Photomontage

Photomontage
Fotomontage

Die Fotomontage ist eine spezielle Technik, basierend auf der Collage, welche sich einer Vielzahl von fotografischer Materialen bedient, wie zum Beispiel Ausschnitten aus Zeitschriften oder selbst gefertigten Fotos. Durch das Zusammenfügen dieser entsteht eine neue Komposition und somit eine neue Aussage. Oftmals dient die Fotomontage der Satire. Der Begriff kommt aus dem Umfeld der industriellen Zivilisation und erinnert bewusst an Maschinenmontage und Turbinenmontage (Gustavs Klucis, 1932).

Inhaltsverzeichnis

Technische Einführung

Negativmontage Hierbei handelt es sich um die älteste und aufwendigste Art, eine Fotomontage zu gestalten. Sie wird so definiert, dass man durch Kombinieren mehrerer Negative zu einem neuem Bild gelangt.

Kombinationsfotografie Zu Beginn der Fotografie wurde auf Kollodiumplatten fotografiert, die nach jeder Aufnahme zwecks Wiederverwendung gereinigt werden mussten. Tat man das nicht gründlich genug, entstand bei der nächsten Aufnahme eine unerwünschte Doppelbelichtung. Einige Künstler kamen so auf die Idee, dieses Phänomen als Gestaltungsmittel zu nutzen. Dies passierte vor allem in der Kombinationsfotografie, die ab 1850 praktiziert wurde. Hier entstanden durch das Zusammensetzen mehrerer Negative neue Bilder, die kombiniert mit Masken auf dasselbe Positiv belichtet wurden. Die Schwierigkeit der Technik lag darin, die einzelnen Negative perfekt in Perspektive, Größe, Beleuchtung und Schärfentiefe aufeinander abzustimmen.

Positivmontage od. Klebemontage Die Positivmontage entsteht aus bereits bestehendem Bildmaterial, das der Künstler entweder selbst herstellt oder in Zeitschriften, Magazinen und anderem grafischen Material findet. Diese Technik wird auch als Klebemontage bezeichnet, da sie in ihrer einfachsten Form aus nichts anderem als ausgeschnitten oder -gerissenen Motiven besteht, die gemeinsam auf einen Untergrund geklebt werden.

Hier ist man flexibler als in der Negativmontage, da die Bildelemente auf dem Untergrund beliebig verschoben werden können, bevor man sich für eine Komposition entscheidet. Schwierig wird es erst, wenn man sich eine realistische Montage als Ziel gesetzt hat, denn auch hier müssen die verschiedenen Bilder nicht nur in Perspektive, Beleuchtung, Schärfentiefe und Größe zusammenpassen, sondern auch in der Papierbeschaffenheit, Gradation und Farbgebung. Bekannte Künstler wie John Heartfield, die sich dieser Technik bedienten, reproduzierten die fertige Montage, um in der Dunkelkammer die Schnittkanten zu retuschieren.

Digitale Montage Die digitale Montage ist die heutzutage verbreitetste Technik der Fotomontage, hierbei wird mithilfe von Bildbearbeitungsprogrammen digitales Bildmaterial zusammengefügt.

Durch die digitale Fotografie wurde es möglich, mittels Bildbearbeitungsprogrammen bequem am Computer zu montieren. Man hat dabei die Möglichkeit, das gewünschte Bildmaterial einzuscannen, zu reproduzieren oder selbst eine passende Aufnahme zu machen. Eine professionelle digtitale Montage kann nur entstehen, wenn man die gleichen Grundlagen wie bei der Negativ- und Positivmontage beachtet, nämlich die perfekte Abstimmung des Bildmaterials aufeinander. Auch wenn ein Bildbearbeitungsprogramm im Nachhinein noch viele Veränderungen zulässt, ist gutes Ausgangsmaterial eine Voraussetzung für eine realistisch wirkende Montage. Ein gutes Beispiel für die perfekte Abstimmung der zusammen montierten Bilder aufeinander sind die Arbeiten von Anne Geddes.

Auch die Möglichkeiten der Videomontagen wurden in den letzten Jahren immer ausgefeilter.

Fotomontage wird häufig in Verbindung mit politischer Propaganda, aber auch zur Karikatur verwendet. Außerhalb politischer Motivation werden allerdings auch häufig Bilder von Privatpersonen verfälscht, um diese Personen zu diskreditieren. Die Erstellung und Verbreitung solcher zur Manipulation anderer Personen und als fingierte „Beweise“ eingesetzter Bilder ist daher in vielen Ländern strafbar.

Nicht nur im wissenschaftlichen Bereich können Fotomontagen hingegen besser denn je Zukünftiges, aktuell noch nicht Machbares und auch erst zu Entwickelndes darstellen und veranschaulichen. Im Rapid Product Development und im Produktdesign kommen entsprechende Computergrafiken daher häufig zum Einsatz.

Geschichtlicher Überblick

Malerei Die Vorläufer der Fotomontage finden sich bereits in der Malerei. In der Vendutenmalerei beispielsweise skizzierte man mithilfe der camera obscura Teile verschiedenster Landschaften um sie später zu einer Einzigen auf der Leinwand zusammen zu fügen. Eine weitere Vorgänger der Fotomontage findet man im Manierismus bei Giuseppe Arcimboldo, welcher Elemente aus der Natur, wie Blumen und Gemüse, auf seinen Gemälden so zusammen setzte, dass der Betrachter einen Menschenkopf erkennen konnte. Auch die Surrealisten näherten sich durch ihre Malerei der Collage an, da sie unzusammenhängende Objekte in Zusammenhang brachten.

Collage Ein weiterer Schritt in Richtung Fotomontage wurde im Kubismus gemacht, als von Picasso und Braque 1912 zum ersten Mal fremdes Material in ein Werk eingearbeitet wird. Dies führt Kurt Schwitters ab dem Dadaismus in seinen Merzbildern weiter bis hin zur Assemblage, welche eine Befreiung des „Malen-Müssen“ war. Auch im Futurismus wird die Collage als Gestaltungsmittel geschätzt, beispielsweise in Marinettis „Parola in libertà“.

Fotomontage Der Begriff, sowie die Technik der Fotomontage wird 1916 im Dadaismus entwickelt. Wer der tatsächliche Erfinder war ist umstritten, da sowohl Raoul Hausmann und Hannah Höch, wie auch John Heartfield und George Grosz behaupteten, die Fotomontage entdeckt zu haben. Vorerst erinnerten die Werke an ein wildes Durcheinander von Bildelementen, ähnlich der futuristischen Malerei. Um sie auch für politische und geschäftliche Zwecke einsetzen zu können, wurde die Arbeitsweise strukturierter und vor allem klarer, was sich positiv auf die Bildsprache auswirkte. Die Dadaisten wussten mit dem Medium Werbung umzugehen und sorgten immer wieder für Überraschungen und Skandale. Durch das Verwenden von Fotos wurden die Werke realitätsnäher, provokanter und für den Betrachter verständlicher. Zusätzlich gewannen die Bilder an bisher unerreichter Unmittelbarkeit und Aktualität. Das Wirkungsgebiet der Dadaisten sollte das Hier und Jetzt sein, sie wollten in ihrer Zeit etwas verändern und die Fotomontage war das passende Ausdrucksmittel um ihre Botschaft zu verbreiten.

Fotomontage heute

Was einmal als Kunst begann wird heute zu kommerziellen Zwecken genutzt. Nirgends werden mehr Fotos manipuliert, retuschiert und montiert als in der Werbung. Manchmal ist die Veränderung der Realität für den Betrachter ersichtlich, meistens jedoch nimmt das Publikum die Fotomontage als völlig normal und richtig wahr.

Retusche In der analogen Fotografie dient die Retusche dazu, um unsauberes Arbeiten oder ungleich belichtete Stellen im nachhinein auszubessern. Mit der digitalen Fotografie wurde es möglich, Fotos nicht nur zu perfektionieren sondern einen Schritt weiter zu gehen und das bestehende Bild komplett zu verändern, bis es mit seiner Ausgangssituation beinahe nichts mehr gemeinsam hat. Retuschierte Fotos wecken das Verlangen nach dieser gefälschten Wirklichkeit, was oftmals zu Enttäuschungen führt, wird der Betrachter mit dem tatsächlichen Motiv konfrontiert.

Künstler

Beispiele

Siehe auch

Weiterführende Literatur

  • Jürgen Holtfreter: Politische Fotomontage (Berlin/West: Elefanten Press Galerie 1975) ISBN 978-3885200161;
  • Brigitte Tast, Hans-Jürgen Tast: Als Lena schlief (Düsseldorf 1980) ISBN 978-3-88842-201-0;
  • Hans-Jürgen Tast (Hrsg.): Edith Lechtape. Gossenportraits (Schellerten 1996) ISBN 978-3-88842-202-7;
  • Hans-Jürgen Tast (Hrsg.): Eve of Destruction. Draußen ist Krieg, drinnen auch (Schellerten 2005) ISBN 978-3-88842-029-0;
  • Hans-Jürgen Tast (Hrsg.): Edith Lechtape. Schauspielerin - Photobildnerin. 1921-2001 (Schellerten 2007) ISBN 978-3-88842-032-0;
  • Dech, Julia: Hannah Höch.Schnitt mit dem Küchenmesser.Dada durch die letzte weimarer Bierbauchkultur Deutschlands, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 1989
  • Dempsey, Amy: Stile, Schulen, Bewegungen, Leipzig: Seemann, 2002
  • Droste, Magdalena: Bauhaus Archiv, Köln:Taschen, 1993
  • Haus, Andreas: Raoul Hausmann.Kamera Fotografien 1927-1957, Berlin: Schirmer/Mosel, 1979
  • Staeck, Klaus: Ohne Auftrag, Heidelberg:Steidl, 2000

Weblinks


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