- Peptidoglycan
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Peptidoglycane (PGN), Peptidoglykane, Murein, selten auch Polysaccharid-Peptide genannt, sind aus Zuckern und Aminosäuren zusammengesetzte Makromoleküle, die in der Zellwand von Bakterien vorkommen. Sowohl grampositive als auch gramnegative Bakterien besitzen in ihrer Zellwand eine Festigkeit verleihende Schicht aus einem Peptidoglycan. Die Dicke der Hülle ist unterschiedlich, bei grampositiven 20 bis 80 nm, bei gramnegativen weniger als 10 nm. Die einzige Ausnahme bilden die zur Domäne der Bakterien zählenden Mycoplasmen, die keine Zellwand und damit auch keine Mureinhülle besitzen.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Peptidoglycane bestehen aus Strängen der zwei β(1→4) glycosidisch miteinander verknüpften Zuckerderivatmoleküle N-Acetylglucosamin und N-Acetylmuraminsäure (siehe Bild 1), die als lineare Kettenmoleküle das Rückgrat bilden. Von jedem N-Acetylmuraminsäure-Molekül geht – an dessen Pyruvatgruppe gebunden – eine Oligopeptidkette zu einem N-Acetylmuraminsäure-Molekül eines benachbarten Stranges (siehe Bild 2). Die Zusammensetzung bei grampositiven wie auch gramnegativen Bakterien ist nicht immer einheitlich. So besitzen die meisten grampositiven Kokken statt Diaminopimelinsäure (DAP) L-Lysin. Manchmal ist die Aminosäure an Position 2 noch zusätzlich hydroxyliert.[1] Ein wichtiges Charakteristikum des Tetrapeptides ist das Vorhandensein von D-Aminosäuren wie D-Alanin bzw. D-Glutaminsäure.
Vernetzung
Die parallel angeordneten Stränge sind quervernetzt. Bei Escherichia coli sind die beiden Tetrapeptide direkt verbunden (Abb. 2a). Hierbei ist die Aminogruppe der Diaminopimelinsäure des einen Peptids an die Carboxylgruppe des terminalen D-Alanins des benachbarten Peptids verknüpft. Bei Staphylococcus aureus verbindet eine Interpeptidbrücke, Pentaglycin, zwei Tetrapepide (Abb. 2b). Da das Verbingungsstück von Organismus zu Organismus verschiedene Aminosäuren enthalten kann, trägt dies dazu bei, dass über 100 unterschiedliche Arten von Peptidoglycanen bekannt sind.[1] Die Varianz der Aminosäuresequenz ist bei Grampositiven Bakterien stärker als bei Gramnegativen. Lediglich Histidin, Arginin oder Prolin wurden noch nicht in einem Verbindungsstück nachgewiesen.
Durch die Quervernetzung bildet das Murein ein flächiges Netz, das die Oberfläche der Bakterienzelle umspannt (Murein-Sacculus, siehe Abb. 3). In allen Fällen ist das Zuckerrückgrat gleich aufgebaut.
Abb. 2a: Schematische Darstellung der Mureinschicht aus Escherichia coli.[1] MurNAc = N-Acetylmuraminsäure; GlcNAc = N-Acetylglucosamin
Abb. 2b: Schematische Darstellung der Mureinschicht aus Staphylococcus aureus.[1] MurNAc = N-Acetylmuraminsäure; GlcNAc = N-Acetylglucosamin; DAP = Diaminopimelinsäure.
Grampositive und gramnegative Bakterien
Ein Bakterium ist von einem einzigen Murein-Makromolekül umgeben. Gramnegative Bakterien besitzen eine dünne, einschichtige Mureinhülle, die etwa 10 % der Trockenmasse der Bakterienhülle ausmacht. Diese Bakterien zeigen keine Gram-Färbung. Bei grampositiven Bakterien ist die dickere Zellwand aus einem mehrschichtigen Mureinnetz und Teichonsäuren aufgebaut. Der Mureinanteil kann hier bis zu 50 % der Trockenmasse der Bakterienhülle betragen, die durch basische Farbstoffe Gram-Färbung annimmt.[2]
Funktion, Erweiterung und Bedeutung
Die Mureinhülle hält den Bakterienprotoplasten gegen den osmotischen Innendruck zusammen. Wird der Murein-Sacculus aufgelöst, zum Beispiel durch das Enzym Lysozym, platzt das Bakterium. Beim Wachstum eines Bakteriums muss deshalb das Mureinnetz erweitert werden, ohne dass eine größere Lücke entsteht. Mureinbausteine werden im Cytoplasma synthetisiert und mit Hilfe des Lipidcarriers Bactoprenol exportiert. In dem außerhalb der Cytoplasmamembran gelegenen Mureinnetz werden durch spezifische lytische Enzyme lokal begrenzt Bindungen in den Rückgratsträngen und in den Oligopeptiden gelöst und die vorgefertigten und exportierten Mureinbausteine werden durch spezifische Enzyme eingefügt. Die Erweiterung des Mureins erfordert also ein genaues Zusammenspiel verschiedener Enzyme. Wird dieses Zusammenspiel gestört, platzt das Bakterium ebenfalls. Einige der wichtigsten Antibiotika, wie z. B. Vancomycin und Penicillin hemmen den Aufbau der Peptidoglycanschicht.
Weblinks
- Bakterien – Zellwandstrukturen (PDF 265 KB)
Siehe auch
Einzelnachweise
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