Pete Agnew

Pete Agnew
Nazareth
Gründung 1968
Genre Hardrock, Heavy Metal
Website http://www.nazarethdirect.co.uk/
Gründungsmitglieder
Gesang Dan McCafferty
Gitarre Manny Charlton
Bass Pete Agnew
Schlagzeug Darrell Sweet (bis † 30. April 1999)
Aktuelle Besetzung
Gesang Dan McCafferty
Gitarre Jimmy Murrison
Bass Pete Agnew
Schlagzeug Lee Agnew

Nazareth ist eine, im Jahr 1968 gegründete schottische Hardrock-Band.

Fast zeitgleich mit anderen Bands der ersten Heavy Rock-Generation wie zum Beispiel Led Zeppelin, Deep Purple, Uriah Heep und Black Sabbath war die Band maßgeblich an der Prägung des Hard Rock beteiligt und legte auch einen Grundstein für den Jahre später aufkommenden Heavy Metal. Ihre bekanntesten Alben sind aus dem Jahr 1973 Razamanaz und Loud’n’proud sowie Hair Of The Dog von 1975. Die einzelnen Bandmitglieder waren auch in zahlreichen Soloprojekten tätig. Mit knapp 40 Millionen verkauften Alben weltweit sind sie zusammen mit den Simple Minds die international bekannteste Musikgruppe aus Schottland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

1966 gründeten Dan McCafferty, Darrell Sweet und Pete Agnew in Dunfermline (Schottland) die Band The Shadettes. Sie tourten hauptsächlich als Coverband durch kleine Pubs und Bars. Nach zwei Jahren entschieden sie sich, eigene Musik zu machen, und gründeten mit ihrem Landsmann Manuel „Manny“ Charlton 1968 Nazareth.

Die 1970er: Hard’n’Heavy-Pionierzeit

Das Album Nazareth

Nazareth tourten zunächst zwei Jahre durch Europa. 1971 wurde das erste Album Nazareth veröffentlicht, ein Rockalbum mit einigen poppigen Ansätzen. Der Einführungstitel „Witchdoctor Woman“ war ein Hardrock-Titel, ebenso die Halbballade „Red Light Lady“ über die verbotene Beziehung eines Stammfreiers zu „seiner“ Hure. „Fat Man“ ist mit sehr tief gestimmter Gitarre in Black Sabbath-Manier gespielt und beschreibt mit humorigem Unterton das tragische Leben eines übergewichtigen Zeitgenossen, der gemieden und gehänselt wird. Vermutlich stellte das einen Seitenhieb auf den ein Jahr zuvor veröffentlichten Hit „Iron Man“ von Black Sabbath dar.

Beendet wurde das Album von der mit Synthesizern und Streichern unterlegten Ballade „The King is dead“. Mit diesem Lied betraten Nazareth ein Gebiet, das sie danach nie mehr wieder aufsuchten. Die ausgekoppelte Single „Morning Dew“ wurde bereits ein Achtungserfolg. Abgesehen von diesen Titeln bot das Album jedoch nicht viel begeistendes Material. Die Gruppe arbeitete kontinuierlich weiter und veröffentlichte 1972 Exercises. Der Zweitling zeigte die Band noch stärker als auf dem Debütalbum auf der Suche nach ihrer musikalischen Idendität. Es wurden verschiedenste Einflüsse aus Rock, Country und sogar Volksmusik in einen recht durchwachsenen Eintopf geschüttet. Akustikgitarren kamen ebenso zum Einsatz wie Streicher, Synthesizer und Violinen. Der Einführungstitel „I will not be led“ ist eine Ballade, durch und durch mit Streichern und Violinen instrumentalisiert.

Die ersten Gehversuche auf Bühnen außerhalb Schottlands fanden im Vorprogramm von Auftritten wie Atomic Rooster und Rory Gallagher statt. Speziell die Unterstützungstour für Gallagher stand unter keinem guten Stern, wie Bassist Pete Agnew im Juni 2004 rückblickend erzählte und sich auf den Clinch zwischen seiner Gruppe und den Gallagher-Anhängern bezog. [1]

Der Großteil des Publikums war noch nicht reif für Nazareth, und ihr Label verlor den Glauben an sie. Eine Chance wollte man ihnen noch geben, ansonsten wollte man sie fallen lassen. Diese nutzte die Band anschließend auf einer erfolgreichen Unterstützungstour für Deep Purple. Deren Bassist Roger Glover war beeindruckt von der Bühnenshow des schottischen Quartetts und da er seine Band Deep Purple nach der Tour vorübergehend verließ und eine neue Karriere als Produzent starten wollte, bot er McCafferty und Co seine Dienste an.

Das Album Razamanaz

Der Durchbruch gelang Nazareth 1973 mit dem von Glover produzierten Album Razamanaz, womit die Band unter Mithilfe ihres Produzenten letztlich ihren Stil fanden und die Sorgen des Managements vergessen ließen. Nazareth starteten nun als harte Rockband voll durch: Heavy Rock, schweisstreibender Rock’n’Roll und schwerer Blues verschmolzen zu einer Einheit. Mit heiserer Gröhlstimme und spitzen Kreischern schrie Dan McCafferty seine Texte hinaus und gemeinsam mit seiner Truppe verkörperte er den Prototyp des Schotten aus der Arbeiterklasse als trinkfesten Kneipengast, Proletarier und Frauenheld. Nicht selten leerte er während eines Live-Auftritts wahlweise eine Wodka- oder Whiskeyflasche und füllte auch einige in greifbarer Nähe befindliche Zuschauer aus den ersten Publikumsreihen ab. „Bad Boy“ war die erste Single, die den Namen Nazareth bekannt machte und „Broken down Angel“ der erste richtige Chart-Erfolg. Roger Glover und Nazareth hatten die LP bewusst in einem rohen und schnodderigen Klang gehalten, so galten Nazareth vielerorts als besonders rohe Abkömmlinge von Deep Purple und Led Zeppelin. Gerade zu Deep Purple war die stilistische Nähe unverkennbar. Vergleicht man die LP „Razamanaz“ mit Deep-Purple-Platten wie „In Rock“ oder „Machine Head“, fällt die musikalische und vor allem gesangliche Ähnlichkeit vieler Titel beider Gruppen auf. Der Titel „Razamanaz“ beispielsweise entsprach in musikalischer Stilistik genau dem Deep-Purple-Klassiker „Speed King“.

Das Album Loud’n’proud

Später im selben Jahr kam die nächste von Roger Glover produzierte LP Loud’n’proud in die Läden. Sie enthielt eine Coverversion von Joni Mitchells This Flight Tonight, die sich zum internationalen Charthit entwickelte und in Deutschland Platz 1 der Verkaufsliste erreichte. Das Material war anders produziert als „Razamanaz“, musikalisch war es die genaue Fortsetzung. Nazareth beeindruckten beim Eröffnungstitel „Go down fighting“ mit einer für diese Zeit sehr hohen spielerischen Geschwindigkeit. 1974 erschien, ebenfalls von Roger Glover produziert, Rampant. Der Eröffnungstitel der Platte war ein episch langer Pre-Heavy-Metal-Titel mit dem Titel „Silver Dollar Forger“. Es fanden sich eine ganze Reihe von Titeln zwischen Heavy Rock und Blues sowie die beiden Balladen „Loved and lost“ und „Sunshine“. Als Single wurde die Rock’n’Roll-Nummer „Shanghai’d in Shanghai“ ausgekoppelt. Sie blieb, was die Verkäufe angeht, hinter dem Vorgänger „This Flight tonight“ zurück, der noch weit bis 1974 hinein die Charts dominierte. Beendet wurde das Album durch einen weiteren sehr großen Titel, das Yardbirds-Cover „Shapes of Things“.

Das Album Hair Of The Dog

1975 entschied sich der gruppeneigene Gitarrist Manny Charlton, den Platz des Produzenten einzunehmen und blieb das auch für die nächsten fünf LPs. Das erste Resultat wurde das Album Hair Of The Dog, das erfolgreichste Album der Gruppe in den USA. Der ursprünglich geplante Titel „Son of a Bitch“ war der Plattenfirma zu heikel, weshalb der Titel sowie der Albumtitel in „Hair of the Dog“ umbenannt. Der eigentliche Titel blieb nur noch im Chorus enthalten. Die LP wurde zu einem der ersten Referenzalben für den Jahre später aufkommenden Heavy Metal. Das lag nicht nur am Titel „Track“, der bis heute von Dutzenden Metal-Gruppen nachgespielt wird, sondern auch an „Miss Misery“, „Changin’ Times“ und „Beggar’s Day“, das von Nils Lofgren übernommen wurde. „Changin’ Times“ war mit seiner Struktur so etwas wie ein neuer „Black Dog“, fiel insgesamt jedoch noch eine Spur aggressiver aus als der vier Jahre ältere Titel von Led Zeppelin. Die auf dem Album ebenfalls enthaltende Ballade „Guilty“ wurde auf der USA-Version des Albums durch eine Ballade namens „Love hurts“ ersetzt, die in Europa ausschließlich als Single veröffentlicht wurde. Diese führte monatelang die Charts an und wurde der bis heute größte Erfolg für die Band.

Das Album Close Enough For Rock’N’Roll

Close Enough For Rock’N’Roll war das erste 1976er-Album. Der erste Song „Telegram“ fungierte danach jahrelang als Opener bei Konzerten. Nazareth erzählten in ihren Songs immer mehr Geschichten über die Schattenseiten des Lebens. Auch das romantische Bild, das viele Außenstehende vom Leben eines Rockstars hatten, wurde beispielsweise in „Telegram“ desillusioniert. Vom Gute-Laune-Schema des Glam-Rocks, in das sie anfangs von ihrem Management hineingepresst werden sollten, grenzten sie sich mit ihrer Attitüde strikt ab. Black Sabbath begründeten mit ihren schwarzen Texten und Sound den Doom Metal, Uriah Heep widmeten sich Fantasy-Texten, auf die sich später nicht wenige Power Metal-Acts beriefen und Nazareth stellten die Weichen für den Sleaze-Rock, in dessen Fußstapfen in den 1980er Jahren viele Hair Metal-Bands traten. Nicht selten drehte es sich in den Texten Nazareth’s um brutale Straßenbanden, Kriminalität und Süchte jeglicher Art. So wütend und bitter die Lyrics einiger Songs ausfielen, standen sie im krassen Gegensatz zum freundlichen und bodenständigen Auftreten von McCafferty und Co in der Öffentlichkeit.

Noch im gleichen Jahr folgte „Playing’ The Game“, aus dem der Blues-Song „I Want To Do Everything For You“ hervorging. Songs wie „Born to love“, die Straßengang-Nummer „Waiting for the Man“ oder „Somebody to roll“ tun sich besonders hervor als rotzige Sleaze-Rocker.

Das Album Expect No Mercy

Ende 1977 erschien das Album Expect No Mercy. Das Album bot größtenteils Heavy-Metal-Songs, denen standen aber auch ein paar AOR-Nummern sowie die Ballade „All the King’s Horses“ gegenüber. Dazu sollte noch darauf hingewiesen werden, dass die Band speziell mit dem Titelsong des Albums sowie „Revenge is sweet“ neue Hartegrade definierte und sogar die Grenzen des gerade aufkommenden Heavy Metal einrissen. Man kann bei diesen Songs sogar schon von einem allersten Impuls für den einige Jahre später aufkommenden Speed Metal sprechen, auf dem dann Bands wie Slayer aufbauen konnten. Gerade bei „Revenge is sweet“ holte Drummer Darrell Sweet alles aus sich heraus und legte zum Ende einen derben Trommelwirbel hin- Vielleicht der erste Blast Beat der Musikgeschichte? Mit diesem Level an musikalischer Härte standen Nazareth in den 1970ern beinahe ohne Konkurrenz da, von den Neulingen Motörhead einmal abgesehen. Hit-Singles gingen aus dieser Scheibe nicht hervor, da zu dieser Zeit gerade der Punk in England populär war. Allerdings entdeckte Nordamerika die Gruppe immer mehr. Das Cover von Frank Frazetta zeigt zwei sich mit einem Schwertkampf duellierende Monster. Das ideale Motiv für Shirts und Kutten.

Das Album No Mean City

Ab 1978 wollten Nazareth ihren Klang durch einen zweiten Gitarristen verstärken. Ex-Alex-Harvey-Band-Mitglied Zal Cleminson kam für diesen Posten zu Nazareth. Mit ihm wurde das Album No Mean City veröffentlicht. Der Titelsong beschäftigt sich lyrisch gesehen mit dem Inhalt des gleichnamigen Romans von McArthur und Long aus den 1930er Jahren. Es geht um rivalisierende Jugendgangs in Glasgow, für Dan und Pete, die im Umkreis dieser Großstadt ihre Kindheit und Jugend verbracht hatten, also eine recht persönliche Angelegenheit. Der zynische und pessimistische Unterton, der auch vielen Songs auf dem Vorgänger „Expect no Mercy“ innewohnte, überlagerte auch viele Kompositionen dieses Albums. Ganz deutlich ragen hier „Just to get into it“, „Simple Solution“ und „Claim to Fame“ heraus.

Insbesondere „Hair Of The Dog“, „Expect No Mercy“ und „No Mean City“ gelten als Bestandteil der New Wave of British Heavy Metal, die sich Ende der 1970er aus dem traditionellen Hard Rock entwickelte und maßgeblich von Bands wie Judas Priest und Iron Maiden geprägt wurde. Dan McCafferty verfügte gerade auf diesen LPs über eine schneidende Reibeisenstimme, die zurecht oft mit der von Brian Johnson von AC/DC verglichen wird. In ihren ruhigen, balladesken Momenten schwingt in der Stimme von Dan McCafferty dann durchaus ein Hauch von Rod Stewart mit. Die Motive der No Mean City-LP wurden am häufigsten für Merchandise-Artikel verwendet. Sie zierten jahrelang Hemden, Aufnäher, Mützen, Schirmkappen, Poster usw. Danach haben Nazareth die Qualität dieser Platten nie wieder erreicht, da ab 1980 sich der Stil der Gruppe deutlich an seichteren und poppigeren Bereichen orientierte und die Anhänger den rauen und aggressiven Klang der Anfangstage vermißten. Erst das Album Cinema zeigte den Act 1986 wieder erholt.

Die 1980er – AOR-Jahre

Das Album Malice In Wonderland

1980 übergab die Gruppe die Produktion an Jeff Baxter und Steely Dan von den Doobie Brothers. Das Ergebnis war das Pop-Rock-Album „Malice In Wonderland“. „Holiday“ und die Ballade „Heart’s Grown Cold“ verhalfen Nazareth zu Berühmtheit vor allem auf dem US-Markt. Der Titel „Fallen Angel“ knüpfte stilistisch gesehen an den Eröffnungstitel „I will not be led“ von der „Exercises“-LP an und verbreitete eine ähnliche Stimmung.

Die USA und in erster Linie Kanada waren zu dieser Zeit die besten Absatzmärkte für die Gruppe, denn Europa besuchten sie einige Jahre nur noch sehr selten. Allein in Kanada verkauften sie bis Dato seit ihrem Bestehen rund 15 Mio. LPs und jede ihrer Veröffentlichung kassierte dort auch Gold. Hallen und Stadien wurden beackert. Die Gruppe hatte in diesen Tagen mit dem lauten krachenden Rock von einst nichts mehr im Sinn. Stattdessen versuchten sie, einen weiteren Single-Erfolg durch die Veröffentlichung Dutzender in den USA so wirksamer Balladen geradezu zu erzwingen. Nach der Malice-in-Wonderland-World-Tour entschied sich Zal Cleminson, auszusteigen, um eine eigene Gruppe zu gründen.

Das Album The Fool Circle

Erneut mit Jeff Baxter wurde 1981 „The Fool Circle“ verwirklicht, das stilistisch dem Album „Malice In Wonderland“ sehr ähnlich war. Ebenfalls 1981 steuerte die Band ihren Song „Crazy“ zum Soundtrack des Zeichentrickfilmes Heavy Metal bei. Mit von der Partie waren bei der musikalischen Untermalung Kollegen wie Black Sabbath, Blue Oyster Cult, Grand Funk Railroad und Cheap Trick.

Die Alben Snaz und 2XS

Vor der Fool-Circle-Tour kam Billy Rankin, ein junger Gitarrist aus Glasgow zu Nazareth. Ebenso folgte John Locke - ehemals bei der Gruppe Spirit (Band) - an die Keyboards. Aus dieser Tournee entstand das Live-Album Snaz, 1982 erschien bereits das nächste Album 2XS.

Nazareth wurden darauf wieder deutlich rockiger, als bei den beiden Vorgängern - allerdings auch jetzt längst nicht mehr so „heavy“ wie in den seligen 1970ern. Fand damals allgemein eine Art Teilung zwischen „Heavy-Metal“ zum Beispiel mit Iron Maiden, Manowar, W.A.S.P. u.v.m. und „Hardrock“ etwa mit AC/DC, Uriah Heep, Kansas (Band), Styx etc. statt, so schlossen sich Nazareth für die nächsten etwa zwei bis drei Jahre nun endgültig der rockig-melodiöseren und weicheren Richtung an. Die Whiskey-Rocker von einst wandelten sich unter dem Erfolgsdruck der Plattenfirma immer mehr Richtung Popstars mit einigen rockigen Ansätzen. „Für Heavy Metal-Anhänger zu melodisch, für Pop-Anhänger zu rockig“ war eine gängige Klausel in den Medien, wenn das Thema Nazareth und deren musikalische Unentschlossenheit jener Tage aufkam. Es nahm beinahe schizophrene Züge an, denn live auf der Bühne präsentierten sie sich nach wie vor als harte Rocker, wogegen sie auf den LPs friedlich erschienen. Zum Jahreswechsel 1982/83 erreichte das ständige Veröffentlichen von Rockschnulzen im Sinne des großen Chart-Erfolges seinen Höhepunkt. Dream on enterte die Charts und wurde der erste richtig große Erfolg seit „This Flight tonight“ und „Love hurts“. Der Erfolg der Single untermauerte den Status von Nazareth als USA-taugliche Stadionrock-Gruppe, sollte allerdings auch der letzte internationale Superhit der Gruppe bis heute werden, denn das allgemeine Interesse der großen Medien schwächelte. Allerdings traten die Schotten zu dieser Zeit als erste westliche Musikgruppe in Polen vor knapp 150.000 Zuschauern in einem Stadion auf und headlinten in Ungarn ein Festival vor 120.000 Fans. Osteuropa wurde hier erstmals zu einem neuen Standbein für die Band. Das sollte sich direkt nach dem Mauerfall dann noch weiter ausbauen.

Das Album Sound Elixir

Schwere Zeiten brachen herein, nachdem „Dream on“ aus den Charts ausgestiegen war. John Locke verließ die Band und hinzu kam ein Streit mit der Plattenfirma A&M. Über Nacht verschwand ihr damaliger Manager und die Gruppe stand ohne Vertrag da. Schließlich wurde 1983 ein neuer Vertrag mit MCA abgeschlossen. MCA gab sich jedoch nicht viel Mühe, die Gruppe bzw. die Herausgabe des neuen Albums Sound Elixir zu unterstützen. Das war wohl einer der Gründe, warum eines ihrer musikalisch besten Alben international nicht den großen Durchbruch geschafft hat. Titel wie „Whippin Boy“, „Rags to Riches“ von Sound Elixir sowie „Boys in the band“ oder „Games“ von 2 x s sprachen vielen Jugendlichen der 1980er aus der Seele und spiegelten textlich den Widerstand gegen das Establishment wider. Stilistisch gesehen ist Sound Elixir vergleichbar mit 2 x s, d.h., es gab ein paar gute Hard-Rock-Nummern und viel AOR-Material, aber es gab viele Lückenfüller, die das Album nicht über Mittelmaß hinaushievten. Die Anhänger, die noch nicht abgesprungen waren, reagierten oftmals ratlos. Die Ballade „Where are you now“ war als direkter Nachfolger von „Dream on“ konzipiert und lief ansatzweise zufriedenstellend, aber verschwand schnell in der Versenkung. Ständiges Herumreisen und die fehlende Unterstützung seitens MCA führten stattdessen schließlich zum Ausstieg von Billy Rankin. Die Gruppe zog nach Hause, um sich eine Ruhepause zu gönnen und veröffentlichte anschließend wieder in Gründungsbesetzung The Catch. Die musikalische Krise war besiegelt, denn diese LP gilt unter vielen Nazareth-Anhängern als die schlechteste. Lediglich der enthaltende Titel „This Month’s Messiah“ entwickelte sich zumindest auf Konzerten zu einem gern gehörten Klassiker.

Das Album Cinema

1986 besonnen sie sich ihrer alten Tugenden und versuchte wieder an die alten Erfolge beim Hard-Rock-Publikum anzuknüpfen. Die nächste Platte Cinema war fertig, gefolgt von einer 2-Jahres-Welttournee. Doch das Dilemma war deutlich: Das Publikum war verwirrt. Die Heavy-Anhänger von früher gaben der Gruppe nach ihren stilistischen Ausflügen der letzten Jahre kaum noch eine Chance, und die neuen Anhänger erwarteten eher den gemäßigten Rock und konnten mit dem Material auf Cinema kaum was anfangen und wandten sich ab. 1988 zogen sie sich einige Zeit zurück.

Das Album Snakes’N’Ladders

1989 erschien Snakes’N’Ladders, ein sehr politisches Album, mit welchem sich Nazareth von einer neuen Seite in ihrer langen Karriere zeigten. Die musikalische Krise der letzten Jahre war tatsächlich überstanden und Nazareth präsentierten sich mit diesem Album wieder als gesunde und stimmige Hard-Rock-Gruppe - zwar wieder auf kleinere Klubs abonniert, aber musikalisch geläutert. Die LP war eine typische 1980er-Jahre-Platte, auf spezielle Art produziert. Sie passte gut zu den Hair Metal-Gruppe jener Tage. Politisch ist das Album insofern ausgefallen, als dass Nazareth hier brisante Themen in den Texten aufgreifen wie etwa Menschenhandel („Trouble“) oder Prostitution wegen Drogensucht („Donna, get off that Crack“). Nazareth zählt wie an früherer Stelle schon erwähnt zu den ersten Gruppen, die nach dem Mauerfall in den osteuropäischen Ländern auftraten. Dort erlebten sie so etwas wie einen zweiten Frühling, denn durch die Verbreitung von Schwarzaufnahmen u.ä. war in diesen Ländern ein großes Publikum entstanden, das jahrzehntelang darauf hoffte, ihre Lieblinge live erleben zu dürfen. Dementsprechend zahlreich kamen die Zuschauer zu den Konzerten, und Nazareth füllten dort im Gegensatz zu Westeuropa, wo sie nur noch Auftritte in Klubs bestritten, wieder Stadien. Ebenfalls 1989 wurden einige Produzenten der ARD-Krimireihe „Tatort“ auf die Schotten aufmerksam. Der Nicht-Album-Track „Winner on the Night“ ist eine Ballade ähnlich wie „Dream on“ und beendet die Tatort-Folge „Herzversagen“, die im Herbst 1989 erstmals ausgestrahlt wurde. Zur selben Zeit erschien die gleichnamige Maxi-Single von Nazareth.

Die 1990er bis heute – Rückbesinnung auf die Heavy Rock-Wurzeln

Das Album No Jive

Nach einer Russland-Tournee 1990 war die Lage bei Nazareth durch fehlende Unterstützung der Plattenfirma erneut angespannt. Dies sowie intern immer häufiger auftretende Streitigkeiten veranlassten Gründungsmitglied Manny Charlton zum Ausstieg. Er wollte Nazareth wieder einmal kommerzieller, sanfter und chart-orientierter gestalten. McCafferty, Agnew und Sweet waren sich allerdings einig, dass sie jetzt endgültig beim echten und ehrlichen Hard-Rock mit metallischem Einschlag bleiben würden. Es war klar, dass nur Billy Rankin die Lücke schließen konnte. Sie machten sich sofort an die Arbeit und nahmen Ende 1991 No Jive auf. Dieses Album wirkt auch weniger überproduziert als sein Vorgänger „Snakes ’n’ Ladders“ und präsentiert sich insgesamt härter. Die 1990er Jahre bedeuteten für Nazareth die endgültige Rückbesinnung auf ihre Wurzeln. Der AOR wurde über Bord geworfen und Balladen auf ein gesundes Maß - ungefähr zwei pro Album - reduziert. Harte Metal-Tonfolgen dominieren auf „No Jive“ insbesondere auf Nummern wie „Hire and fire“, „Right between the Eyes“ und „Cry Wolf“. Ende 1994 wurde Move Me in Europa von Polydor veröffentlicht und schloss sich stilistisch nahtlos an „No Jive“ an. Eine vermeintlich unabhängige Version von einem anderen Label war nicht offiziell. 1995 verließ Billy Rankin erneut die Gruppe, blieb aber bis zum heutigen Tage in enger Freundschaft mit den Jungs verbunden. So sprang er angeblich bei einem Gig auch ab und an schon mal mit auf die Bühne. Er wurde durch den jungen schottischen Gitarristen Jimmy Murrison ersetzt. Neu hinzu kam Ron Leahy am Keyboard. Nach ihrer Rückkehr war das Langersehnte Wirklichkeit geworden: Mit SPV wurde ein Vertrag über drei Alben unterschrieben. Sie schienen erkannt zu haben, dass sich Nazareth bei ihren Konzerten immer noch sehr gut verkaufen, trotz der Probleme, die es bei den letzten beiden Produktionen gegeben hatte.

Die Alben Boogaloo und Homecoming

1998 erschien das Studioalbum Boogaloo, und 2001 noch das Livealbum Homecoming. Am 30. April 1999 kommt Schlagzeuger Darrell Sweet vor einem Konzert durch einen Herzanfall ums Leben. Die Gruppe war sehr geschockt und zog sich für eine Weile von allen Auftritten zurück. Nach einer Weile beschlossen sie, den Sohn des Bassisten, Lee Agnew, fürs Schlagzeug mit aufzunehmen und weiterzumachen. Darrell Sweet, sehr beliebt bei den Anhängern, wurde u.a. auf der Internetseite der Gruppe verewigt.

Das Album The Newz

Die Aufnahmen des langerwarteten Comeback-Albums waren im Herbst 2007 abgeschlossen worden, und seit 29. Februar 2008 ist das neue Album „THE NEWZ“ im Handel erhältlich. Es handelt sich um ein Jubiläumsalbum – 40 Jahre nach Gründung der Gruppe. Es enthält dreizehn neue Titel. Neben einigen sehr gefühlvollen Songs wie „Gloria“, „Dying breed“ und „Enough love“ zeigen sie in anderen wie zum Beispiel „Liar“, „Keep on traveling“ und „The Gathering“ sehr deutlich, dass man auch mit Anfang 60 ohne weiteres noch richtig guten und echten Hard-Rock machen kann. Der Anteil an Heavy Metal-lastigem Material ist wieder deutlich gestiegen und der Großteil der Anhängerschaft ist sich einig, es hier mit der besten CD seit „No mean City“ zu tun zu haben. „Warning“, „Liar“ und „The Gathering“ bieten interessante Texte.

Laut Dan McCafferty geht es in „Warning“ um Reality-Sendungen im Fernsehen und bei der Ballade „Gloria“ anhand des Beispiels eigener, alter Bekannter aus der Jugend um das kriminelles Verhalten junger Menschen.[2] Der Song „Liar“ ist ein Heavy-Titel, in dem ordentlich gegen den US-Präsidenten George W. Bush gewettert wird. Das Scheitern seiner Politik und der Sturz seines Landes ins Elend wird prophezeit. „The Gathering“ ist ein episch langer und düsterer Tiel. So etwas hatte die Gruppe seit „Please don’t judas me“ 1975 nicht mehr aufgenommen. Textlich ein lauter Aufschrei gegen den Krieg und Völkermord. Produziert wurde „The Newz“ von Yann Rouiller. Das Album wird im Rahmen einer Welt - Tournee auch live vorgestellt. Tourstart war am 25. Januar 2008 in Schweden.

Ganz plötzlich und unerwartet schickte sich ein ehemaliges Gründungsmitglied der Band Nazareth vor ein paar Monaten an, eine zweite Nazareth-Gruppe aufzubauen und unter dem Namen „Nazareth with Manny Charlton“ durch die Welt zu touren: Manny Charlton buchte von seinem Wohnsitz in Texas aus bereits einige Auftritte seiner Nazareth-Version, als seine früheren Kollegen die Justiz einschalteten, um über das alleinige Verfügungsrecht über den Namen Nazareth zu streiten. Dieser Streit ist bis dato noch nicht geklährt.

Seit ihrem Bestehen pflegen Nazareth ihre Freundschaft zu Deep Purple und Uriah Heep. Insbesondere zu Uriah Heep besteht eine sehr gute Verbindung, denn beide Gruppen bestreiten gemeinsame Tourneen mit abwechselndem Headliner-Status.

Einfluss auf andere Gruppen und Musiker

Welchen Einfluss die Gruppe auf spätere Hard-Rock- und Heavy Metal-Gruppen ausgeübt hat, belegen heute zahlreiche Wiederauflagen, allen voran der Titel „Hair of the Dog“ vom gleichnamigen Album wird oft nachgespielt. Gitarrist Slash von Guns N’ Roses verneigte sich schon öffentlich vor Nazareth und bekannte sich zu ihrem Einfluss, ebenso wie Micheal Monroe von Hanoi Rocks. Die „Gunners“ nahmen 1993 eine Version von „Hair of the Dog“ für ihr „Spaghetti Accident“-Album auf und Michael Monroe coverte während seiner Solo-Karriere „Not faking it“. Des Weiteren haben sich auch schon Warrant und ganz aktuell Stonerider des Songs „Hair of the Dog“ angenommen. Metallica spielten beim Bridge School Benefit Konzert in San Francisco am 30. Oktober 2007 einen Akustikset und gaben dabei den epischen Nazareth-Titel „Please don’t judas me“ zum Besten. Paul Speckmann und seine Death Metal-Band Master lieferten vor einigen Jahren eine Neufassung des doomigen „Miss Misery“. An der Ballade „Dream on“ versuchten sich auch schon Interpreten außerhalb der harten Rock-Szene wie etwa Jeanette Biedermann oder Karel Gott, der eine Version in tschechischer Sprache aufnahm.

Anekdoten

Nazareth fielen zu Beginn ihrer Karriere durch eine unangepasste Optik auf. Ihr düsteres Auftreten – ausgewaschene Jeans, Dreitagebärte und zottelige dunkle Haare – missfiel ihrem Management ab 1970, weil es die Gruppe zu dem Zeitpunkt lieber zwischen gerade sehr erfolgreichen Glam-Rock-Gruppen wie Slade, The Sweet und T. Rex platzieren wollte. Also wurden Nazareth mit einem ersten Vorschuss ausgestattet und beauftragt, sich auf dem Londoner Kensington Market mit glamouröser Bühnenkleidung einzudecken. So sieht man speziell auf alten Fotos die Gruppe in mehreren Erscheinungsformen. Dass Nazareth jedoch mit ihrem ursprünglichen Aussehen so etwas wie erste Pioniere des späteren Sleaze-Rocks wurden und Ende der Siebziger gar als letzte Überlebende des Straßenrocks gekürt wurden, konnte damals noch keiner voraussehen.

Ritchie Blackmore fragte um 1973 nach einem gemeinsamen Auftritt von Deep Purple und Nazareth in deren Kabine nach einem Ersatz für Ian Gillan in Person von Dan McCafferty, worauf ihm Pete Agnew androhte, ihm „ganz einfach sämtliche Knochen zu brechen, da McCafferty ein für alle Mal zu Nazareth gehöre“ [3]

Nazareth wären beinahe mit an Bord des Flugzeuges gewesen, mit dem die Gruppenmitglieder von Lynyrd Skynyrd 1977 abgestürzt sind. Beide Gruppen befanden sich zu der Zeit auf einer gemeinsamen USA-Tour, und die Südstaatenrocker luden die Schotten zu sich ins gruppeneigene Flugzeug ein. Nazareth mussten jedoch aufgrund einer Pressekonferenz ablehnen und später hinterherfliegen. Im Nachhinein also ein Glücksfall.

Diskografie

Studioalben

  • 1971: Nazareth
  • 1972: Exercises
  • 1973: Razamanaz
  • 1973: Loud’n’proud
  • 1974: Rampant
  • 1975: Hair Of The Dog
  • 1976: Play ’N’ The Game
  • 1976: Close Enough For Rock ’N’ Roll
  • 1977: Expect No Mercy
  • 1979: No Mean City
  • 1980: Malice In Wonderland
  • 1981: The Fool Circle
  • 1982: 2XS
  • 1983: Sound Elixir
  • 1984: The Catch
  • 1986: Cinema
  • 1990: Snakes & Ladders
  • 1992: No Jive
  • 1995: Move Me
  • 1998: Boogaloo
  • 2008: The Newz

Livealben/Compilations

  • 1975: Greatest Hits
  • 1981: Snaz (live)
  • 1995: Love Hurts - Best', Zounds, alle Titel digital überarbeitet
  • 1998: Nazareth At The Beeb
  • 2001: Homecoming (live)
  • 2003: The Collection
  • 2005: Singles A's & B's, 2 Doppel-CDs
  • 2006: Very Best of ...

DVDs

  • 2002: Razamanaz Live
  • 2002: Homecoming, live in Glasgow 2002
  • From the Beginning
  • 2005: Live From Classic T Stage
  • 2005: Live In Texas
  • 2001: Homecoming, live

Quellen

  1. http://www.classicrockmagazine.com/
  2. "Good Times"-Magazin, www.goodtimes-magazin.de, Nr. 2/2008
  3. "Rock it!" Magazin Nr. 45, Seite 9, www.rock-it-magazine.de

Weblinks


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