- Perkunas
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Perkūnas (lit. Perkūnas, lett. Pērkons, pr. percunis) ist ein baltischer Himmels- und Gewittergott und findet mitunter auch als Bezeichnung des Gewitters Verwendung. Das altpreußische Wort percunis erscheint nur im Elbinger Vokabular und wird mit „Donner“ übersetzt, eine mythisch, religiöse Bedeutung ist unbelegt. Perkūnas ist eine der am häufigsten erwähnten Figuren des baltischen Pantheons und ist auch heute gemeinhin bekannt. In den neoheidnischen Bewegungen hat Perkūnas eine wichtige Rolle inne.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Es gibt mehrere häufig vertretene Etymologien, die sich gegenseitig ausschließen – die Entscheidung, welche korrekt ist scheint unmöglich.
- Etymologische Verwandtschaft mit lit. perti „schlagen“, spirti „treten, ausschlagen“ – also wäre Perkūnas der mit dem Blitz schlagende (Max Vasmer, Ernst Fraenkel).
- Vergleich mit Worten für Berge und Gipfel, got. fairguni.
- Vergleich mit Eichenbezeichnungen, lat. quercus, kelt. hercynia im Ortsnamen Hercynia silva.
Es herrscht nicht einmal Einigkeit darin, dass die baltische Bezeichnung mit den slawischen Namen des Gewittergottes Perun eng verwandt ist – dies bezweifelt Pranas Skardžius.
Belege und Funktion
Der älteste Beleg stammt aus einem späteren, kirchenslawischen Einschub (1261) in der byzantinischen Chronik des Johannes Malalas. Hier wird er als Перкоунови (Dat.) in einer Reihe mit anderen Gottheiten Andajus, Žvorūna – die Hündin, Teliavelis – der Schmied genannt und als Donner umschrieben. Der nächste Beleg stammt aus der Livländische Reimchronik von 1291:
- Zu Swurben vuren sie ubir se,
- daz ist genant daz Osterhap:
- als ez perkune, ir afgot, gap,
- daz nimmer so hart gevros.
Simon Grunau teilt um 1529 mit, dass im zentralen Heiligtum der Balten, Romuva, drei Hauptgötter, deren Abbilder in einer 6 Ellen dicken Eiche standen, verehrt wurden. Es waren dies Patollo, Patrimpo, Perkuno. Jan Długosz vergleicht im 15. Jahrhundert explizit mit Jupiter:
- Jovem autem in fulmine venerando vulgari suo illum Perkunum, quasi percussorem, appellabant
Perkūnas entspricht dem germanischen Gott Thor. Er ist der Gott des Donners, aber auch der Befruchter und Reiniger der Erde - noch heute sind Redensarten verbreitet, wonach Perkūnas mit dem ersten Frühjahrsgewitter die Erde wiedererweckt.
Rolle in Märchen und Sagen
Rezeption
Gintaras Beresnevičius nennt Perkūnas den wichtigsten Gott im baltischen Pantheon. Für Wladimir Toporow und W. Iwanow ist er die Hauptfigur in dem sogenannten, rekonstruierten Hauptmythos der baltisch-slawischen Mythologie, der darin besteht, dass Perkūnas seinen Gegner, den Teufel (velnias) oder eine Schlange bzw. Drachen verfolgt und letztlich besiegt.
Sonstiges
Zahlreiche Orts- und Flurnamen sind nach Perkūnas benannt.
Literatur
- Norbertas Vėlius (Hg.): Baltų religijos ir mitologijos šaltiniai, I. Vilnius 1996. ISBN 5-420-01353-3
- Nijolė Laurinkienė: Senovės lietuvių dievas Perkūnas. Vilnius 1996. ISBN 9986-513-14-6
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