Paul V. Fürst Esterházy

Paul V. Fürst Esterházy
Stammbaum der Fürsten Esterházy

Paul V. (ungar. Pál) Maria Aloys Anton, Fürst Esterházy de Galantha (* 23. März 1901 in Eisenstadt; † 25. Mai 1989 in Zürich) übernahm als junger Student die Esterházyschen Besitzungen (größtenteils in Ungarn, ein kleinerer Teil im Burgenland), wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Ungarn inhaftiert und enteignet und konnte 1956 in die Schweiz flüchten, wo er zurückgezogen lebte, und von wo aus er die österreichischen Besitzungen leitete. Die Familie Esterházy galt als die wohlhabendste Ungarns bzw. früher Österreich-Ungarns und nahm im Laufe der Jahrhunderte immer wieder starken Einfluss auf die Geschichte des Landes.

Paul (V.) wurde als zweites von fünf Kindern geboren. Er studierte Jura und Staatswissenschaften, wo er den Doktortitel erwarb. Nach dem plötzlichen, frühen Tod seines Vaters übernahm er 1920 als 12. Majoratsherr die Besitzungen der Familie Esterházy mit ca. 128.000 ha Land in Ungarn sowie etwa 66.000 ha in Deutsch-Westungarn, das 1921 mit dem Namen Burgenland an Österreich angeschlossen wurde. Damals entschied er sich für die ungarische Staatsbürgerschaft. Aufgrund des allgemeinen Verbotes der Adelsprädikate in der Republik Österreich hieß er dort bürgerlich nur Dr. Paul Esterhazy. Aus dem politischen Leben der bewegten Zwischenkriegsjahre (die ungarische Räterepublik unter Béla Kun, Bürgerkrieg, das Horthy-Regime) und der deutschen Besetzung Ungarns während des Weltkrieges hielt sich der menschenscheue Fürst weitgehend heraus.

Am 3. August 1946 heiratete er in Budapest die Prima Ballerina Assoluta der ungarischen Staatsoper, Melinda Ottrubay. Die Ehe blieb kinderlos, seine Frau wurde nach seinem Tod Alleinerbin.

1946 bis 1947 wurde der Esterházysche Besitz in Ungarn verstaatlicht, in Österreich 1946 unter die Verwaltung der sowjetisch geführten USIA gestellt, da das Burgenland in der sowjetischen Besatzungszone lag. Paul Esterházy wurde in Ungarn unter dem Vorwand von Devisenvergehen und im Schauprozess gegen Kardinal József Mindszenty und andere angeklagt und zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Im Zuge des Volksaufstandes 1956 in Ungarn floh Esterházy, über die Grenze nach Österreich. Nach seiner Flucht ließ er sich in Zürich (Schweiz) nieder, wo er bis zu seinem Tode lebte.

Die Esterházy-Besitzungen im Burgenland standen 1946/47, 1956 und 1964 bis 1968 im Mittelpunkt heftiger politischer Debatten im Burgenland; es wurde kritisiert, dass eine einzige Familie ein Sechstel der gesamten Landesfläche besitzt. In den 1960er Jahren machte die SPÖ die Forderung nach Enteignung zum Wahlkampfthema. Nach Abtretung von etwa 25% des Besitzes beruhigte sich die Situation.

Nach 1970 kam es zu einer weitgehenden Entspannung im Verhältnis zwischen der Politik im Burgenland und Paul Esterházy in Zürich. Es kam zu einer Reihe von erfolgreichen Kooperationen im kulturellen Bereich (Burgspiele Forchtenstein, Internationales Bildhauersymposium St. Margarethen) sowie beim Aufbau des Nationalparks Neusiedler See.



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