Patze

Patze

Hans Patze (* 20. Oktober 1919 in Pegau; † 19. Mai 1995 in Göttingen) war ein deutscher Mediävist, Landes- und Verfassungshistoriker sowie Archivar.

Als einziges Kind eines Kaufmannsehepaares besuchte Patze das Realgymnasium in Lindenau (Leipzig), wo er 1938 sein Abitur machte. Im gleichen Jahr wurde er zur Wehrmacht eingezogen und 1940 auf dem Frankreichfeldzug schwer verwundet. Nach der Entlassung aus der Wehrmacht studierte er in Frankfurt am Main und Jena von 1941 bis 1945 Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik und Latein. Im Februar 1945 wurde Patze erneut zur Wehrmacht eingezogen und geriet bis 1946 in Gefangenschaft. Danach wurde er in Jena bei Willy Flach promoviert, trat in den thüringischen Archivdienst ein und wurde zum Leiter des Thüringischen Landesarchivs Altenburg ernannt.

Im Juli 1952 wurde Patze Archivdirektor in Gotha. Im Frühjahr 1956 flüchtete er mit Frau und Sohn in den Westen und kam nach Marburg zu Walter Schlesinger, den er bei der Vorbereitung des Altenburger Urkundenbuchs kennengelernt hatte. In Marburg konnte er in den nächsten zwei Jahren seine Habilitationsschrift Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen fertigstellen. Nach der Habilitation wurde Patze Dozent für Mittlere und Neuere Geschichte an der Philipps-Universität Marburg. 1963 wurde er nach Gießen auf den einzigen landesgeschichtlichen Lehrstuhl Hessens berufen, wo er in den nächsten sechs Jahren zusammen mit Friedrich Uhlhorn, Karl Ernst Demandt und Walter Heinemeyer das Hessische Jahrbuch für Landesgeschichte herausgab. Er war zudem Herausgeber großangelegter Reihenwerke zur deutschen Landesgeschichte, namentlich des sechsbändigen (in zehn Teilbänden) Werkes zur Geschichte Thüringens sowie bis zu seinem Tode auch der bis heute (2009) noch nicht fertiggestellten "Geschichte Niedersachsens". 1970 wurde Patze als Nachfolger Georg Schnaths nach Göttingen auf den Lehrstuhl für Niedersächsische Landesgeschichte berufen und mit der Leitung des Göttinger Instituts für Historische Landesforschung betraut. Patze war Mitglied des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte, der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, des Wissenschaftlichen Arbeitskreises für Mitteldeutschland und langjähriger Vorsitzender der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Nachdem Patze im Dezember 1985 einen Herzstillstand erlitten hatte, musste er sich der wissenschaftlichen Tätigkeit weitgehend enthalten.

Schriften (Auswahl)

  • Recht und Verfassung thüringischer Städte (Thüringische Archivstudien 6). Weimar: Böhlau 1955.
  • Altenburger Urkundenbuch 976-1350 (Veröffentlichungen der Thüringischen Historischen Kommission 5). Jena: VEB G. Fischer 1955.
  • Quellen zur Entstehung der Landesherrschaft (Historische Texte 13). Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht 1969.
  • Die Rechtsquellen der Städte im ehemaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg (Mitteldeutsche Forschungen 79). Köln/Wien: Böhlau 1976. ISBN 3-412-05775-4 .
  • Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert (Vorträge und Forschungen 14), 2 Bde. Sigmaringen: Thorbecke 1986 (2. Aufl.). ISBN 3-7995-6614-7. (Hierin auch der einflussreiche Aufsatz: Neue Typen des Geschäftsschriftgutes im 14 . Jahrhundert).
  • Ausgewählte Aufsätze (Vorträge und Forschungen 50). Stuttgart: Thorbecke 2002. ISBN 3-7995-6650-3.

Literatur


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pätze — Pätze, Weibchen vom Hund, s. Betze …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hans Patze — (* 20. Oktober 1919 in Pegau; † 19. Mai 1995 in Göttingen) war ein deutscher Mediävist, Landes und Verfassungshistoriker sowie Archivar. Als einziges Kind eines Kaufmannsehepaares besuchte Patze das Realgymnasium in Lindenau (Leipzig), wo er 1938 …   Deutsch Wikipedia

  • Pleißengau — Das Pleißenland ist ein Gebiet im westlichen Sachsen und östlichen Thüringen. Es ist nach dem Fluss Pleiße benannt. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Auf und Ausbau des Pleißenlandes unter Lothar III. und den frühen Staufern 2.1 Lothar III. (1125… …   Deutsch Wikipedia

  • Pleißnerland — Das Pleißenland ist ein Gebiet im westlichen Sachsen und östlichen Thüringen. Es ist nach dem Fluss Pleiße benannt. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Auf und Ausbau des Pleißenlandes unter Lothar III. und den frühen Staufern 2.1 Lothar III. (1125… …   Deutsch Wikipedia

  • Plisni — Das Pleißenland ist ein Gebiet im westlichen Sachsen und östlichen Thüringen. Es ist nach dem Fluss Pleiße benannt. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Auf und Ausbau des Pleißenlandes unter Lothar III. und den frühen Staufern 2.1 Lothar III. (1125… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichsterritorium Pleißenland — Das Pleißenland ist ein Gebiet im westlichen Sachsen und östlichen Thüringen. Es ist nach dem Fluss Pleiße benannt. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Auf und Ausbau des Pleißenlandes unter Lothar III. und den frühen Staufern 2.1 Lothar III. (1125… …   Deutsch Wikipedia

  • Terra plisnensis — Das Pleißenland ist ein Gebiet im westlichen Sachsen und östlichen Thüringen. Es ist nach dem Fluss Pleiße benannt. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Auf und Ausbau des Pleißenlandes unter Lothar III. und den frühen Staufern 2.1 Lothar III. (1125… …   Deutsch Wikipedia

  • Pleißenland — Das Pleißenland ist ein Gebiet im westlichen Sachsen und östlichen Thüringen. Es ist nach dem Fluss Pleiße benannt. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Auf und Ausbau des Pleißenlandes unter Lothar III. und den frühen Staufern …   Deutsch Wikipedia

  • Elisabeth von Bayern (1361–1382) — Elisabeth von Bayern (* 1361; † 17. Januar 1382 in Mailand), die einzige Tochter Herzog Friedrichs von Bayern aus seiner ersten Ehe mit Anna von Neuffen, war die Ehefrau Marco Viscontis, des Herrn von Parma. Als sich die bayerischen Herzöge 1365… …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Sonneberg — Wappen Deutschlandkarte 50.41 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”