Pattakos

Pattakos

Stylianos Pattakos (griechisch Στυλιανός Παττακός, alternative Transkription Stylianos Patakos, alternativer Name Stelios Pattakos; * 8. November 1912, Agia Paraskevi, Präfektur Rethymno, Kreta;) war ein griechischer Militär und Politiker. Er zählte neben Georgios Papadopoulos und Nikolaos Makarezos zu den drei führenden Köpfen (Obristen) des Militärputsches gegen die Regierung Panagiotis Kanellopoulos am 21. April 1967, mit dem die Griechische Militärdiktatur begann.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Ausbildung

Pattakos erhielt seine Offiziersausbildung an der „Scholi Evelpidon” in Athen, der griechischen Offiziersakademie. Er schloss seine Offiziersausbildung 1937 ab. Als Offizier nahm er an den Kämpfen der griechischen Armee im Zweiten Weltkrieg von Oktober 1940 bis Ende April 1941 teil.[1]

Griechischer Bürgerkrieg

Während des Griechischen Bürgerkrieges von März 1946 bis September 1949 befehligte Pattakos griechische Armeeeinheiten gegen die Demokratische Armee Griechenlands (DSE). Nach dem Bürgerkrieg wurde er zunächst zum Oberst, im Januar 1963 zum Brigadegeneral befördert. In dieser Eigenschaft kommandierte er die gepanzerte Division in Attika, welche in Goudi stationiert war.[2] Im März 1967 geriet Pattakos wegen des laufenden Prozesses gegen die Offiziere der sogenannten „Aspida-Verschwörung“ in die Schlagzeilen. Er ließ am 22. März den Angeklagten Papageorgopoulos entgegen seiner Vollmachten für fünf Stunden festsetzen.[3]

Diktatur

Während seiner Dienstzeit in Attika lernte Pattakos den Oberst Georgios Papadopoulos und den Brigadegeneral Nikolaos Makarezos kennen, mit denen er in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1967 den Militärputsch durchführte. Unmittelbar nach dem Putsch wurde Pattakos in der ersten diktatorischen Regierung unter Ministerpräsident Konstantinos Kollias Innenminister. Er war mittels dieses Amtes verantwortlich für die „innere Sicherheit“ und „öffentliche Ordnung“ in Griechenland. In seiner Eigenschaft als Innenminister verfolgte er mit den ihm unterstellten Sicherheitsorganen Regimegegner. Der Schauspielerin Melina Mercouri, welche sich öffentlich gegen die Militärjunta stellte, entzog Pattakos in seiner Eigenschaft als Innenminister die griechische Staatsbürgerschaft. Mercouri erwiderte diese Maßnahme mit dem Ausspruch:

„Ich wurde als Griechin geboren und werde als Griechin sterben. Herr Pattakos wurde als Faschist geboren und wird als Faschist sterben.“

Autor:Melina Mercouri.

Seine extrem nationalistische bis faschistoide politische Einstellung wurde durch folgende Ansprache im Jahre 1968 deutlich:

„Junge Menschen von Griechenland … Ihr habt Griechenland in Eure Arme geschlossen und euer Kredo hat die Bedeutung eines Opfers, aus der Zeit des ‚Kommt und nehmt sie’ (Molóln lavé) des Leonidas, später des ‚ich werde euch nicht die Stadt überlassen’ des Konstantinos Palaiologos, des ‚Nein’ von Metaxas und schließlich des ‚Halt oder ich schieße’ des 21. April 1967 … Die heutige Zeremonie ist eine Wiedertaufe in den Quellen der Tradition unserer Vorfahren; ein Ausdruck des nationalen Glaubens, daß die Rasse der Griechen die größte und beste unter der Sonne ist.“

Autor: Stylianos Pattakos, 1968.[4]

Bei dem Regierungswechsel am 13. Dezember 1967, bei dem der faktisch mächtigste Mann Georgios Papadopoulos nach dem misslungenen Gegenputsch des Königs Konstantin II. den mit dem König ins Exil geflohenen Konstantinos Kollias als Ministerpräsident ablöst, blieb Pattakos im Amt des Innenministers. Zusätzlich bekleidete er ab dem 13. Dezember 1967 das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten. Er wurde damit offizieller Stellvertreter von Papadopoulos und löste General Spantidakis in dieser Funktion ab. Pattakos bekleidete das Amt des Innenministers bis zur Umbildung der Regierung Papadopoulos am 25. August 1971: er wurde am 26. August 1971 durch Adamantios Androutsopoulos ersetzt. Das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten behielt er inne. Am 10. Mai 1973 tritt Androutsopoulos vom Amt des Innenministers zurück; Pattakos übernahm das Ressort kommissarisch bis zur Regierungsumbildung vom 8. Oktober 1973.

Nach der Meuterei auf dem griechischen Zerstörer Velos bezichtigte Papadopoulos den im Exil lebenden König der Anstiftung zur Meuterei und setzte in ab. In einem anschließenden Referendum über die Staatsform Griechenlands wurde Papadopoulos zum Präsidenten der Republik auf 8 Jahre „gewählt.“ Er berief in seiner neuen Eigenschaft als Staatspräsident am 8. Oktober 1973 den Politiker Spyros Markezinis zum neuen Premierminister.[5][6] Mit dieser Regierungsumbildung verlor Pattakos sowohl das Amt des Innenministers als auch das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten: einer nachfolgenden Regierung gehörte Pattakos nicht mehr an.

Mit dem Fall der Griechischen Militärdiktatur im Juli 1974 wurde Pattakos verhaftet und anschließend vor Gericht gestellt. In dem Gerichtsverfahren wurde Pattakos wegen Hochverrats zum Tode verurteilt; die Todesstrafe wurde anschließend in lebenslange Haft umgewandelt.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Pavlos Tzermias: Neugriechische Geschichte: eine Einführung. Basel: Francke, 1999
  • Helen Vlachos/Eleni Vlachou: Griechenland. Dokumentation einer Diktatur. Verlag Jugend und Volk, 1972.

Quellen

  1. Manousakis, Gregor: Hellas – Wohin? Das Verhältnis von Militär und Politik in Griechenland seit 1900. Verlag Wissenschaftliches Archiv, Godesberg 1967. S. 214.
  2. Zeitungsartikel der griechischen Zeitung Eleftheria vom 4. Januar 1963, Seite 8 (verfügbar online über die Griechische Nationalbibliothek).
  3. Zeitungsartikel der griechischen Zeitung Eleftheria vom 22. März 1967, Seite 8 (verfügbar online über die Griechische Nationalbibliothek).
  4. Zitiert nach: Clogg, Richard: Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Abriß. Romiosini Verlag, Köln 1997. S. 200. ISBN 3-923889-13-7 (formal falsche ISBN).
  5. Tzermias, Pavlos: Neugriechische Geschichte. Eine Einführung. 3. Auflage. Francke Verlag, Tübingen und Basel. S. 198. ISBN 3-7720-1792-4
  6. Clogg, Richard: Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Abriß. Romiosini Verlag, Köln 1997. S. 204. ISBN 3-923889-13-7 (formal falsche ISBN).
  7. Tzermias, Pavlos: Neugriechische Geschichte. Eine Einführung. 3. Auflage. Francke Verlag, Tübingen und Basel. S. 212. ISBN 3-7720-1792-4
Vorgänger Amt Nachfolger
Spyridon Theotokis Innenminister von Griechenland
21. April 1967 – 25. August 1971
Adamantios Androutsopoulos (Diktatur)
Adamantios Androutsopoulos Innenminister von Griechenland
10. Mai 1973 – 8. Oktober 1973
Ioannis Agathangelos (Diktatur)
Grigorios Spantidakis (Diktatur) Stellvertretender Ministerpräsident von Griechenland
13. Dezember 1967 – 8. Oktober 1973
Charilaos Mitrelias (Diktatur)

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