Pfahlbauer

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Rekonstruktion der Pfahlbauten im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen/ Bodensee
„Pfahlbauer“ Romantisierende Darstellung des Historienmalers Karl Jauslin

Feuchtbodensiedlung ist ein archäologischer Begriff, der im zirkumalpinen Raum den älteren Begriff Pfahlbausiedlung ersetzt hat. Die neuere Forschung zeigt auf, dass die Bauweise nicht nur im Uferbereich von Seen (also an offenen Gewässern) verbreitet war, sondern auch in sumpfigem Gelände oder auf Inseln, die gegebenenfalls erst später durch einen Seespiegelanstieg überflutet wurde. Dank des Luftabschlusses durch das Wasser blieben oft organische Stoffe, besonders aber das Bauholz selber erhalten.

Echte Pfahlbauten wurden zu sehr verschiedenen Zeiten errichtet, z. B. in Asien bis heute. Nicht immer stehen dort Pfahlbauten auf feuchtem Gelände. Neuzeitliche Pfahlbauweisen finden sich vor allen in den Regenwaldzonen Asiens.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Während die Bauten zunächst als stein-bronzezeitliches und zentraleuropäisches Phänomen galten, ist inzwischen klar, dass sie auch eisenzeitlich vorkommen und es sie vorzeitlich z. B. auch auf den Britischen Inseln gab (Feuchtbodensiedlungen Flag Fen (Sussex) 1400 – 900 v. Chr. und nahe Eastbourne, in Somerset 800 – 600 v. Chr.). In Irland und Schottland einschließlich der Orkney ist der Crannóg eine häufige Entsprechung der zirkumalpinen Pfahlbauten, die in der italienischen Po-Ebene als Terramare bezeichnet werden. Auf Gotland findet man im flachen Wasser des Tingstädeträsk die Pfähle des wikingerzeitlichen Bulverket (Pfahlwerk), eines Quadrates mit 175 m Seitenlänge mit einer großen mittigen Freifläche. Daneben gibt es die jungslawische Feuchtbodensiedlung von Löddigsee, im Kr. Parchim.

Zirkumalpine Chronologie

Die ersten bekannten Feuchtbodensiedlungen entstehen etwa 4250 v. Chr. beinahe zeitgleich in der Vasi a bocca quadrata-Kultur in Norditalien und in der Aichbühler- und Schussenrieder Gruppe. Um 3500 v. Chr. ist das zirkumalpine Phänomen bereits zwischen der Franche Comté und Slowenien über weitere Kulturen in Deutschland, der Schweiz und Österreich verbreitet. Nach einem Rückgang zur Zeit der Glockenbecherkultur, etwa 2500 v. Chr. lebt es um 1750 v. Chr. in dem Gebiet (ausgenommen Bayern und Österreich) wieder auf, verebbt nach kurzer Zeit erneut und erreicht seine letzte Phase mit der Urnenfelderkultur in der Endbronzezeit.

Wichtige Fundorte

Deutschland

Österreich

Schweiz

Im schweizerischen Arbon am Bodensee liegt mit Arbon-Bleiche eine der bestuntersuchten Feuchtbodensiedlungen. Die Bucht war in der Jungstein- und Bronzezeit eine Siedlungskammer. In prähistorischer Zeit verlief dort das Ufer mehrere hundert Meter landeinwärts gegenüber heute. Im Jahre 1885 kamen in der Flur Bleiche Bukranien, Pfähle, Keramik und Steinwerkzeuge zum Vorschein. 1944 entdeckte man das frühbronzezeitliche Dorf Bleiche II der nach diesem Fundort benannten Arbon-Kultur (17. – 16. Jahrhundert v. Chr.). 1993 bis 1995 wurde das jungsteinzeitliche Dorf Arbon-Bleiche III der Pfyner Kultur grossflächig ergraben und dendrochronologisch datiert (3384 – 3370 v. Chr.). Jüngere Siedlungen lassen sich noch mit der Goldberg-III-Gruppe verbinden.

Weitere Länder

Literatur

  • S. Deschler-Erb et. al.: Bukranien in der jungsteinzeitlichen Siedlung Arbon-Bleiche 3 – Status, Kult oder Zauber? In: Archäologie der Schweiz 25 2002/4
  • H. Schlichtherle (Hrsg.): Pfahlbauten rund um die Alpen. 1997. ISBN 3-8062-1146-9

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