Pfarrkirche St. Mauritius (Kärlich)

Pfarrkirche St. Mauritius (Kärlich)
Blick von Westen auf die Pfarrkirche St. Mauritius

Die katholische Pfarrkirche St. Mauritius Kärlich in Mülheim-Kärlich (Bistum Trier) war ursprünglich Eigenkirche eines Dekans Wolfram[1], der sie mit Urkunde vom 10. März 1217 dem Stift St. Florin in Koblenz schenkte. Verbunden mit dieser Schenkung erhielt der Propst des Stifts die Befugnis, den Pfarrer von Kärlich zu ernennen und einzusetzen. Die Bindung an St. Florin bestand bis 1802. Heute gehört St. Mauritius Kärlich zum Dekanat Andernach-Bassenheim.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Von der Romanik zum Barock

Alter Ostchor der Pfarrkirche Kärlich
Kärlicher Kirche vor 1930
Südfassade
Gotische Taufkapelle mit Taufstein von 1796, Osterleuchter und Historienfenster
Grundriss der Kärlicher Kirche

Die Anfänge der Kärlicher Kirche dürften in die Zeit um 940 bis 950 zurückreichen, als die Ottonen das Patrozinium des heiligen Mauritius förderten. Historiker vermuten, dass das erste Gebäude eine Holzkirche war, bevor in der Stauferzeit (12. und 13. Jahrhundert) ein Steinbau errichtet wurde. Von diesem Gebäude sind nur noch der romanische Ostchor und der 1976 freigelegte Rest einer seitlichen Apsis erhalten. Das Kirchenschiff war etwa 17 Meter lang.

Mitte oder gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstand nördlich des Chors ein kleiner gotischer Anbau, die heutige Taufkapelle mit dem Taufstein von 1796. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche weitgehend zerstört.

1730 ließ Pfarrer Adam Braun eine neue Kirche zu Ehren der heiligen Maria, des heiligen Mauritius und der heiligen Magdalena bauen, eine einschiffige Barockkirche, die 1789/90 nach Westen hin verlängert wurde. Diese Kirche hatte einen achteckigen niedrigen Turm, der zu einem Drittel über dem Chor und zu zwei Dritteln über dem Kirchenschiff aufgesetzt war. Den Abschluss des Langhauses bildete ein Portal mit einem Steinrelief aus dem 16. Jahrhundert, das vorher an anderer Stelle eingebaut gewesen sein dürfte; es ist bis heute unter dem Glockenturm erhalten.

Neuzeit

Ende des 19. Jahrhunderts reiften Überlegungen für ein größeres Gebäude, in das die alte Bausubstanz einbezogen werden sollte, und schon 1903 wurde an der Westseite zunächst der neuromanische Glockenturm gebaut, bis zum Kreuz ca. 42 m hoch. 1930/31 folgte unter Pfarrer Jakob Porz der Neubau der Kirche, wie sie sich im Wesentlichen bis heute zeigt. Die Architekten waren Ludwig Becker (Mainzer Dombaumeister) und Anton Falkowski.

Typisch für die Entstehungszeit ist die 20 Meter hohe Südfassade mit den Portalen des nach Norden ausgerichteten Bauwerks. Dennoch gelang es durch die Übernahme der Rundbogenformen von Turm und romanischem alten Chor, eine harmonische Verbindung zwischen Neuem und Altem zu schaffen. Der Innenraum ist klar gegliedert, frei von architektonischen Spielereien, die den Blick der Gottesdienstbesucher vom Altar ablenken könnten.

Das Kirchenschiff ist – gemessen von den inneren Abschlusstüren bis zum Chor – 26 Meter lang, einschließlich der Seitengänge 18,80 Meter breit und in der Mitte bis zum höchsten Punkt des Gewölbes 13 Meter hoch. Der Chor ist 9 Meter tief und 14 Meter breit. Außen ist die Kirche von Süden nach Norden 40 Meter lang und von Westen nach Osten (ohne Turm und alten Ostchor) 31 Meter breit.

Am 3. Juli 1933 konsekrierte Bischof Franz Rudolf Bornewasser das neue Gotteshaus, nachdem es ein Jahr zuvor, am 19. Juni 1932, von Dechant Schneiders benediziert und für den Gottesdienst freigegeben worden war.

1976/77 ließ Pfarrer Josef Schmitt in Zusammenarbeit mit dem Architekten Peter van Stipelen (Trier) die Kirche entsprechend der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils neu gestalten.

Ausstattung der Kirche

Altar

Der Sakramentsaltar im hinteren Teil des 14,15 m breiten und 9,00 m tiefen Chors ist aus Dolomit; er trägt das Tabernakel und ein aus Holz gefertigtes Retabel des früheren Hochaltars mit zwölf Figuren. Zu diesen Figuren gehört u. a. eine Darstellung des Papstes Pius X., obwohl dieser noch nicht seliggesprochen war, als das Werk 1937 in der Bildhauerei Johann Mettler in Morbach (Hunsrück) entstand. Die zweiflügelige Tabernakeltür aus Bronze symbolisiert die biblische Erzählung vom brennenden Dornbusch (Ex 3,1–6). An der Rückwand des Chors über dem Altar hängt eine Kreuzigungsgruppe (ebenfalls von Mettler) mit dem Kruzifix, Maria und Johannes sowie Maria Magdalena und dem römischen Hauptmann.

Den Messaltar – ebenfalls aus Bronze – mit den dazugehörigen Leuchtern, dem Ambo, dem Gabentisch und den Sedilien sowie den Osterleuchter und die Apostelleuchter schuf der Bildhauer Arnold Morkramer. Leitmotiv des Altars ist der Weinstock, entsprechend dem Wort Jesu: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ (Joh 15,5). An den Füßen und unterhalb der Altartischplatte befinden sich kleine Darstellungen aus dem Alten Testament.

Statuen und Bilder

An den Säulen des Kirchenschiffs (26 m lang und einschließlich der Seitengänge 18,80 m breit) stehen fünf Figuren aus der alten Kärlicher Kirche, die unbekannte Künstler wahrscheinlich in der Zeit von Mitte des 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert schnitzten. Ergänzt sind diese durch Statuen des seligen Franz-Josef Pey, des heiligen Jodokus und des seligen Adolph Kolping von Irma Rückert (Offenbach) aus den Jahren 1981, 1986 und 1997. Eine Rundsäule mit barocker Madonna aus der Zeit um 1750 ist links am Übergang vom Kirchenschiff zum Chor auf einem stilisierten Mühlstein als Marienaltar gestaltet.

Zwei große alte Gemälde – Geburt Christi und Maria mit dem Kinde – hängen an den Wänden in den Seitengängen, wo auch der auf Leinwand gemalte Kreuzweg von 1935 angebracht ist, ein Werk des Müncheners Georg Kau. Ältere Kreuzwegstationen befinden sich im alten romanischen Chor links und rechts eines spätbarocken Kruzifixes.

Seit Längerem bewahrt die Kärlicher Kirche auch Statuen und ein Relief, die früher Am Guten Mann und in anderen Kapellen des Ortes standen und dort wegen der Witterungseinflüsse wie auch aus Gründen der Sicherheit nicht belassen werden konnten.

Kirchenfenster

Die zwölf Fenster im Kirchenschiff zeigen rechts die Erlösungsgeschichte der Menschheit und links Bilder aus dem Leben der Gottesmutter Maria. Die ersten drei auf beiden Seiten wurden bereits vor dem Zweiten Weltkrieg, die übrigen 1948 in der Werkstatt von Binsfeld in Trier geschaffen.

Ein Historienfenster des Malers Werner Persy (Trier) im Rahmen einer früheren Außentür der Taufkapelle erzählt die Geschichte der Pfarrei Kärlich. Es zeigt die Kirche, wie sie vor 1000 Jahren ausgesehen haben könnte, darunter die alte Kapelle von Mülheim, den Weißen Thurm als Grenze zwischen Kurtrier und Kurköln, die Koblenzer Florinskirche, das alte Kärlicher Schöffensiegel, das kurfürstliche Schloss zu Kärlich, die Wappen der Kurfürsten Balduin von Luxemburg und Clemens Wenzeslaus, die heutige Kirche und das Kärlicher Wappen. Das zweite Fenster enthält biblische Szenen mit dem Taufbefehl Jesu (Mt 28,19) als Kernaussage.

Orgel

Seit 1994 steht die Orgel auf der Hauptempore an der Südwand der Kirche. Gebaut wurde sie von der Orgelmanufaktur Hugo Mayer (Heusweiler). Das Instrument hat 29 Register (1768 Pfeifen) und eine Transmission auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen am frei stehenden Spieltisch sind elektrisch. Das aufwendig bemalte und vergoldete Orgelgehäuse ist aus massivem Eichenholz gearbeitet.[2]

I Hauptwerk C–g3

1. Bourdon 16′
2. Principal 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Octave 4′
5. Spitzflöte 4′
6. Quinte 22/3
7. Waldflöte 2′
8. Mixtur IV-V 2′
9. Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
10. Holzprincipal 8′
11. Gedackt 8′
12. Salicional 8′
13. Schwebung 8′
14. Principal 4′
15. Flöte 4′
16. Nazard 22/3
17. Octave 2′
18. Terz 13/5
19. Larigot 11/3
20. Scharff III 1′
21. Basson 16′
22. Hautbois 8′
23. Clairon 4′
Tremulant
Pedal C–f1
24. Subbaß 16′
25. Bourdon (Nr. 1) 16′
26. Octavbaß 8′
27. Gedackt 8′
28. Choralbaß 4′
29. Schweizerpfeife 2′
30. Fagott 16′

Die Vorgängerorgel von 1894 stand auf der westlichen Nebenempore. 1973 wurde sie restauriert und technisch verändert (elektropneumatische Traktur), erwies sich jedoch als unzulänglich. Im Gutachten des Trierer Domorganisten Wolfgang Oehms hieß es: „Die gesamte Orgelanlage ist unorganisch und deshalb sehr störanfällig. Unabhängig davon sind die Windladen sowie Traktur bezüglich Klangentwicklung nicht diskutabel. …“

Die Glocken

1951 erhielt die Pfarrei St. Mauritius Kärlich vier Bronzeglocken, gegossen von F. Otto in Bremen-Hemelingen. Es war das dritte Geläut seit dem Bau des Kirchturms 1903. Im Ersten Weltkrieg mussten drei Glocken als Ersatz für Rohstoffe abgegeben werden. 1924/25 wurde das vollständige Geläut wiederhergestellt, doch diese Glocken fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.

Die Glocken von 1951 tragen folgende Inschriften: „Christus König erbarme Dich unser – Kärlich 1951 – Unseren Gefallenen zum Gedenken“, „Hl. Mauritius bitte für uns“, „Maria Königin des Friedens bitte für uns“, „Hl. Helena bitte für uns“. Ton, Gewicht (mit Klöppel) und Durchmesser: Christkönigsglocke es’, ca. 29 Zentner, Ø 130 cm; Mauritiusglocke: f’, ca. 20 Zentner, Ø 116 cm; Marienglocke: g’, ca. 14 Zentner, Ø 104 cm; Helenaglocke: ca. 8 Zentner, Ø 86 cm.

Quellen und Literatur

  • Pfarrarchiv Kärlich
  • Georg Reitz: Geschichte der kath. Pfarrei Kärlich. 1930/31
  • Udo Liessem: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte. 1978
  • Winfried Henrichs: 100 Jahre Pfarrei Maria Himmelfahrt Mülheim. Mülheim-Kärlich 1987
  • Risse/Spurzem: Pfarrei und Pfarrkirche St. Mauritius Kärlich. Mülheim-Kärlich 1991
  • Festschrift anlässlich der Fertigstellung der Renovierungsarbeiten in der Pfarrkirche St. Mauritius. Mülheim-Kärlich 1994

Einzelnachweise

  1. Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preußischen Regierungsbezirke COBLENZ und TRIER bildenden mittelrheinischen Territorien. Coblenz 1874, Übersetzung von Anton Nikenich in 100 Jahre Raiffeisenbank Kärlich, S. 28.–30.
  2. Herstellerinformation zur Orgel von St. Mauritius

Weblinks

 Commons: St. Mauritius (Kärlich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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