Auf den Hund kommen

Auf den Hund kommen

Auf den Hund gekommen ist eine Redensart mit der Bedeutung „in schlimme (äußere oder gesundheitliche) Umstände geraten“. Die Redensart wird scherzhaft auch im positivem Sinn für Hundefreunde benutzt.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Für den Ursprung der Redensart gibt es verschiedene Deutungsansätze:

  • In der Bergmannssprache wurde der Förderwagen, mit dem das Erz oder die Kohle abtransportiert wird, früher Hunt genannt. Der Hunt ist ein Holzkasten auf Rädern. Wer nicht mehr kräftig genug war, als Hauer zu arbeiten, wurde zum Wagenschieben (Huntstoßen) degradiert, was deutlich geringeren Lohn bedeutete.
  • Eine andere Deutung ist möglicherweise die Kriegskasse, die zur Bezahlung der Söldner während der Kriegshandlungen mitgeführt wurden. Im unteren Teil befand sich ein Holzkästchen (der Hund), in dem die „Notreserve“ aufbewahrt wurde. Wenn man also „auf den Hund kam“, war die Kriegskasse fast leer.
  • Eine andere Version behauptet, dass auf dem Boden der Kassentruhe ein Hund – Symbol für einen Wächter – aufgemalt war. War so wenig Geld in der Truhe, dass man den Hund sehen konnte, war man „auf den Hund gekommen“. Musste man die Reserve im Fach darunter angreifen, war man „unterm Hund“. Auf Burg Lauenstein bei Kronach ist in der dortigen Ausstellung „Schlösser und Truhen“ eine solche Truhe mit eingeschnitztem Hund zu sehen[1].
  • Eine andere Version aus dem Oberdeutschen besagt, dass Brautleute als Aussteuer eine Truhe voller Textilien bekamen. Wurden diese im Laufe der Ehe immer weniger, also nicht wieder aufgefüllt, kam man immer mehr auf den Grund der Truhe, den Hund (hunden im schwäbischen Dialekt identisch mit unten).
  • Die Brüder Grimm geben in ihrem Wörterbuch als ihrer Ansicht wahrscheinlichste Deutung einen Rechtsgebrauch an, der besagte, dass "wie der verurtheilte....den strang um den hals trug, er auch den hund tragen sollte, damit anzuzeigen, dasz er wert sei, gleich einem hund erschlagen und aufgehängt, an der seite eines hunds aufgehängt zu werden". Sie führen weiter aus, dass "auf den hund kommen, eigentlich bis zur strafe des hundetragens kommen" bedeute, und "jetzt bedeutet es theils in verächtliche oder schlimme äuszere verhältnisse, theils mit der gesundheit herunter kommen."[2]

Widersprüchliche Bedeutung

Händler mit Hundekarren

Wie der Heimatkalender des Kreises Hersfeld-Rotenburg beschreibt, sei die Redensart „auf den Hund gekommen“ früher eher als Zeichen des sozialen Aufstieges zu betrachten. Es bedeutete in diesem Fall, sich ein Hundegespann leisten zu können, statt Muskelkraft aufwenden zu müssen. Händler und Hausierer, die sich dies nicht leisten konnten, transportierten ihre Waren aus eigener Kraft auf Schubkarren, Handwagen, Rückentragekörben, einem übergeworfenen Quersack oder boten sie in einem Bauchladen an.[3]

Einzelnachweise

  1. http://www.redensarten.net/Hund.html
  2. http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?mode=hierarchy&textsize=600&lemid=GH13198&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=#GH13198L0
  3. Staatsarchiv Marburg unter den Aktenzeichen 180 HEF 1365 und 1369 archiviert. B. Miehe, Gershausen, Heimatkalender des Kreises Hersfeld-Rotenburg (1986, S.69)

Literatur

  • Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg 2003
  • Duden - Das Herkunftswörterbuch. Mannheim 1989; S.295
  • Tilo Cramm, Joachim Huske: Bergmannssprache im Ruhrrevier.

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