- Perry Broad
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Pery Broad (* 25. April 1921 in Rio de Janeiro; † 28. November 1993 in Düsseldorf) war ein SS-Unterscharführer und Mitglied der Wachmannschaft bzw. später in der politischen Abteilung im KZ Auschwitz-Birkenau.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Broad, Sohn eines brasilianischen Kaufmanns, übersiedelte in seinem fünften Lebensjahr mit seiner Mutter von Brasilien nach Deutschland. Er verlebte seine Jugend in Freiburg im Breisgau, später in Berlin, wo er die Volksschule und das Realgymnasium besuchte. 1940 legte er sein Abitur ab und studierte anschließend an der Technischen Hochschule Berlin.
Seit 1931 war Broad Mitglied der HJ. 1941 trat er der SS bei und kam nach seiner freiwilligen Meldung zur Waffen-SS Anfang 1942 nach einer kurzen militärischen Ausbildung an die Front. Aufgrund seiner Kurzsichtigkeit wurde Broad als nicht mehr kriegsverwendungsfähig im April 1942 zum Dienst in das Konzentrationslager Auschwitz versetzt. Dort war er anfangs als Wachmann tätig, später als Mitarbeiter der politischen Abteilung (Lagergestapo), Referat Ermittlungen und Vernehmungen. Von Auschwitzüberlebenden wird Broad ambivalent geschildert, einerseits kalt und undurchschaubar und andererseits als überaus intelligent und teilweise sogar zugewandt. Broad, gebildet und belesen, war zudem musikalisch begabt und sprach mehrere Sprachen fließend. Im Bunker soll Broad regelhaft an Exekutionen mitgewirkt haben. Nach der Evakuierung des Konzentrationslagers im Januar 1945 schloss sich eine zweimonatige Dienstzeit im KZ Dora-Mittelbau an, es folgten Bewachungsaufgaben bei Evakuierungsmärschen von KZ-Häftlingen sowie zum Ende des Krieges noch ein kurzer Fronteinsatz.
Am 6. Mai 1945 geriet er in britische Gefangenschaft und wurde im Auffanglager Gorleben interniert. Während der Gefangenschaft verfasste er aus eigenem Antrieb den sogenannten Broad-Bericht über die Geschehnisse im Konzentrationslager Auschwitz, ohne dabei jedoch auf seine eigene Person beziehungsweise Funktion einzugehen. Als Informant der britischen Armee war Broad als vermeintlicher "Verräter" separat von den anderen deutschen Gefangenen untergebracht. Seine ausführlichen Aussagen fanden auch in den Bergen-Belsen-Prozessen Verwendung, da dort auch ehemalige Angehörige des Lagerpersonals von Auschwitz vor Gericht standen. Broad wurden in der Gefangenschaft erhebliche Vergünstigungen eingeräumt, zudem fungierte er bei Vernehmungen und auch bei den Nürnberger Prozessen als Dolmetscher. Er wurde 1947 aus der britischen Gefangenschaft entlassen und arbeitete danach als kaufmännischer Angestellter in einem Sägewerk in Munster (Örtze). Am 30. April 1959 wurde er im Zusammenhang mit dem Untersuchungsverfahren für den 1. Auschwitzprozess verhaftet. Das Schwurgericht Frankfurt am Main verurteilte ihn am 19. August 1965 zu vier Jahren Zuchthaus. Im Februar 1966 wurde er aus der Haft entlassen, da die Untersuchungshaft auf das Strafmaß angerechnet wurde. Nach der Haftzeit lebte er ein unauffälliges Leben und starb im November 1993 in Düsseldorf.
Literatur
- Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hrsg.): Auschwitz in den Augen der SS. Oświęcim 1998, ISBN 83-85047-35-2
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8
- Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt am Main, Berlin Wien, Ullstein-Verlag, 1980, ISBN 3-548-33014-2
Weblinks
- Literatur von und über Pery Broad im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzportrait und Foto von Pery Broad
Einzelnachweise
Personendaten NAME Broad, Pery KURZBESCHREIBUNG SS-Unterscharführer und KZ-Aufseher GEBURTSDATUM 25. April 1921 GEBURTSORT Rio de Janeiro STERBEDATUM 28. November 1993 STERBEORT Düsseldorf
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