Zeit der Napoleonischen Kriege angelegt. Ein zentraler Punkt dieser Reihe ist die Freundschaft zwischen diesen beiden unterschiedlichen Figuren: Zum einen Aubrey, der leidenschaftliche, von Traditionen bestimmte konservative Marineoffizier, und zum anderen der introvertierte, vom Geiste der Aufklärung beeinflusste Arzt und Naturwissenschaftler Maturin.

Nachdem die ersten Bücher zunächst kaum beachtet worden waren, stieg die Anzahl der Leser stetig. Inzwischen wurden die Bücher millionenfach verlegt und im Jahr 2003 mit Russell Crowe verfilmt (Master & Commander – Bis ans Ende der Welt). Er verfasste 20 Romane um Jack Aubrey und Stephen Maturin. Im Herbst 2004 erschien der unvollendete 21. Roman der Serie, der lediglich 21 genannt wurde und die ersten drei Kapitel und das geplante Ende enthielt.

Erzählstil

Vor dem Hintergrund des Seekrieges gegen Frankreich und seine Verbündeten befassen sich die Romane auch mit philosophischen Fragen, der Naturwissenschaft und Medizin, vor allem aber mit der vorviktorianischen Gesellschaft. Besonders hervorzuheben ist hier O'Brians kenntnisreiche und authentische Darstellung dieser Zeit. So lässt er nicht nur seine Akteure in der Sprache und im Jargon ihrer Zeit sprechen, sondern bedient sich dieser auch in seiner Erzählung - ein relativ ungewöhnlicher Stil für moderne historische Romane (der leider in den deutschen Übersetzungen untergeht), der ihm u. a. auch einige Vergleiche mit Jane Austen eingebracht hat. Natürlich sind diese Bücher aber vor allem marinehistorische Romane, und die Handlung spielt zu gut zwei Dritteln auf See. Auch hier zeigt O'Brian eine präzise Darstellung des Lebens auf den Kriegsschiffen. Dabei verwendet er durchgängig seemännische Fachausdrücke, ohne diese zu erläutern, was für mit der Materie wenig vertraute Leser oftmals abschreckend wirkt. Viele Leser nehmen diesem Umstand aber auch einfach hin, fühlen sie sich doch dann wie die Figur des Maturin, der - auch als „running-gag“ - selbst ständig mit seemännischem Unverstand auftritt. Des weiteren bindet O'Brian seine Geschichten oft sehr nahe in den historischen Kontext ein oder bedient sich sogar einiger Ereignisse ganz und lässt diese durch seine Figuren erleben. Zudem gibt es bei Aubrey viele Parallelen zu Lord Cochrane, einem bekanntem britischen Seeoffizier dieser Zeit. Ein weiteres Stilmittel O'Brians ist der abrupte Schluss in den meisten Bänden, nicht selten mit nur einem Satz. Die vom Leser erwartete Fortsetzung der Handlung findet sich dann im nächsten Band, der meist nahtlos an den vorherigen anknüpft. Dadurch wirkt die Romanreihe wie ein einzelnes Gesamtwerk (der „Aubrey-Maturin-Kanon“), was durch übergelagerte Handlungsstränge, wie etwa die Geheimdiensttätigkeit Maturins, vor allem aber das nicht selten problematischen Privat- und Familienleben der Akteure noch verstärkt wird.

Die Bände der Reihe

  1. Master and Commander (1970, Kurs auf Spaniens Küste), ISBN 3548253172
  2. Post Captain (1972, Feindliche Segel), ISBN 3548253180
  3. H.M.S. Surprise (1973, Duell vor Sumatra), ISBN 3548253199
  4. The Mauritius Command (1977, Geheimauftrag Mauritius), ISBN 3548252036
  5. Desolation Island (1978, Sturm in der Antarktis), ISBN 3548252087
  6. The Fortune of War (1979, Kanonen auf hoher See), ISBN 3548252125
  7. The Surgeon's Mate (1980, Verfolgung im Nebel), ISBN 3548253202
  8. The Ionian Mission (1981, Die Inseln der Paschas), ISBN 3548253296
  9. Treason's Harbour (1983, Gefahr im Roten Meer), ISBN 3548254357
  10. The Far Side of the World (1984, Manöver um Feuerland), ISBN 3548254438
  11. The Reverse of the Medal (1986, Hafen des Unglücks), ISBN 3548256422
  12. The Letter of Marque (1988, Sieg der Freibeuter), ISBN 3548256430
  13. The Thirteen-Gun Salute (1989, Tödliches Riff), ISBN 3548257216
  14. The Nutmeg of Consolation (1991, Anker vor Australien), ISBN 3548257305
  15. Clarissa Oakes (1993, Die Inseln der Vulkane), ISBN 3548257704
  16. The Wine-Dark Sea (1993, Gefährliche See vor Kap Hoorn), ISBN 3548257747
  17. The Commodore (1995, Der Triumph des Kommodore), ISBN 3548259022
  18. The Yellow Admiral (1996, Der gelbe Admiral), ISBN 3548259030
  19. The Hundred Days (1998, Mission im Mittelmeer), ISBN 3548261256
  20. Blue at the Mizzen (1999, Der Lohn der Navy), ISBN 3548261310
  21. The unfinished journey of Jack Aubrey (2004), ISBN 039306025X

Literatur

Nach seinem Tod sind zwei Biografien erschienen. Die zweite ist von seinem Stiefsohn Nikolai Tolstoy.

  • King, Dean: Patrick O'Brian - Der Mann der zweimal lebte (Ullstein, 2003) ISBN 3548257267
  • Tolstoy, Nikolai: Patrick O'Brian: The Making of the Novelist (Century, 2004) ISBN 0712670254

Zum Verständnis der vielen nautischen Begriffe, die O'Brian verwendet, sowie zur Verfolgung seiner Reisen in der wirklichen Welt dienen folgende Werke:

  • King, Dean et al.: A Sea of Words. A Lexicon and Companion for Patrick O' Brian's Seafaring Tales, New York 1995
  • King, Dean et al.: Harbors and High Seas. An Atlas and Geographical Guide to the Aubrey-Maturin Novels of Patrick O' Brian, New York 1996

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Patrick O’Brian — (* 12. Dezember 1914 in Chalfont St. Peter, Buckinghamshire, England; † 2. Januar 2000 in Dublin; eigentlich Richard Patrick Russ) war ein für seine marinehistorischen Romane berühmter britischer Autor. Der Autor vor dem Hintergrund der HMS… …   Deutsch Wikipedia

  • Patrick O'Brian — Saltar a navegación, búsqueda Patrick O Brian Nombre Patrick O Brian Nacimiento 12 de diciembre de 1914 Buckinghamshire …   Wikipedia Español

  • Patrick O'Brian — Nom de naissance Richard Patrick Russ Activités Écrivain Traducteur Naissance 12 décembre 1914 …   Wikipédia en Français

  • Patrick O'Brian — Infobox Person name = Patrick O Brian image size = caption = Patrick O Brian (born Richard Patrick Russ) birth date = 12 December 1914 birth place = Chalfont St. Peter, Buckinghamshire, England death date = death date and… …   Wikipedia

  • Patrick O’Brian — Richard Patrick Russ …   Eponyms, nicknames, and geographical games

  • John Dennis Patrick O'Brian — Jack O’Brian (eigentlich John Dennis Patrick O’Brian; * 16. August 1914 in Buffalo, New York; † 5. November 2000 in Manhattan) war ein US amerikanischer Journalist. Er arbeitete beim New York Journal American als Fernsehkritiker und war ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Patrick Hillery — 6th President of Ireland In office 3 December 1976 – 2 December 1990 Preceded by Cearbhall Ó Dálaigh …   Wikipedia

  • Patrick Tull — Publicity photo of Patrick Tull (unknown date) Born 28 July 1941(1941 07 28) Sussex, England, United Kingdom Died …   Wikipedia

  • Patrick Garland — (born April 10, 1935) is an actor and a director of British theatre, television and film, and a writer. With Ted Hughes and Charles Osborne Garland started Poetry International in 1963. Garland was a director and producer for the BBC s Music and… …   Wikipedia

  • Patrick McGilligan — (* 12. April 1889 in Coleraine, County Londonderry; † 15. November 1979) war ein irischer Politiker und saß von 1923 bis 1965 im Dáil Éireann, dem Unterhaus des irischen Parlaments. Biografie McGilligan wurde am 2. November 1923 in einer Nachwahl …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”