- Pepiniere
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Die Pépinière (eigentlich: „Pflanzschule“) wurde am 2. August 1795 in Berlin als Anstalt zur Aus- und Weiterbildung von Militärärzten gegründet. Sie war somit neben der Charité die – eher handwerklich orientierte – zweite Chirurgenschule in Berlin. Ihr Gründer und erster Leiter war Johann Goercke.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1795 - 1919
Die Ausbildung an der Pépinière dauerte vier Jahre. Für Studenten, die sich verpflichteten, danach für acht Jahre Dienst als Militärchirurgen zu tun (so genannte „Eleven“), erfolgte die Ausbildung auf Staatskosten mit zusätzlichem Sold. Damit gab es erstmals auch für Kinder aus weniger begütertem Hause die Möglichkeit einer chirurgischen Ausbildung.
Gleichzeitig entwickelte sich an der Pépinière eine Bibliothek, die zu einer der umfangreichsten Medizinischen Bibliotheken Europas werden sollte.
In der Pépinière wurden sämtliche preußischen Militärärzte ausgebildet. Sie wurde 1818 in „Medicinisch-chirurgisches Friedrich-Wilhelm-Institut“ umbenannt, 1895 in „Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen“ und 1919 als Auflage des Versailler Vertrages aufgelöst.
Die „Militärärztliche Akademie“ (1934-1945)
Am 1. Oktober 1934 wurde sie als „Militärärztliche Akademie“ im Gebäude der Kaiser-Wilhelms-Akademie wiedereröffnet. Diese unterstand bis zu Verlegung 1944 nach Breslau dem Heeres-Sanitätsinspekteur direkt und gliederte sich in drei Lehrgruppen. In den Lehrgruppen A und B erfolgte die Ausbildung der Sanitätsoffizieranwärter, wobei in der Lehrgruppe A die Ausbildung der Vorkliniker und in der Lehrgruppe B die Ausbildung der Kliniker stattfand. In der Lehrgruppe C waren ab 1938 die medizinischen Forschungsinstitute der Akademie zusammengefasst.[1]
Kommandeure der Akademie waren
- vom 1. Mai 1934 bis zum 25. August 1939 Generalarzt Dr.med. Rudolf Gunderloch (1885-1962),
- vom 25. August 1939 bis zum 1. August 1944: Generalstabsarzt Prof. Dr. med. Richard Hamann (1868-1956) und
- vom 1. August 1944 bis zum 1. März 1945 Generalstabsarzt Dr.med. Walther Asal (1891-1987).
Nutzung nach 1945
Nach 1945 wurde das Gebäude Sitz des obersten Gerichts und der Generalstaatsanwaltschaft der DDR.
Heute steht auf dem Gelände das neue Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Im Eichensaal des Gebäudes, einem ehemaligen Fest- und Bankettsaal der militärärztlichen Kaiser-Wilhelm-Akademie, finden in unregelmäßigen Abständen Kammerkonzerte des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Berlin sowie andere Veranstaltungen statt.
Chronologie
Vorgeschichte der Pépinière
- 1700: Gründung der „Societät der Wissenschaften“
- 1710: Errichtung des „Pesthauses“ vor dem „Spandauischen Tor“
- 1713: Gründung des Theatrum Anatomicum
- 1724: Umwandlung des Theatrum Anatomicum in das Collegium medico-chirurgicum
- 18. November 1726: Kabinettsorder des Königs zur Umwandlung des Pesthauses in ein Garnisonslazarett und Armenhospital
- 14. Januar 1727: Namensgebung des Lazarettes: „Charité“
- 1785–1800: Neubau der Charité (nun 680 Betten)
Geschichte der Pépinière
- 2. August 1795: Gründung der Pépinière
- 1809: Auflösung des Collegium medico-chirurgicum (Übernahme der Bücherei durch die Pépinière)
- 1811: Gründung einer Medizinischen-Chirurgischen Akademie für das Militär
- 1818: Umbenennung der Pépinière in Medicinisch-chirurgisches Friedrich-Wilhelm-Institut
- 1895: Zusammenlegung des Friedrich-Wilhelm-Instituts und der 1811 gegründeten 'Medizinisch-Chirurgischen Akademie für das Militär' zur Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen
- 1919: Auflösung der Kaiser-Wilhelm-Akademie als Auflage des Versailler Vertrages.
- 1. Oktober 1934: Wiedereröffnung als „Militärärztliche Akademie“
- 1944: Verlagerung der Militärärztlichen Akademie nach Breslau
- 1945: Schließung der Akademie
Bekannte Studenten an der Pépinière
- Emil von Behring
- Gottfried Benn
- Alfred Dührssen
- Hermann von Helmholtz
- Friedrich Loeffler
- Rudolf Virchow
- Oskar Schröder
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Behrend, K. Ph.: Die Kriegschirurgie von 1939-1945 aus der Sicht der Beratenden Chriurgen des Deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg (Diss.), Freiburg, 2003, S. 10-11.
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