Phonoverstärker

Phonoverstärker
Ein externer Entzerrvorverstärker der Firma Monacor

Ein Entzerrvorverstärker, auch vielfach in Fachkreisen Entzerrervorverstärker genannt, ist eine technische Komponente, die zur Wiedergabe von Schallplatten benötigt wird. Er ist eine Kombination aus einem Entzerrer und einem Vorverstärker.

Beim Schnitt einer Schallplatte werden tiefe und hohe Frequenzen mit unterschiedlich veränderten Amplituden in die Platte geschnitten. Die Tiefen werden dabei abgeschwächt und die Höhen angehoben. Dafür gibt es zwei Gründe: einerseits erhöht es die Spieldauer der Schallplatte, andererseits verbessert es den Signal-Störspannungsabstand. Würde man dieses Verfahren nicht anwenden, würden die Bässe aufgrund ihrer kräftigen Auslenkung einen größeren Rillenabstand erfordern. Das hätte eine verkürzte Spielzeit zur Folge. Weiterhin würden die Höhen, wegen der ungenügenden Dynamik des Tonabnehmers, nicht originalgetreu wiedergegeben werden können; die Höhen würden im Nadel-Rillenwand-Rauschen untergehen.

Um den bei der Aufzeichnung veränderten Frequenzgang (Emphasis) der Schallplatte wieder in die Originalform zu bringen, muss das Verfahren bei der Wiedergabe spiegelbildlich als Deemphasis wiederholt werden. Man sagt der Frequenzgang wird entzerrt. Mitte der 1960er Jahre wurde das Verfahren von der RIAA genormt. Nach dem Entzerrvorgang ist das Signal, das vom Tonabnehmer mit etwa 0,1 bis 5 mV in den Entzerrer gespeist wird, für einen Line-Eingang am Verstärker zu klein. Es wird durch den Verstärkerteil des Entzerrvorverstärkers auf einen Pegel von etwa 500 mV angehoben.

Die meisten Vollverstärker haben einen nach RIAA genormten Entzerrvorverstärker eingebaut. Das ist daran zu erkennen, dass sie einen oder mehrere Phonoeingänge haben. Es gibt auch Plattenspieler, in denen bereits ein Entzerrvorverstärker integriert ist. Diese können direkt an die Line-Eingänge (Hochpegeleingänge) eines Verstärkers angeschlossen werden.

Schallplatten aus Schellack, sowie viele alte Mono- und teilweise frühe Stereoaufnahmen wurden nicht nach der RIAA-Kennlinie aufgenommen. Diese Aufnahmen klingen mit einem RIAA genormten Entzerrvorverstärker dumpf oder "topfig" ("Badezimmerakustik"). Hierfür gibt es spezielle Entzerrvorverstärker mit einstellbarer Kennlinie. Auch Software zur Nachbearbeitung bietet mitunter die Funktion der Kennlinienanpassung an.

Entzerrervorverstärker werden für dynamische (elektromagnetische) Abtastsysteme benötigt. Kristallabtastsysteme korrigieren den Frequenzgang durch das andere physikalische Prinzip ohne zusätzliche Baueinheiten.

Literatur

  • Roland Enders: Das Homerecording Handbuch. 3. Auflage, Carstensen Verlag, München, 2003, ISBN 3-910098-25-8
  • Siegfried Wirsum: Nf-Tricks für den Audio-Freak. 1. Auflage, Franzis Verlag GmbH, München, 1990, ISBN 3-7723-3321-4
  • Gustav Büscher, A. Wiegemann: Kleines ABC der Elektroakustik. 6. Auflage, Franzis Verlag, München, 1972, ISBN 3-7723-0296-3
  • Fritz Kühne: Niederfrequenz-Verstärker mit Röhren und Transistoren. 13. Auflage, Franzis Verlag, München, 1970

Weblinks


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