Pilnikau

Pilnikau
Pilníkov
Wappen von Pilníkov
Pilníkov (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Královéhradecký kraj
Bezirk: Trutnov
Fläche: 1698 ha
Geographische Lage: 50° 32′ N, 15° 49′ O50.53277777777815.82358Koordinaten: 50° 31′ 58″ N, 15° 49′ 12″ O
Höhe: 358 m n.m.
Einwohner: 1.175 (28. August 2006)
Postleitzahl: 542 42
Verkehr
Straße: Trutnov - Nová Paka
Bahnanschluss: Velký Osek–Trutnov
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 1
Verwaltung (Stand: 2006)
Bürgermeister: František Hubáček
Adresse: Námĕstí 36
542 42 Pilníkov
Website: www.pilníkov.cz

Pilníkov (deutsch Pilnikau) ist eine Stadt im Okres Trutnov in Tschechien. Sie liegt im südlichen Vorland des Riesengebirges, etwa 8 Kilometer südwestlich von Trutnov (Trautenau).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Pilníkov liegt in Nordostböhmen, in den südlichen Ausläufern des Riesengebirges. Nachbarorte sind Vlčice und Mladé Buky im Norden, Trutnov und Starý Rokytnik im Nordosten, Staré Buky im Osten, Střítez, Hajnice und Žďár im Südosten, Vítězná im Süden, Chotěvice im Südwesten, Hostinné im Westen sowie Leopold und Javorník im Nordwesten. Südlich liegt das Gebiet des ehemaligen Königreichwalds.

Geschichte

Im Rahmen der deutschen Ostkolonisation wurde durch den Lokator Billung ein Waldhufendorf gegründet, das nach diesem „Billungsdorf“ benannt wurde. Der seit 1357 urkundlich belegte Ort entstand vermutlich wie zahlreiche Nachbardörfer bereits in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts im Zuge des Landesausbaus durch den böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl. Der tschechische Name Pilníkov wurde erstmals 1388 erwähnt.

Ursprünglich gehörte der Ort zur königlichen Burg Trautenau, 1388 wurde Jesko Silber (auch Zylvar) Grundherr des Ortes. Mit ihm begann die rund 250 Jahre dauernde Herrschaft des Geschlechts, mit Sitz in der Pilnikauer Burg und im benachbarten Vlčice (Wildschütz). 1424 verheerten Hussiten die Umgebung, jedoch ist die mehrfach erwähnte Zerstörung von Pilnikau nicht sicher belegt.

1514 wurde der Ort geteilt, und Adam I. Silber erreichte von König Vladislav II. die Erhebung des zentralen Ortsbereichs zur Stadt. Zu den gleichzeitig verliehenen Privilegien gehörten die Bildung der Zünfte, das Abhalten von Märkten, die Gerichtsbarkeit und ein eigenes Wappen. Das umgebende Billungsdorf (später Pilsdorf) blieb jedoch Bauerndorf und der Herrschaft untertan. Während der Zeit der Reformation wurde Pilnikau evangelisch; für das Jahr 1543 ist Israel Geisler als lutherischer „Pfarher zu Pilnikau“ belegt. Wegen ihrer Beteiligung am böhmischen Ständeaufstand wurden die Silber nach der Schlacht am Weißen Berg vom Kaiser enteignet und deren Besitzungen 1623 von der Böhmischen Kammer an Albrecht von Waldstein verkauft. Durch ihn wurde die für die Rüstung benötigte Grobleinen-Erzeugung in Pilnikau gefördert. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Region schwere Drangsalierungen, Pfarrer Nikolaus Georgii von Pilnikau wurde erschlagen. 1675 war Pilnikau im Besitz der Fürsten Schwarzenberg.

Die Bezeichnung „die Stadt im Dorfe“ erhielt Pilnikau, weil es fast vollständig vom Ortsgebiet von Pilsdorf umgeben war. Westlich befand sich Pilsdorf I. Teil (Niederdorf) und nordöstlich an die Stadt schloss sich Pilsdorf II. Teil (Oberdorf) an. Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften gehörte die Gemeinde Pilnikau/Pilníkov ab 1850 zur Bezirkshauptmannschaft Trautenau. In den 1870er Jahren erhielt Pilnikau Anschluss an die Eisenbahnlinie AltpakaTrautenau. Dadurch wurde die industrielle Entwicklung gefördert und Textil- und Maschinenfabriken, eine Eisengießerei, eine Ziegelei und eine Kunstseidenfabrik gegründet.

Bis 1918 waren Pilnikau und Pilsdorf fast nur von Deutschen bewohnt. 1929 wurden Pilnikau und Pilsdorf nach 415 Jahren unter dem Namen Pilnikau / Pilníkov wieder vereinigt. Auch nach der Vereinigung behielt Pilsdorf bis 1945 eigene Einrichtungen wie die Feuerwehr und das Armenhaus sowie die alten Hausnummern. Die Gesamtgemeinde hatte 152 landwirtschaftliche und 122 andere, überwiegend gewerbliche Betriebe. 1939 wurden 1.748 Einwohner gezählt.

In Folge des Münchner Abkommens wurde Pilníkov 1938 dem Deutschen Reich angeschlossen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Trautenau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Bewohner vertrieben, wodurch die weitere wirtschaftliche Entwicklung zunächst stagnierte. Die Stadtrechte wurden 1948 nicht erneuert, von den Industriebetrieben überlebte nur die Slévárna a strojírna (zuvor Fa. Hübner, Eisengießerei und Metallverarbeitung), und die Bauernhöfe wurden zu zwei Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zusammengelegt. Nach der Samtenen Revolution erholte sich die Wirtschaft nur spärlich. Bedeutendste Unternehmen in Pilníkov sind die Firma Kata (Videospiele) und die Firma Talpa, die Paletten und Holzverpackungen produziert. Am 12. April 2007 wurde Pilníkov wieder zur Stadt erhoben.

Ortsgliederung

Für die Stadt Pilníkov sind keine Ortsteile ausgewiesen. Pilníkov besteht aus den Ortslagen Pilníkov I (Pilnikau), Pilníkov II (Pilsdorf I. Teil), Pilníkov III (Pilsdorf II. Teil) und Letná (Silkin). Zu Pilníkov gehören weiterhin die Gehöfte Třídomí (Dreihäuser) und Prkenný Důl (Brettgrund).

Sehenswürdigkeiten

  • Die Dreifaltigkeitskirche (Kostel Nejsvĕtĕjší Trojice) aus dem 13. Jahrhundert war 1604 unter Beatrix von Lobkowitz geborene Stiller neu gestaltet worden und erhielt das noch erhaltene Renaissanceportal. 1769–1772 wurde unter Adam von Schwarzenberg der spätbarocken Bau errichtet, der das Stadtbild prägt.
  • Die Mariensäule stammt aus dem Jahre 1763; um diese Zeit wurde auch die Wallfahrt zur „Schmerzhaften Mutter Gottes“ von Pilnikau überregional bekannt.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Karl Hofmann (*1926), deutscher Politiker
  • Ewald Kühnel (1927-2005), Sportler, Goldmedaille im Speerwerfen bei den Paralympics in Toronto 1976

Literatur

  • Johannes Gottwald: „Pilnikauer Ortskunde“ (3 Bände, Neuried, 2006–2008)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pilnikau — Pilnikau, Marktflecken im böhmischen Kreise Gitschin; Baumwollzeugfabrik, 1300 Ew …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pilníkov — Pilníkov …   Deutsch Wikipedia

  • Battle of Trautenau — Infobox Military Conflict conflict=Battle of Trutnov partof=Austro Prussian War caption= date=June 27 1866 place=Trutnov, Bohemia, modern day Czech Republic result= Pyrrhic Austrian victory. combatant1=flagicon|Prussia|1803 Prussia… …   Wikipedia

  • List of German exonyms for places in the Czech Republic — Below are links to subpages with more detailed listings of the German language names of towns and villages in different regions of the Czech Republic. Many of these German names are now exonyms, but used to be endonyms commonly used by the local… …   Wikipedia

  • Bahnstrecke Velký Osek–Trutnov — Velký Osek–Chlumec nad Cidlinou–Trutnov Poříčí Kursbuchstrecke (SŽDC): 020, 032, 040 Streckenlänge: 128,97 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Stromsystem: Velký Osek–Chlumec nad Cidlinou: 3 kV = Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Groß Petrowitz — Petrovice …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Hofmann (SPD) — Karl Hofmann (* 11. Juli 1926 in Pilnikau, Tschechoslowakei) ist ein deutscher Pädagoge und Politiker (SPD). Leben und Beruf Nach dem Schulbesuch wechselte Hofmann an die Lehrerbildungsanstalt und bestand dort sein Abitur. 1944/45 leistete er… …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Trautenau — Der deutsche Landkreis Trautenau bestand in der Zeit zwischen 1938 und 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945: 4 Städte, 94 weitere Gemeinden. Der Landkreis Trautenau hatte am 1. Dezember 1930 79007 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 73376 und am… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Stadtgemeinden im Sudetenland — Deutscher Name Tschechischer Name Landkreis 1939 Regierungs bezirk 1939 Landesteil Markt seit Stadt seit Einwohner 1939 Abertham Abertamy …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Städte in Tschechien — Die Liste der Städte in Tschechien bietet einen Überblick über die Entwicklung der Einwohnerzahl der größeren Städte des Staates Tschechien und enthält eine vollständige Auflistung aller 594 Städte des Landes in alphabetischer Reihenfolge (Stand… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”