Petersberg (Königswinter)

Petersberg (Königswinter)

w1

Petersberg
Höhe 331,1 m ü. NN
Lage Königswinter, Nordrhein-Westfalen
Gebirge Siebengebirge
Geographische Lage 50° 41′ 10″ N, 7° 12′ 27″ O50.6861111111117.2075331.1Koordinaten: 50° 41′ 10″ N, 7° 12′ 27″ O
Alter des Gesteins Miozän
Erschließung Straße zum Gipfelplateau
Blick auf den Rhein vom Gipfel des Petersbergs

Der Petersberg ist einer der Berge des Siebengebirges bei Bonn. Er liegt auf dem Stadtgebiet von Königswinter östlich des Rheins auf einer Höhe von 331 Metern über dem Meeresspiegel.

Große Bedeutung für die deutsche Nachkriegsgeschichte erlangte der Berg als Sitz der Alliierten Hohen Kommission, die sich aus den höchsten Vertretern der Siegermächte in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zusammensetzte und von 1949 bis 1955 bestand. Von 1955 bis 1969 und wieder seit 1990 dient das Grandhotel auf dem Petersberg als Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland, das in unregelmäßigem Abstand Stätte von Konferenzen nationaler wie internationaler Ausstrahlung wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Frühe Geschichte

Fundamente der mittelalterlichen Kirche
Kapelle

Archäologische Funde belegen, dass bereits 3500 v. Chr. Menschen auf dem Petersberg siedelten. Bei Bauarbeiten wurde 1936 auf der Spitze ein Ringwall freigelegt, der im ersten vorchristlichen Jahrhundert von den Kelten erbaut worden war. Diese Trockenmauer hatte eine Länge von über einem Kilometer und ihre ursprüngliche Breite betrug circa drei Meter und ihre Höhe vermutlich drei bis vier Meter.

In der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts ließ sich der Ritter Walter als Eremit auf dem damals unbewohnten Berg nieder. Weitere Männer der Gemeinschaft der Augustiner Chorherren schlossen sich ihm später an und errichteten um 1131 die Gebäude der Augustinereremitenklause. Bei Grabungen wurde 1980 das Fundament einer fünfschiffigen Kirchenanlage gefunden, die vermutlich in zwei Abschnitten ab 1136 errichtet wurde. Der erste Bauabschnitt war der zehn Meter breite und 27 Meter lange Kirchenkern. Diese Marienkirche und der ganze Standort wurde von den Augustinern 1176 wieder aufgegeben. 1189 wurden die verlassenen Gebäude von Zisterziensermönchen aus dem Abtei Himmerod auf Anordnung des Kölner Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg übernommen. Die Zisterzienser weihten die Kirche dem Heiligen Petrus und ergänzten sie um zwei lange Seitenschiffe und zwei kürzere Außenschiffe. Die Außenschiffe waren jeweils wieder eigene Kapellen, die Anlage hatte zwei viereckige Türme. Urkundlich wird sie 1312 als auf dem höchsten Punkt des Bergs befindliche Wallfahrtskirche erwähnt. Im 16. Jahrhundert erfolgte eine Instandsetzung. In Urkunden wird sie letztmalig 1556 erwähnt und hat vermutlich bis in das 18. Jahrhundert bestanden.

Etwa drei Jahre später zogen die Zisterzienser in eine Siedlung am Fuße des Berges. Es entstand daraus die neue Abtei Heisterbach im Peterstal.

Kapelle um 1860

Die heute auf dem Petersberg vorhandene Kapelle, ein barocker Saalbau, wurde 1763 von dem Heisterbacher Abt Hermann Kneusgen errichtet und Ostern 1764 von ihm als Wallfahrtskirche geweiht. Die Inneneinrichtung stammt noch im Wesentlichen aus ihrer Entstehungszeit. Ihre Besonderheit war eine fahrbare Kanzel, die zur wartenden Menge gerollt werden konnte.

Innenansicht der Kapelle

Zwischen 1934 und 1936 wurde die Kapelle mit geändertem Dachreiter wiederhergestellt. Der Bund hat die Kapelle 1979 miterworben und auch die Verpflichtung, sie für den Gottesdienst zu erhalten. Von Mai bis September findet an jedem ersten Sonntag im Monat hier um 10 Uhr eine Messe statt.

Anfänglich unter dem Namen Stromberg bekannt (1142 erste urkundliche Benennung unter diesem Namen), kam der Berg durch die Peterskirche zu seinen heutigen Namen.

Die vier zum Gipfel führenden Bittwege brachten Wallfahrer vom Mittelalter an von Königswinter, Ittenbach, Heisterbacherrott und Oberdollendorf und Niederdollendorf zur Wallfahrtsstätte des Heiligen Petrus. Urkunden kann entnommen werden, dass zumindest seit dem frühen 14. Jahrhundert Wallfahrten auf den Petersberg stattfanden. Zwölf steinerne Kreuze aus Trachyt und Latit, die in der Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg entstanden und gut erhalten sind, markieren den Weg. Das älteste Kreuz wurde 1638 von einem Stifter aus Vinxel errichtet. Bis zum Bau der Petersbergbahn (1889) und dem Bau eines Kutschweges (1890) waren die Bittwege die einzigen Wege zum Gipfel.

Entwicklungen ab dem 19. Jahrhundert

Hotel Nelles, um 1900
Gruss vom Petersberg - 1901

1834 wurde die Domäne Petersberg an den Kölner Kaufmann Joseph Ludwig Mertens verkauft. Seine Gattin Sibylle Mertens-Schaaffhausen, eine Bankierstochter, die auch als Rheingräfin bekannt war, ließ dort für sich einen Sommersitz errichten. Berühmt wurde sie als Treffpunkt von Romantikern wie August Wilhelm Schlegel und Ernst Moritz Arndt. 1888 wurde mit einem Hotelbau im Stil der deutschen Renaissance begonnen. Ende des 19. Jahrhunderts ließen die Kölner Gebrüder Paul und Joseph Nelles, die das Gelände nach dem Tod von Joseph Mertens erworben hatten, zusätzliche Bauten sowie einen Pavillon errichten und eröffneten 1892 das Hotel. Zu dieser Zeit führte die 1889 erbaute Petersbergbahn auf den Petersberg, die 1958 eingestellt und später abgerissen wurde. Das Hotel hatte keinen wirtschaftlichen Erfolg und ging nach Zwangsversteigerungen an Ferdinand Mülhens (Inhaber der Kölner Firma 4711). Durch die Bemühungen des neuen Besitzers wurde der Berg berühmt. Er ließ das Hotel von 1912 bis 1914 durch den Architekten Heinrich Müller-Erkelenz in ein neubarockes Kurhotel umbauen. Außerdem wurden in den 1930er Jahren die Rheinterrassen sowie 1927 eine Straße zum Gipfel eröffnet.

Kurhotel Mülhens, um 1920

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Petersberg bis 1952 Sitz der Alliierten Hohen Kommission. Hier unterzeichnete Bundeskanzler Konrad Adenauer, dessen Wohnhaus im nahe gelegenen Rhöndorf lag, am 22. November 1949 nach 25 Verhandlungsrunden das ihm von den Alliierten Hochkommissaren vorgelegte Petersberger Abkommen. Die Frau von Adenauer war mit der Familie des US-amerikanischen Hochkommissars John Jay McCloy verwandt.

Bundesgästehaus

Schild des Bundesgästehauses am Beginn der Zufahrtsstraße

Nachdem die Bundesregierung zwischen 1955 und 1969 häufiger das zwischenzeitlich unter der Leitung des Breidenbacher Hofs in Düsseldorf stehende Hotel für hohe Staatsgäste gemietet hatte, erwarb die Bundesrepublik Deutschland den Petersberg im Jahre 1978 mit allen Gebäuden und dem circa 109 Hektar großen Gelände für 18,5 Millionen Mark von der Familie Mülhens, um mit Schloss Gymnich (wurde nach Inbetriebnahme des Petersberges 1990 geschlossen) zusammen ein neues Gästehaus für Staatsbesucher zu schaffen. Der offizielle Titel lautet Gästehaus der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland. Nach aufwändigen Umbauten für 137 Millionen Mark ab 1985 (Entwurf von Horst Linde) erfolgte 1990 die Inbetriebnahme. Seither haben nahezu alle Staatsoberhäupter und Regierungschefs der Länder, mit denen die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Kontakte pflegt, auf dem Petersberg gewohnt. Diese können auf dem Hubschrauberlandeplatz des Berges landen.

Das Hotel wird seit der Neueröffnung 1990 von der Steigenberger-Kette betrieben und kann von Privatpersonen gemietet werden. 2004 wurde der Managementvertrag zwischen Gästehaus Petersberg GmbH und der Hotelgruppe Steigenberger um 15 Jahre verlängert.[1] Michael Schumacher nutzte den Petersberg mit der Kapelle für die Hochzeit mit seiner Frau Corinna im Jahr 1995.

Auch nach dem Umzug von Teilen der Bundesregierung nach Berlin fungiert der Petersberg als Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland („Deutsches Camp David“) und Alleineigentümer ist weiterhin der Bund.[2] Zwar ist die Nutzung durch Staatsgäste im Rahmen von Staatsbesuchen seitdem stark zurückgegangen, die deutschen Verfassungsorgane nutzen das Hotel jedoch in unregelmäßigen Abständen für Konferenzen, u. a. wegen der Sicherheit des Hotels. Das Bundesfinanzministerium gab in der Fortschreibung des Berichts zur Verringerung der Beteiligungen des Bundes (2006) an, einen Verkauf der Gästehaus Petersberg GmbH zu prüfen.[3] Politiker aus der Region sprachen sich gegen einen Verkauf aus, da damit nicht die historische Bedeutung und das Berlin/Bonn-Gesetz berücksichtigt würden. Ein früherer Verkaufsversuch in den 1990er-Jahren scheiterte. Im März 2009 gab das Bundesfinanzministerium bekannt, eine Privatisierung des Gästehauses Petersberg werde nicht weiter verfolgt.[4]

Zufahrtsstraße zum Bundesgästehaus
Zaun um den Berggipfel
Hotelterrasse
Rotunde

Seit 1999 führt der Rhein-Sieg-Kreis in Kooperation mit der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und dem Gästehaus Petersberg jeweils im Herbst auf dem Petersberg unter dem Titel „Petersberger Perspektiven“ ein Symposium durch. In dieser jährlich im Herbst stattfindenden Veranstaltungsreihe werden historisch-politische Themen mit Gegenwartsbezug und Zukunftsperspektiven behandelt, die bedeutende Wegmarken der Geschichte aus den Anfangszeiten der von Bonn aus gesteuerten Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland in aktuellem Kontext behandeln.

Im Dezember 2001 stand der Petersberg als Schauplatz der Afghanistan-Konferenz im Mittelpunkt des Weltinteresses. Auch die Folgekonferenz am 2. Dezember 2002 fand an gleicher Stelle statt, da der Berg sich mit nur einer gewundenen Zufahrtstraße leicht abschirmen lässt.

Seit 2005 wird auf dem Petersberg auch die Sendereihe „WissenschaftsFORUM Petersberg“ produziert. Sechsmal im Jahr unterhalten sich Experten und Politiker in der Phoenix-Diskussionsrunde in der gläsernen Rotunde über unterschiedliche wissenschaftliche Themen.

Ereignisse und Konferenzen auf dem Petersberg

(Auswahl)

Staatsgäste auf dem Petersberg

Die Liste umfasst nur die unmittelbaren Staatsgäste, die Anwesenheit von Staatspräsidenten bei internationalen Konferenzen ist nicht berücksichtigt.

1938

1954–1969

(Insgesamt 31 Besuche)

1973

  • Leonid Breschnew, Generalsekretär der KPdSU (auf seinen Wunsch wurde das Hotel für einige Tage wiedereröffnet, dabei fuhr er das Gastgeschenk der Bundesrepublik Deutschland, einen Mercedes Benz, bei der ersten Probefahrt diesen Berg hinunter zu Schrott - Totalschaden.)

Nach dem Umbau 1990

Ausstattung

Bei der Ausstattung des Bundesgästehauses wurde sowohl auf Sicherheit als auch auf Luxuriösität geachtet. Rund um den Berggipfel ist ein Sicherheitszaun gezogen, an dem Überwachungskameras und Scheinwerfer angebracht sind. Auf dem Plateau sowie am Beginn der Zufahrtsstraße befinden sich mehrere Sicherheitsschranken und am Rand ein Wachhäuschen.

Das Gästehaus Petersberg umfasst mehrere Tagungsräume mit der für 5-Sterne-Hotels üblichen Ausstattung. Im südlichen Bereich befindet sich die häufig als Konferenzraum verwendete gläserne Rotunde. Um das Gebäude gibt es große Parkflächen und eine Tiefgarage. Das Gästehaus wird von parkähnlich angelegten Gehwegen umgeben, die im Norden auf die Rheinterrasse mit Außengastronomie münden.

Von der Rheinterrasse bietet sich ein guter Blick auf Bonn und mehrere umgebende Orte, auf dem unterhalb liegenden Weg wurde ein Aussichtspunkt eingerichtet. Einen kleineren Aussichtspunkt mit Blick auf die bergseitigen Stadtteile Königswinters Heisterbacherrott, Vinxel und Stieldorf und verschiedene Berge des Siebengebirges gibt es an der Ostseite.

Einzelnachweise

  1. Bericht zur Verlängerung des Managementvertrags
  2. Bundesministerium der Finanzen: Beteiligungsbericht 2007
  3. Bundesministerium der Finanzen: Bericht zur „Verringerung von Beteiligungen des Bundes – Fortschreibung 2006“
  4. General-Anzeiger vom 7. März 2009
  5. Seite des Deutschen Historischen Museums
  6. Seite des Deutschen Städte- und Gemeindebundes
  7. Seite der Initiative Partnerschaft mit Afrika
  8. Seite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Literatur

  • Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.): Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland auf dem Petersberg. Bonn 1990.
  • Siebengebirgsmuseum, Bonner Geschichtswerkstatt: Der Petersberg. Vom Ringwall zur Staatsherberge. Königswinter 1990.
  • Winfried Biesing: Der Petersberg. Von der Fliehburg zur Residenz für Staatsgäste. Königswinter 1990.

Weblinks


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