- Pferdepolo
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Polo ist eine Mannschaftssportart, bei der die auf Pferden reitenden vier Spieler pro Team einen sieben bis acht Zentimeter großen, 130 Gramm schweren Ball mit einem langen Holzschläger in das gegnerische Tor schlagen müssen. Jeder Spieler braucht im Wettkampf einen Polohelm mit optionalem Gesichtsschutz und mehrere Pferde zum Wechseln, um die Belastung für die Tiere erträglich zu gestalten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte des Polosports
Die Anfänge des Polosports liegen im antiken Persien um ca. 600 v. Chr. In Afghanistan existiert eine dem Polo entfernt verwandte Sportart, das Buzkashi. Das Polospiel wurde in Persien immer populärer und avancierte zum Nationalsport. Im Zuge der islamischen Expansion breitete es sich auch nach Arabien und Indien aus. [1]
Durch englische Kavallerie-Offiziere der Lancers (Ulanen), die in Indien stationiert waren, gelangte Polo im 19. Jahrhundert nach Großbritannien. 1859 wurde der erste englische Polo-Club gegründet. Polo war 1900, 1908, 1920, 1924 und 1936 olympische Disziplin. Die ersten drei Turniere gewann jeweils ein britisches Team, die letzten beiden ein argentinisches Team.
Regeln
Das Spielfeld ist 300 Yards (ca. 270 Meter) lang und 200 yd (ca. 180 m) breit, das Tor ist 8 yd (ca. 7,20 m) breit. Gespielt wird mit zwei Mannschaften zu je vier Spielern (beim Snow- und Arenapolo: je 3 Spieler), daneben gibt es zwei berittene Schiedsrichter auf dem Feld und einen Oberschiedsrichter am Spielfeldrand. Das Spiel ist in Zeitabschnitte (sog. Chucka, auch „Chukker“, „Chukka“) eingeteilt, die jeweils 7,5 Minuten lang sind. Ein Spiel kann zwischen vier und acht Chucka lang sein. Die Spielrichtung wechselt nach jedem Tor, um einseitige Vorteile - beispielsweise durch den Sonnenstand oder ein eventuelles Geländegefälle - zu verhindern.
Erlaubte Aktionen
- Hook
- Ein Spieler darf in den Schläger eines Gegenspielers mit seinem eigenen einhaken, um diesen beim Schlagen des Balles zu behindern.
- Push
- Mittels des eigenen Körpers oder dem des Pferdes darf ein Spieler von der Line abgedrängt werden (sog. "abreiten").
Nicht erlaubte Aktionen
- ad hook
- Der Stick darf nur kurz vor dem Schlag gehookt werden, nicht in der Senkrechten.
- ad push
- Es darf keinesfalls mit Ellenbogentechnik gearbeitet werden.
- Sandwich
- Es ist zwei Spielern gleicher Mannschaft nicht erlaubt, einen Spieler der Gegenmannschaft in die Zange zu nehmen.
- Crossing the line of the ball
- Das wohl häufigste Foul im Polosport besteht in der Wegerechtsverletzung. Wenn der Ball sich nach einem weiten Schlag in Bewegung befindet und mehrere Spieler ihm hinterherjagen, hat derjenige Spieler das Wegerecht, der sich der Bewegungslinie des Balles (line of the ball) am nächsten befindet. Wenn ein anderer Spieler die gedachte Linie zwischen dem Ball und dem Spieler mit Wegerecht kreuzt, begeht er ein Foul.
Spieltaktik
Jeder der vier Spieler eines Teams hat eine festumrissene taktische Aufgabe.
Der Spieler mit der Nummer 1 ist die direkte Verbindung des Teams zum gegnerischen Tor. Er bestimmt das Tempo und die Schnelligkeit seines Teams. Er hält den Ball im Spiel und versucht, ihn von den Außenlinien vor das Tor oder zumindest in die Mitte des Spielfeldes zu spielen. Er deckt die gegnerische Nr. 4 ab.
Der Spieler mit der Nummer 2 ist die Verbindung zwischen Spieler Nummer 1 und Spieler Nummer 3. Er deckt die gegnerische Nummer 3, der in der Regel der stärkste Spieler des gegnerischen Teams ist. Er gibt seiner Nr. 1 die entsprechenden Vorlagen. Er übernimmt je nach Spielverlauf, wechselweise gelegentlich die Position der Nr. 1.
Der Spieler mit der Nummer 3 ist der Angelpunkt des Teams. Er gestaltet das Spiel durch strategischen Einsatz seiner Teammitglieder. Er organisiert die Verteidigung und den Angriff hinter einer unsichtbaren "Linie", hinter der er und seine Nr. 4 agieren. Er deckt die Nr. 2 des gegnerischen Teams.
Der Spieler mit der Nummer 4 deckt die gegnerische Nr. 1. Er schlägt den Ball nur, wenn er sich ganz sicher ist, ihn auch zu treffen. Andernfalls wendet er sofort und versucht, seinen Gegner abzureiten.
Jede Spieler-Position baut, wie die Glieder einer Kette, auf der anderen auf. Haupteigenschaften, die die Qualitäten des Polospielers bestimmen, sind deshalb körperliche Fitness, Antizipations- und Reaktionsvermögen, Gewandtheit in der Beherrschung des Pferdes und vor allem Mannschaftsgeist. Eine optimale Teamleistung ergibt sich aus dem guten Zusammenspiel der Leistungen aller 4 Team-Mitglieder.
Handicap
Jeder Polospieler hat je nach Leistungsstärke ein persönliches Handicap, das bei -2 beginnt und bis +10 gehen kann. Die besten Polo-Spieler der Welt mit einem HDC von +10 kommen zum größten Teil aus Argentinien. Die Summe der vier Einzelhandicaps bilden das Gesamthandicap einer Mannschaft. Wenn Mannschaften mit unterschiedlichen Handicaps antreten, erhält die Mannschaft mit dem geringeren Handicap einen Tore-Vorsprung. High Goal Polo ist die höchste Spielklasse; hier beginnt das Mannschafts-Handicap bei +8. Geregelt ist bei jedem Turnier, das nach DPV-Regeln ausgetragen wird, auch die Anzahl zulässiger Spieler aus dem Ausland, die meist als Profis aus Argentinien engagiert werden.
Spielklasse Team Handicaplimits individuelles Limit Beschränkungen Low Goal DM (Deutsche Meisterschaft) - DM Amateur von -2 bis +2 von -2 bis +2 kein Ausländer Low Goal - Amateur Polo von -2 bis +2 von -2 bis +2 Ausländer, min. +3 Low Goal - Amateur Polo von 0 bis +4 von -2 bis +2 nur ein +4 Spieler 1 Ausländer, mind. +3
Medium Goal DM von +2 bis +6 von -2 bis +5 nur ein +5 Spieler 1 Ausländer, mind. +3
Medium Goal von +4 bis +8 von -2 bis +5 nur ein +6 Spieler 1 Ausländer, mind. +3
High Goal DM von +8 bis +12 von 0 bis +10 max. 2 Ausländer, mind. +3 High Goal von +10 bis +12 von 0 bis +10 Ausländer, mind. +3 Die englische Hurlingham Polo Association (HPA) fungiert als internationaler Dachverband des Polosports und pflegt auch die Liste der Handicaps in England aktiver Polospieler. Daneben gibt es weitere nationale Organisationen, z.B. die Asociación Argentina de Polo in Argentinien, deren Handicaps sich von denen in England oder den USA unterscheiden können.
Ausrüstung
Der Spieler trägt zwingend vorgeschrieben einen Helm. Polohelme fallen breiter aus als klassische Reithelme, das hat aber rein ästhetische Gründe, weil der Polohelm seine Wurzeln in den Tropenhelmen der Kolonialzeit hat.
Häufig tragen die Spieler spezielle Handschuhe mit verstärktem Rücken als Schutz gegen Schläge sowie Knieschoner.
Wurden noch bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts klassische weiße Reithosen (oftmals in ihrer ausgestellten Form, „Breeches“) getragen, so sieht man heutzutage fast ausschließlich weiße Jeans, entweder normale Freizeitmodelle oder spezielle Varianten ohne Innennaht.
Gerne werden „Gaucho Belts“, Gürtel mit traditionellen argentinischen Webmustern, getragen.
Die typischerweise braunen und mit Reißverschluss ausgestatteten Polostiefel sind zumeist mit Sporen versehen.
Wenn die Spieler eine Reitgerte benutzen, ist sie in der linken Hand zu halten. Meist kommen überlange (bis 1,2 m) Modelle zum Einsatz.
Der Poloschläger (Mallet, Stick) wird immer rechts gehalten (auch von Linkshändern). Er besteht aus einer hölzernen zylinderförmigen Schlagfläche, die an der dem Pferd zugewandten Seite abgeschrägt ist und wegen ihrer Form auch „Zigarre“ genannt wird. Die Griffverlängerung ist aus Bambus oder Faserverbundwerkstoff gefertigt, der Griff ist ähnlich geformt wie bei einem Sportsäbel. Eine Schlaufe, die um den Daumen gelegt und dann über den Handrücken geführt wird, verhindert, dass der Spieler seinen Schläger verliert, wenn er ihn loslässt. Die Art der Wicklung stellt aber auch sicher, dass der Spieler den Schläger sofort fallen lassen kann, falls er sich irgendwo verfangen sollte. Die Länge der Schläger variiert je nach Größe des Spielers und seines Pferds, sie wird in Zoll gemessen. Gängige Poloschläger reichen von 48 bis 53 Zoll. Bemerkenswert ist, dass anders als in vielen anderen Sportarten technische Weiterentwicklungen kaum angenommen werden, sondern die Sportgeräte im Prinzip in ihrer Urform weiterbestehen.
Bekleidung
Entgegen der Legende stammt das kurzärmelige Polohemd - eine Erfindung der französischen Tennislegende René Lacoste - nicht aus dem Polosport, sondern aus dem Tennis und wurde erst nach 1933 sukzessive von anderen Sportarten wie dem Polo übernommen. Die Bezeichnung Polohemd als Synonym für ein kurzärmeliges T-Shirt aus Waffelpiqué mit gestricktem Kragen und Knopfleiste wurde erst in Folge einer entsprechenden Benennung und Bewerbung durch den amerikanischen Modeunternehmer Ralph Lauren ab 1972 allgemein üblich.
Davor war der Begriff Polohemd bereits geläufig für das bis heute produzierte "Original Polo Button-Down Collar" Hemd der Firma Brooks Brothers, heute allgemein als Button-Down Hemd bekannt. Im Jahr 1896 hat John E. Brooks diese Version eines langärmeligen Sporthemdes entwickelt, nachdem er englische Polospieler gesehen hatte, die die Kragen ihrer Hemden mit Sicherheitsnadeln gegen das Herumflattern sicherten. Ralph Lauren, der seine Karriere als Verkäufer bei Brooks Brothers begann, erwarb die "Polo" Markenrechte später von diesen.
In Deutschland unangefochtener Marktführer für Turnier-Oberbekleidung ist der argentinische Hersteller La Martina. Schläger und Stiefel stammen oft von mittelständischen Handwerksbetrieben aus Argentinien. Die Modemarke „Polo Ralph Lauren“ trägt zwar das Emblem eines Polospielers, fertigt aber keine spezielle Ausrüstung für den Polosport.
Ursprünglich für den Polospieler konstruiert ist das Uhrenmodell "Reverso" des schweizerischen Herstellers Jaeger-LeCoultre. Die eigentliche Uhr kann in einer Führung so umgedreht werden, dass das - früher zerbrechliche - Uhrenglas nach innen zum Handgelenk des Trägers weist und so im sportlichen Einsatz gegen Beschädigung geschützt ist.
Reitweise und Schlagtechniken
Sitz
Die Steigbügelriemen werden eher kurz geschnallt und der Spieler steht beim Schlagen fast aufrecht im vorderen Drittel des Sattels.
Der Knieschluss sollte sehr fest sein und die Beine des Reiters das Pferd umklammern.
Kommandos
- Vorwärts
- Angetrieben wird das Pferd mit den Schenkeln und den Zügeln. Um dem Pferd ein Vorwärts zu signalisieren werden die Unterschenkel mehr oder weniger weit zurückgelegt und die zügelführende Hand dem Mähnenkamm entlang nach vorne.
- Bremsen
- Je nach gewünschter Intensität des Bremsens oder des Stoppens werden die Zügel angenommen oder zum Körper gezogen und das Gewicht nach hinten verlagert.
- Handwechsel
- Um im Galopp die Hand des Pferdes zu wechseln wird ein kurzes Stopkommando gegeben und sofort anschließend die Zügel in die Richtung gelegt, in die das Pferd die Hand wechseln soll. Unterstützend wird auch mit dem Körpergewicht gearbeitet.
Schläge
- Offside
- Der Schlag wird entlang der rechten Seite des Pferdes nach vorne ausgeführt.
- Offside Bewegungsablauf
- In der Vorbereitungsphase erhebt sich der Spieler aus dem Sattel. Der rechte Arm wird wie beim Tennis knapp am Körper nach hinten geführt. Beim Schwung (swing) wird der Oberkörper nach unten gebeugt und die Beine dienen als Federung um die Pferdebewegung auszugleichen. Der Ball wird auf der Höhe des Unterschenkel geschlagen. Nachdem der Ball getroffen wurde, folgt der Schläger weiter dem Vorwärtsschwung.
- Nearside
- Der Schlag wird entlang der linken Seite des Pferdes nach vorne ausgeführt.
- Nearside Bewegungsablauf
- Die Arme werden gekreuzt, wobei die Zügelführung weiterhin vorhanden sein muss. Ansonsten wird der Schlag ähnlich wie ein Offsideschlag ausgeführt, nur dass alles auf die linke Seite abgestimmt ist.
- Back
- Offside- wie Nearsideschläge können auch nach hinten ausgeführt werden.
- Back Bewegungsablauf
- Der Ball wird ein wenig hinter dem Unterschenkel geschlagen.
- Back Open
- Der Schlag wird nach hinten ausgeführt, wobei der Ball eher weg vom Pferd geschlagen wird.
- Back Tail
- Der Schlag wird nach hinten ausgeführt, wobei der Ball hinter dem Pferd vorbeigeht.
- Under the neck
- Der Schläger unter dem höchsten Punkt des Halses des Pferdes durchgeführt.
- Under the neck Bewegungsablauf
- Der Ball wird viel früher und weiter vorne geschlagen, damit der Bambusstab des Schlägers unter dem Hals durchschwingen kann.
Polo-Pferde
Auch wenn die Regeln es zulassen, Polo auf einem Pferd beliebiger Größe zu spielen, kommen doch zumeist speziell gezüchtete Polo-Ponys zum Einsatz, die überwiegend aus Argentinien stammen (Criollos). Das Bemerkenswerte ist, dass die Pferde, die von Natur aus scheue Fluchttiere sind, beim Polo Kampf- und Jagdgeist entwickeln müssen und es zulassen, dass rund um ihren Kopf mit dem Schläger hantiert wird. Das Stockmaß der Tiere liegt in der Regel um 1,50 m.
Der Schutz der Pferde ist die oberste Maxime des Regelwerks. So darf ein Pferd nicht in zwei aufeinander folgenden Chuckas eingesetzt werden, und jede mögliche Gefährdung eines Tieres führt zur sofortigen Unterbrechung des Spiels (hingegen geht bei Sturz eines Spielers,wenn es nach Betracht des Schiedsrichters kein schwerer Sturz war, das Spiel weiter). Die strenge Einsatzregel erzwingt es, dass ein Spieler pro Turnier mit mindestens zwei Pferden anreisen muss.
Verwandte Poloarten
Polo in verschiedenen Ländern
Argentinien
Hauptartikel: Polo in Argentinien
In Argentinien hat Polo eine weitere Verbreitung als in Europa. Ursprünglich dort von Engländern eingeführt, gewann die Sportart rasch an Beliebtheit. Zum einen ist das wahrscheinlich auf die Ähnlichkeit mit Pato zurückzuführen, zum anderen konnten die Landbewohner gut reiten und auf jeder Estancia gab es Pferde. Heute kommen die weltweit besten Spieler aus Argentinien und ganze Familien sind mit dem Polosport verbunden, z. B. die Heguys oder die Novillo Astradas.
England
England ist das Land mit der breitesten Basis an Poloclubs in Europa. Die HPA führt rund fünfzig englische Clubs in ihrer Liste, von denen sich die meisten im Großraum London befinden. Polo wird in England auch als Sportangebot an zahlreichen Universitäten (v.a. an Elite-Universitäten wie dem University College London (UCL), der London School of Economics (LSE) und der Oxford University, Cambridge University gespielt, so dass das stete Nachwachsen junger Spieler gesichert ist. Zu den stärksten Spielern Englands gehören zur Zeit u.a. die Brüder Mark und Luke Tomlinson, letzterer mit einem Handicap von 8 in Argentinien sowie James Beim, Henry Brett und Tom Morley.
Deutschland
In Deutschland gibt es 2007 ca. 300 aktive Polo-Spieler. Historisch bedingt dürfte Hamburg sich die Ehre als inoffizielles Zentrum des Polosports geben; vier Polo Clubs mit etwa 60 Mitgliedern haben dort ihren Sitz, unter anderem der Hamburger Polo Club in Flottbek, der als der älteste Polo Club auf dem europäischen Festland gilt; auch der Sitz der Geschäftsstelle des Deutschen Poloverbands ist dort.
Die Anzahl der Clubs ist im Großraum Berlin-Brandenburg ebenfalls sehr hoch, dort werden ab 2008 auch die Deutschen Polo-Meisterschaften im High- und Medium-Goal ausgetragen. Daneben gibt es Polo-Vereine im Umfeld aller anderen deutschen Großstädte, insbesondere in München und Düsseldorf.
Der beste deutsche Spieler mit einem Handicap von +5 ist Thomas Winter (Hamburg), gefolgt von Christopher Kirsch (Groß Offenseth-Aspern), mit einem HDC von +4. Die deutsche Poloszene wird durch ausländische Spieler („playing pros“) und Pferdepfleger („grooms“) unterstützt, die sowohl in sportlicher Hinsicht als auch in Sachen Brauchtum und Tradition eine wichtige Stütze des Sports in Deutschland sind.
Österreich
In Österreich existiert ein Zentrum des Polosportes in Ebreichsdorf bei Wien und das Dienst`l Gut in Launsdorf Hochosterwitz in der Nähe von Klagenfurt (Kärnten). Daneben konnte sich der Poloevent in Kitzbühel etablieren, diese Veranstaltung findet jährlich auf Schnee statt.
Schweiz
Neben Polo-Clubs in Genf, Bern und Zürich wurde 1959 der St. Moritz Polo Club, präsidiert von Dr. P. R. Berry, gegründet. Der St. Moritz Polo Club ist seit 1960 Organisator zahlreicher Sommer- und Winterpoloturniere. Seit 1985 findet in St. Moritz das weltweit prestigeträchtigste und sportlich hochrangigste Winterpoloturnier statt. Der Cartier Polo World Cup on Snow wird auf dem gefrorenen St. Moritzersee ausgetragen und findet jeweils Ende Januar statt. Vier High Goal Teams mit Handicaps zwischen 20 und 22 Goals kämpfen um die begehrte Cartier Trophy. Während vier Turniertagen finden täglich zwei hochkarätige Spiele bis hin zum grossen Final am Sonntag statt. Dabei spielen die weltweit besten Polospieler aus Argentinien, Chile, England, Australien und anderen Ländern. Gerade die speziellen Verhältnisse auf Schnee und die ungewohnte Lage 1800 Meter über Meer fordern Aussergewöhnliches von Tier und Mensch. Außerdem findet jährlich in Gstaad der Silver Cup statt. Obwohl nächtliche Spiele bei elektrischem Flutlicht schon in England im 19. Jhrd. veranstaltet wurden, hatte Night Polo on Snow seine Weltpremiere 2005 in Klosters.
Turniere
Polo wird heutzutage in vielen Ländern der Erde gespielt. Die für Polospieler bedeutendsten Turniere finden jedoch alle in Argentinien statt. Diese, zusammen auch Triple Corona genannt, sind:
- Campeonato Argentino Abierto de Polo
- Campeonato Abierto de Hurlingham
- Campeonato Abierto del Tortugas Country Club
Es handelt sich um "offene" Meisterschaften, das heißt, Unterschiede in den Handicaps der teilnehmenden Teams werden nicht durch Punktvorsprünge ausgeglichen. Die Triple Corona wurde zuletzt 2003 von dem Team La Aguada, bestehend aus den Brüdern Miguel, Javier, Eduardo (Jun) und Ignacio Novillo Astrada, gewonnen.
Weltmeisterschaft
Hauptartikel: Poloweltmeisterschaft
Die Polo-Weltmeisterschaft wurde 1987 zum ersten Mal ausgetragen. Aktuell wird sie alle drei Jahre ausgetragen. Das Team-Handicap ist auf 14 begrenzt, um allen teilnehmenden Ländern eine gerechte Chance auf den Sieg zu geben. Die erfolgreichsten Nationen waren bisher Brasilien und Argentinien mit jeweils 6 Medaillen, Deutschland konnte bisher noch keine Medaille erlangen.
Jahr Ort Erstplatzierter Zweitplatzierter Drittplatzierter 1987 Buenos Aires (Argentinien) Argentinien Mexiko Brasilien 1989 Berlin (Deutschland) Vereinigte Staaten England Argentinien 1992 Santiago (Chile) Argentinien Chile England 1995 St. Moritz (Schweiz) Brasilien Argentinien Mexiko 1998 Santa Barbara (USA) Argentinien Brasilien England 2001 Melbourne (Australien) Brasilien Australien Argentinien 2004 Chantilly (Frankreich) Brasilien England Chile 2008 Mexiko-Stadt (Mexiko) Chile Brasilien Mexiko 2011 Brasilien Olympische Spiele
Hauptartikel: Olympische Sommerspiele 1900/Polo, Olympische Sommerspiele 1908/Polo, Olympische Sommerspiele 1920/Polo, Olympische Sommerspiele 1924/Polo, Olympische Sommerspiele 1936/Polo
Polo war bisher fünfmal Disziplin bei den Olympischen Spielen: 1900 in Paris, 1908 in London, 1920 in Antwerpen, 1924 in Paris und 1936 in Berlin. Großbritannien war hier die erfolgreichste Nation mit insgesamt 3 Gold-, 3 Silber- und 2 Bronze-Medaillen.
Bekannte Polospieler
- Vergangenheit
In den 1930er Jahren wurde Polo der Sport von Hollywoods High Society. Die Warner Bros. Studios besaßen ein eigenes Poloteam. Jack Warner spielte Polo, der Produzent Hal Wallis ("Casablanca") und der Regisseur Michael Curtiz, der 12 Polopferde besaß. [1]
- Gegenwart
Im englischen Königshaus ist Polo sehr populär: Prince Charles ist begeisterter Polospieler mit einem Handicap von +2 und kam durch seinen Onkel, Lord Louis of Mountbatten (vormals Prinz von Battenberg) zum Polo. Dieser schrieb auch unter den Pseudonym „Marco“ ein Buch zum Thema Polo. Prince William (Handicap +1) und Prince Harry sind ebenfalls aktiv. Auch Charles' Vater, der Herzog von Edinburgh, spielte Polo und ist der Ehrenpräsident des Guards Polo Club in Berkshire.
Der Gitarrist Mike Rutherford (Genesis, Mike & the Mechanics) spielt Polo auf Turnierniveau, ebenso das Model Jodie Kidd und der amerikanische Filmschauspieler Tommy Lee Jones ("No Country for Old Men"). Stefanie Powers (TV-Serie: Hart aber herzlich (1979 bis 1984) spielt seit ihrem 18. Lebensjahr Polo, heute auf High Goal Niveau. [2]
Deutschlands bekanntester und ältester Polospieler (Stand 2008), der sich auch organisatorisch um bessere Akzeptanz des deutschen Polosports in der internationalen Poloszene verdient gemacht hat, indem er den FIP (Federation of International Polo) Ambassadors Cup zum allerersten Mal nach Deutschland holte, ist Hans Albrecht Freiherr von Maltzahn[3]. Sicherlich überregionale Bekanntheit dürfte der Hamburger Kaufmann Albert Darboven genießen, der den Sport in Deutschland maßgeblich gefördert und populär gemacht hat. Der deutsche Kino- und Fernsehstar Heino Ferch (Handicap 0) und seine Gattin, die ehemalige Vielseitigkeitsreiterin im bundesdeutschen Nationalkader Marie-Jeanette Ferch (Handicap 0) sind für den Poloclub in Landsberg-Ammersee aktiv.
Als bester weiblicher deutscher Polospieler gilt die Europameisterschaftsteilnehmerin Eva Brühl (Stand 2009). Als weltbester Polospieler gilt der Argentinier Adolfo "Adolfito" Cambiaso (junior).
Einzelnachweise
- ↑ Harmetz, Aljean: Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen. Berlin Verlag, Berlin, 1992 /2001, S. 80
- ↑ Title: "Stefanie Powers at Polo Tournament 2005" - Interview
- ↑ Albrecht von Maltzahn Polo Personality of the Year 2005
Weblinks
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