- Pegnitzschäfer
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Der Pegnesische Blumenorden (Abk. P.Bl.O.; lat. Societas Florigerae ad Pegnensum) ist eine 1644 gegründete Nürnberger Sprach- und Literaturgesellschaft, der ununterbrochen bis heute besteht. Der Name bezieht sich auf den Nürnberg durchziehenden Fluss Pegnitz. Der Pegnesische Blumenorden ist die einzige heute noch bestehende barocke Dichtervereinigung.
Im Jahr 2007 wirkte der Blumenorden über seine Mitglieder Werner Kügel (Präses) und Thomas Paulwitz an der Wiederbelebung der Fruchtbringenden Gesellschaft mit.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründung
1644 gründeten der Nürnberger Patrizier Georg Philipp Harsdörffer und der Kandidat der Theologie Johann Klaj, Lehrer an der Sebalder Schule, nach dem Vorbild der Fruchtbringenden Gesellschaft des Fürsten Ludwig von Anhalt, die wiederum auf das Muster italienischer Akademien zurückgeht, ihre Gesellschaft vom „Gekrönten Blumenorden von der Pegnitz“, auch „Pegnesischer Blumenorden“ genannt. Die Mitglieder nannten sich „Pegnitzschäfer“. Als Zweck der Gesellschaft wurde angegeben:„Förderung der Verehrung Gottes und der deutschen Treue, Pflege und Verbesserung der deutschen Sprache und Dichtkunst“. Dementsprechend wurde der Blumenorden nicht nur zu einem Forum der Literaturpflege, sondern auch Sprachpfleger gehörten und gehören ihm an.[2]
Der Legende nach wurden 1644 anlässlich einer Doppelhochzeit zwei Hochzeitsgedichte bestellt, eines bei Georg Philipp Harsdörffer und ein anderes bei Johann Klaj. Der bessere sollte einen Blumenkranz erhalten, doch jeder wollte dem anderen den Vorzug gönnen. Schließlich nahm jeder nur eine Blume heraus, zu der er sich eine Devise wählte. In der Folge wurden auch andere Poeten aufgefordert, dem Bund beizutreten. Die Mitglieder wählten sich dann einen Ordens- oder „Hirtennamen“ und eine Blume als Symbol (Harsdörffer z. B. hieß Strephon und hatte die Maienblume, bzw. bis 1669 die Panflöte, als Emblem).
17. Jahrhundert
Harsdörffer verlor schon nach wenigen Jahren das Interesse am gemeinsamen Dichten, Klaj wurde Pfarrer in Kitzingen. Nach beider Tod (Klaj 1656, Harsdörffer 1658) war es Sigmund von Birken, der den Blumenorden wiederbelebte und bis zu seinem Tod 1681 leitete. Unter seiner Federführung wurden insgesamt fast 60 neue Mitglieder aufgenommen, darunter viele Auswärtige und prominente Autoren ihrer Zeit. Birkens besonderes Verdienst besteht darin, dass er – einzig im 17. Jahrhundert – auch Frauen, insgesamt 14, in die Vereinigung aufnahm. Sie konnten so in den gemeinsam verfassten literarischen Werken erstmals auch eine weibliche Sicht der Dinge artikulieren. Die bekannteste Dichterin im Blumenorden ist Maria Catharina Stockfleth, Autorin der Kunst- und tugendgezierten Macarie (1673).
In den 1660er und 1670er Jahren entstand eine Vielzahl von Schäferdichtungen der Pegnitzhirten, die alle zu gesellschaftlichen Anlässen verfasst wurden. Typisches Merkmal dieser gemeinsam verfassten Gelegenheitsdichtungen ist eine nach dem Vorbild Vergils und Opitz´ gestaltete Rahmenhandlung, innerhalb derer die einzelnen Schäfer ihre Verse vortragen. Zum Schluss singt man gemeinsam ein Lied.
Birken förderte den Dichterverein nach Kräften, aber schon bald nach seinem Tod kamen die Aktivitäten zum Erliegen. Seine Nachfolger Martin Limburger und Magnus Daniel Omeis, Professor für Rhetorik, Poesie und Moral an der Universität Altdorf, schafften es nicht, den schon bald als „schwülstig“-barock angesehenen Stil in das 18. Jahrhundert, die Zeit der Aufklärung und des „natürlichen“ Stils, hinüberzuretten.
18. Jahrhundert
„1761 schrieb der Leipziger Literaturpapst Gottsched an den Altdorfer Professor und Blumengenossen Georg Andreas Will, da die Pegnesische Schäfergesellschaft ihrem Ende ziemlich nahe zu sein scheine, solle doch Wills Deutsche Gesellschaft sich den Irrhain aneignen! Will und seine Studenten wollten aber lieber dazu beitragen, daß der Orden in reformierter Gestalt weitergeführt werden konnte.“ [3]
Zu den bekannteren Mitgliedern gehörte auch Christian Conrad Nopitsch (1759-1838), evangelischer Theologe, Pfarrer zu Altenthann (heute Ortsteil von Schwarzenbruck), ein Lokalhistoriker, der Verfasser eines „Wegweisers für Fremde in Nürnberg, oder topographische Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg. ..“, 1801, Fortführer des Nürnbergischen Gelehrten-Lexicons von Georg Andreas Will.
Irrhain
Als Versammlungsort des Blumenordens dient seit 1681 der bei Kraftshof nahe Nürnberg gelegene Irrhain. Zeitweilig war auch Rockenbrunn ein Hauptschauplatz der Schäferspiele des Pegnesischen Blumenordens, der den Moritzberg zu seinem Parnaß erklärt hatte.
Ordensräte
Satzungsgemäßer Ordensrat des Pegnesischen Blumenordens ist der jeweilige Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Ehrenkreuzträger
Zur Anerkennung von besonderen Verdiensten um die deutsche Sprache und Literatur verleiht der Blumenorden Ehrenkreuze. Bis zum Jahr 2003 wurde diese Auszeichnung rund 40-mal verliehen. Ehrenkreuzträger sind unter anderem:
- 1963 Gustav-Adolf Gedat
- 1993 Inge Meidinger-Geise
- 1994 Günther Beckstein
- 1994 Johannes Geiger
- 1994 Werner Kügel
- 1994 Roger Paas
- 1995 Theo Reubel-Ciani
- 1995 Hans Zehetmair
- 1999 Herbert Rosendorfer
- 2002 Eugen Schöler
- 2003 Godehard Schramm
Der Blumenorden im Urteil von Zeitgenossen
So urteilte der deutsche Lyriker Karl Bröger 1935: „Wenn auch die Pflege der in jener barocken Zeit sehr beliebten süßlichen Schäferpoesie manchmal das Streben nach Reinhaltung der deutschen Sprache überschattet, sind die Verdienste der Gesellschaft hoch anzuerkennen.“ [4]
Literatur
- Johann Klaj: Redeoratorien und <Lobrede der teutschen Poeterey>. Nürnberg: Endter 1644. Reprint: Hrsg. von Conrad Wiedemann. Tübingen: Niemeyer 1965
- Die betrübte Pegnesis. Mit einem Nachwort von Dietrich Jöns. Nachdruck der Ausgabe Nürnberg: Froberg, 1684. - Hildesheim; Zürich; New York: Olms, 1993, 406, 20 S., (Emblematisches Cabinet), ISBN 3-487-09708-7 in Fraktur.
- Werner Wilhelm Schnabel: Buchbesprechung Die betrübte Pegnesis. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg Band 81. 1994, S. 295 f. – online
- Johann Herdegen: Historische Nachricht von deß löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz Anfang und Fortgang, 1744
- Wilhelm Kühlmann: Balde, Klaj und die Nürnberger Pegnitzschäfer. Zur Interferenz und Rivalität jesuitischer und deutsch-patriotischer Literaturkonzeptionen, in: Akten der Balde-Tagung 2004
- Pegnesischer Blumenorden (Hrg.): Pegnesischer Blumenorden in Nürnberg. Festschrift zum 350jährigen Jubiläum. Mit einem Grußwort von Hans Zehetmair, Nürnberg 1994.
- Irmtraud Andrian-Werburg; Eberhard Slenczka: 350 Jahre Pegnesischer Blumenorden, 1644-1994. Begleitheft zur Ausstellung; Germanisches Nationalmuseum 19. August – 20. November 1994. Nürnberg: Verlag des Germanischen Nationalmuseums, 1994, 32 Seiten, ISBN 3-926982-36-5 (Ausstellungskatalog des Germanischen Nationalmuseums)
- Leo Beyer: Willibald Pirckheimer, die Pegnitzschäfer und Neunhof bei Lauf. In: Die Fundgrube 12 (1936) Nr. 1
- Renate Jürgensen: Utile cum dulci = Mit Nutzen erfreulich. Die Blütezeit des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg 1644 bis 1744. Wiesbaden: Harrassowitz 1994, 220 S., ISBN 3-447-03578-1
- Heiko Michael Hartmann: Der pegnesische Blumenorden. Berlin: Berliner Handpresse, 1998, 25 S. (Berliner Handpresse; Druck 99)
- * Renate Jürgensen: Melos conspirant singoli in unum: Repertorium bio-bibliographicum zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens in Nurnberg, 1644-1744 . Wiesbaden: Harrassowitz 2006, XXV, 875 S., ISBN 3-447-05358-5 ISBN 978-3-447-05358-7
Siehe auch
- Liste der Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens
- Blumensprache
- Literarische Würdigung des Nürnberger „Friedensmahls“ durch Sigmund von Birken. In: Geschichte der Stadt Nürnberg
- Lesegesellschaft
- Nürnberger Trichter
Einzelnachweise
- ↑ Matthias Bartl: Köthen als Brücke und Dach. Neue Fruchtbringende Gesellschaft will für die deutsche Sprache gute Kräfte bündeln, in: Mitteldeutsche Zeitung (Köthener Ausgabe), 20.01.2007, Seite 10
- ↑ Institut Deutsche Adelsforschung: Edelleute im Pegnesischen Blumenorden
- ↑ Werner Kügel: Der P.Bl.O. -- Ein Beitrag zur Kulturtradition Nürnbergs
- ↑ Karl Bröger: Nürnberg, der Roman einer Stadt, Berlin, 1935, S. 274
Weblinks
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