Paulus von Samosata

Paulus von Samosata

Paulus von Samosata war in den Jahren 260 - 268 Bischof von Antiochien, der als Häretiker aus der christlichen Kirche exkommuniziert wurde.

Politisches Umfeld

Das antiochische Wirken des in Samosata (Stadt am Oberlauf des Euphrat) geborenen Paulus von Samosata fiel in eine Zeit politischer Tumulte. Die Ostgrenze des römischen Reichs wurde vom persischen Reich bedrängt, und Antiochien lag im kurzzeitig bestehenden palmyrischen Reich zwischen Rom und Persien, bis die römische Hoheit durch Aurelian im Jahre 272 wieder gesichert wurde.

Dogmengeschichtliche Bedeutung

Paul von Samosata wäre heute wahrscheinlich unbekannt und bedeutungslos, hätte er nicht die Lehre vertreten, dass Jesus von Nazaret, der Christus, ein ganz normaler Mensch gewesen sei. Dieser ganz normale Mensch sei allerdings, wie auch andere Heilige vor ihm, auf besondere Weise vom Wort und Geist Gottes bewegt worden. In dieser häretischen Lehrmeinung wird Paul von Samosata, zumindest nach Auffassung des Kirchenhistorikers Eusebius von Caesarea, zu einem direkten Vorläufer des Marcellus von Ancyra.

Da keine Schriften von Paul überliefert sind, müssen die gut ein halbes Jahrhundert später entstandenen Aufzeichnungen in der Schrift De ecclesiastica theologia (I,20,43; III,8,4) des Eusebius, die durchaus unvollständig oder tendenziös sein mögen, zur Darstellung der Position des Paulus dienen. Nach Eusebius war Kernpunkt der Häresie, dass der Sohn Gottes als bloßer Mensch (ψιλος ανθρωπος) angesehen werde. Daraus ergebe sich, dass Gott als eine Hypostase (μια υποστασις) mit drei Erscheinungsweisen (προσωπα) aufgefasst werde: Gott der Vater, Gott Jesus Christus (genauer das in Gott wohnende Wort, λογος) und Gott heiliger Geist, seien alle drei ein und derselbe Gott. Er vertrat damit einen Modalismus, der inhaltlich der Lehre des Sabellius nahe stand, mit dem er später oft in einem Atemzug genannt wird, so etwa im Tomus ad Antiochenos von 362. Dagegen vertrat die Kirche die Lehre von der Dreieinigkeit (Trinität), die von drei Hypostasen ausgeht.

Auf einer Kirchensynode in Antiochien im Jahre 264 wurden Pauls Ansichten dann diskutiert. Dessen Aussagen ließen seine Ansichten noch als akzeptabel erscheinen. Erst auf einer Folgesynode im Jahre 268 wurde seine Absetzung als Bischof gefordert, die aufgrund der politischen Lage erst 272 erfolgte. Auch einige seiner Anhänger folgten der Absetzung nicht; noch bis zum Anfang des 4. Jahrhunderts konnte sich eine Gemeinde von 'Paulianisten' mit Paul als Bischof halten. Paul von Samosata wird in Kanon 19 des Ersten Konzils von Nicäa erwähnt.

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