- Pimpinella anisum
-
Anis Systematik Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae) Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales) Familie: Doldenblütler (Apiaceae) Unterfamilie: Apioideae Gattung: Bibernellen (Pimpinella) Art: Anis Wissenschaftlicher Name Pimpinella anisum L. Anis (Pimpinella anisum) ist eine Pflanzenart in der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Der Name geht auf das griechische Wort ανηθον für Dill zurück, mit dem der Anis verwechselt wurde. Es ist eine wichtige Gewürz- und Heilpflanze.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Anispflanze wächst als einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von etwa 10 bis 60 cm. Die Pfahlwurzel ist dünn. Der aufrechte, stark verzweigte Stängel ist leicht behaart. Die ganze Pflanze ist stark aromatisch. Die Laubblätter sind verschiedengestaltig. Die 2 bis 5 cm lang gestielten, einfachen Grundblätter sind herzförmig rundlich, 1 bis 3 × 1,2 bis 2,8 cm und am Rand eingeschnitten gesägt. Die Stängelblätter sind ein- bis zweifach fiederteilig. Die Ränder der Fiederblättchen sind gesägt. Die obersten Stängelblätter sind mehr und mehr reduziert bis sie nur noch dreilappig sind.
Die Blüten stehen in (7 bis 15-) meist zwölfstrahligen, zusammengesetzten doldigen Blütenständen (sogenannte Doppeldolden) zusammen. Die Doppeldolden weisen einen Durchmesser von 1,5 bis 6 cm auf. Die Hülle (Involucrum) besteht aus ein bis zwei linear-lanzettlichen, 1 bis 2 mm langen Hüllblättern oder fehlt. die ungleichlangen Doldenstrahlen sind 1 bis 4 cm lang. Es sind ein bis zwei oder keine lineale, 2 bis 3 mm lange Hüllchen vorhanden. Die Döldchen weisen einen Durchmesser von 5 bis 10 mm auf und enthalten etwa zehn Blüten. Die Blütenstiele („Döldchenstrahlen“) sind anfangs 2 bis 6 mm lang und wachsen bis zur Fruchtreife auf bis zu 10 mm. Die Blütezeit reicht von Juni bis September.
Die kleinen, Blüten sind fünfzählig, zwittrig und radiärsymmetrisch. Die Kelchzähne sind hinfällig. Die fünf weißen Kronblätter besitzen an ihrer Spitze ein eingeschlagenen Läppchen. Es ist nur ein Kreis mit fünf freien, fertilen Staubblättern vorhanden.
Die Früchte, es sind trockene, zweiteilige Spaltfrüchte, auch Doppelachäne genannt, die im August/September geerntet werden können, sind 3 bis 5 mm lang, 2 bis 2,5 mm breit eiförmig und mit grauen Härchen überzogen. Die Früchte reifen von August bis September. [1]
Vorkommen
Ursprünglich im östlichen Mittelmeerraum beheimatet, wird Anis heute weltweit in Gebieten mit gemäßigtem Klima angebaut. Hauptanbaugebiet ist Südrussland.
Anbau
Anis ist eine lichtliebende Pflanze, die reiche Böden bevorzugt. Während der Wachstumsperiode muss der Boden gleichmäßig feucht bleiben. In der Erntezeit wirken sich wechselnde trockene und feuchte Perioden negativ auf die Erntequalität aus. Die Dolden reifen nicht gleichzeitig, sondern nacheinander, und auch innerhalb einer Dolde reifen die Samen nur uneinheitlich. Die Temperatur bestimmt die Dauer der Vegetationsperiode. Anis wird im August/September geerntet, wenn die Stängel gelb werden. Früher wurde dabei das Kraut mit der Sense abgemäht und die Früchte ausgedroschen.
Im Mittelalter wurde die Pflanze auch nördlich der Alpen angebaut, obwohl hier das Wetter nicht verlässlich genug war, um die Früchte in jedem Sommer ausreifen zu lassen. Anbaugebiete waren zu dieser Zeit beispielsweise die Gegend um Erfurt, Bad Langensalza, Mühlhausen und Magdeburg, wo es auch Anisölbrenner gab, die das ätherische Öl durch Destillation mit Wasserdampf gewannen.
Verwendung
In der westlichen Küche wird Anis heute vor allem in Brot und Backwaren verwendet. Hauptsächlich wird Anis jedoch Spirituosen und Likören beigemischt, wie etwa Sambuca, Rakı, Ouzo, Absinth, Pastis, Aguardiente und Anisette (siehe Anisee). Anis wird hier jedoch zunehmend vom ertragreicheren Sternanis (Illicium verum) abgelöst, der aus China kommt. Sternanis hat einen ähnlichen Geschmack, sieht aber anders aus und ist nicht näher mit dem echten Anis verwandt.
Daneben spielt Anis eine Rolle bei der Herstellung von Süßwaren. So werden beispielsweise im kleinen französischen Dorf Flavigny-sur-Ozerain (Département Côte-d'Or) die berühmten Anis de Flavigny-Bonbons hergestellt. In Süddeutschland, Teilen von Österreich, der Schweiz und Ungarn kennt man mit einem Model geformte Plätzchen, die Springerle oder Anisbrötchen genannt werden.
Das Aroma wird von Anethol bestimmt, das mit 90 % der Hauptbestandteil des ätherischen Öls ist. Pflanzen mit sehr ähnlichem Aroma sind Fenchel (der den Anis in Asien vollständig ersetzt), der Sternanis und die heutzutage selten verwendete Süßdolde (Myrrhis odorata).
Anis wird seit langem sowohl in der Küche als auch in der Duftindustrie verwendet. Ausgrabungen auf Santorin ergaben, dass die Verwendung von Anis im 16. Jahrhundert v. Chr. allgemein üblich war und die alten Kreter würzten ihre Weine neben Koriander, Wacholder, Dost auch mit Anis. Schon im 7. Jahrhundert v. Chr. betrieben Athen und Korinth einen lebhaften Handel mit Duftölen, in denen auch der Anisduft eine Rolle spielte. Pythagoras von Samos bezeichnete um 550 v. Chr. mit Anis gewürztes Brot als köstliche Delikatesse. Bei den Römern hielt der Anis Einzug in die Feinbäckereien; Kuchen, die bei hohen Festlichkeiten gereicht wurden, waren mit Anis-Früchten gewürzt. So berichtet Vergil von Aniskeksen. Bei Ausgrabungen im römischen Kolosseum entdeckte man Anisfrüchte, die die Zuschauer der Gladiatorenkämpfe zwischen den Sitzreihen verloren hatten.
Heilwirkung
Das aus den Früchten (Anisi fructus) durch Destillation gewonnene Anisöl wird aufgrund seiner schleimlösenden Wirkung als Hustenmittel verwendet. Es wirkt aber auch antibakteriell und gegen Krämpfe und Blähungen.
Anis regt die Drüsen des Magen-Darm-Traktes an. Anistee wird daher bei Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Koliken und Krämpfen eingesetzt. Für Anistee überbrüht man 1 Teelöffel Anis mit 1 Tasse kochendem Wasser und lässt die Mischung 10 Minuten ziehen. Da die ätherischen Öle teilweise über die Lungen wieder ausgeschieden werden, findet Anis auch in vielen Hustentees Verwendung.
Anis im Aberglauben und Brauchtum
Der Aniskringel ist eine sehr alte Opferspeise, die in Norddeutschland bei Gildegelagen, Erntefesten, beim Ringreiten und Frühlingsfesten ins süße Bier – oder noch früher in Met – eingebrockt wurde. Auch an ihrem Hochzeitstag teilte die Braut dieses Gebäck an bevorzugte Gäste aus. Wenn sie aus der Kirche kam, setzte sie sich vor „dat Hörnschapp“ (Eckschrank). Jede Frau, die ihr ein Geschenk machte, bekam dafür aus einer zinnernen Schale einen Löffel voll süßem Bier mit eingebrockten Kringeln.
Anis galt in vielen ländlichen Gebieten als Aphrodisiakum. Im Herbst, wenn man sich nach der Feldarbeit wieder häuslichen Pflichten zuwandte, bereiteten die Frauen und Mädchen ihren Männern anishaltige Getränke. Am 30. November (Andreastag) sollte er besonders zauberkräftig sein. In Böhmen hieß dieser Tag Anischtag.
Gemäß dem Handbuch des Deutschen Aberglaubens spielte Anis auch eine Rolle bei der Eingewöhnung von Tauben: Gekauften Tauben gab man Anis, um sie an den Schlag zu fesseln (so in Thüringen). In anderen Gegenden backte man an Darstellung des Herrn Anisbrote und fütterte damit vier Wochen lang die Tauben, damit sie recht gedeihen sollten. Andernorts bestrichen Bauern ihren Taubenschlag auch mit Anisöl, um Tauben an den neuen Schlag zu gewöhnen.
Anis (Vorname)
In einigen muslimischen Ländern ist Anis ein Vorname, der aber außerhalb der arabischen Länder kaum verbreitet ist; es bedeutet so viel wie freundlich oder liebenswürdig.
Systematik
Synonyme für Pimpinella anisum L. sind: Anisum vulgare Gaertner, Apium anisum (L.) Crantz, Carum anisum (L.) Baillon, Selinum anisum (L.) E.H.L.Krause, Sison anisum (L.) Sprengel, Tragium anisum (L.) Link. [1]. Die Gattung Pimpinellagehört zur Unterfamilie der Apioideae innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).
Quellen
- Pu Fading & Mark F. Watson: Pimpinella in der Flora von China, Volume 14, S. 95: Pimpinella anisum - Online.
Einzelnachweise
- ↑ a b Pu Fading & Mark F. Watson: Pimpinella in der Flora von China, Volume 14, S. 95: Pimpinella anisum - Online.
Weblinks
Siehe auch
Wikimedia Foundation.