Piper-Verlag

Piper-Verlag
Verlagsgebäude

Der Münchner Piper Verlag ist ein 1904 gegründeter Buchverlag für Belletristik und Sachbuch. Autoren des Verlages sind unter anderem Hannah Arendt, Ingeborg Bachmann, Aldous Huxley, Karl Jaspers, Sándor Márai, Sten Nadolny und Paul Watzlawick. Er gehört zur schwedischen Bonnier-Gruppe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Piper Verlag wurde am 19. Mai 1904 vom damals 24-jährigen Reinhard Piper gegründet. Sein Schwerpunkt lag in den Jahren bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges bei der künstlerischen Avantgarde Deutschlands. Besonders zu nennen ist hier Christian Morgenstern, der viele seiner Werke im Piper Verlag veröffentlichte. Unrühmlich ist der Umgang mit dem jüdischen Übersetzer Isak Grünberg, dessen Céline-Übersetzung (Reise an das Ende der Nacht) nach der Machtübertragung an die Nazis 1933 sofort an einen Kleinverlag verkauft wurde. Erst in den 90er Jahren wurde der Übersetzer in den zahlreichen Neuauflagen benannt (inzwischen lagen die Rechte beim Rowohlt Verlag).

Während der Zeit des Nationalsozialismus beschränkte der Verlag sich auf neutrale „Unterhaltungsliteratur“ und weniger bekannte – oft ausländische – Autoren, da viele der „Hausautoren“ nun als entartete Künstler gebrandmarkt wurden.

Als Reinhard Piper 1953 starb, gab er den Verlag an seinen Sohn Klaus weiter. In den Nachkriegsjahren veröffentlichte der Piper Verlag vor allem preiswert herzustellende Taschenbücher und gründete 1960 mit 10 weiteren Verlagen den Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv). Piper blieb dennoch seinem gehobenen Niveau treu, so erschienen neben deutschsprachigen (z.B. ein Gedichtband von Ingeborg Bachmann) auch besonders Werke von italienischen Autoren. Der Verlag erweiterte sein Repertoire stetig, unter anderem im Bereich der Naturwissenschaften, Theologie und Musik.

Als Problem erwies sich Hans Rößner: Erst nach seinem Tod (1997) wurde öffentlich, dass dieser langjährige Lektor und Verlagsleiter als Nazi im Reichssicherheitshauptamt tätig gewesen war, der Mörderzentrale des Staates. Bei Piper betreute er u.a. die Emigrantin Hannah Arendt. Seine Karriere nach 1945 ähnelt der vieler Akademiker aus der Generation des Unbedingten, die Netzwerke des Verschweigens und des sozialen Aufstiegs bildeten. Piper war (und ist) aber der wichtigste Verleger von Arendt.

1995 ging der Piper Verlag in den Besitz der schwedischen Bonnier-Gruppe über. Ab 1995 war Viktor Niemann (* 1940) Geschäftsführer des Verlages. Er wurde von der Zeitschrift Buch-Markt als „Verleger des Jahres 1998“ ausgezeichnet. Mit dem Erwerb des Neuen Malik-Verlags (1996) und des Kabel Verlags (1997) konnte das Programm ausgeweitet werden. Ebenso 2004, als die Heyne-Fantasy-Reihe vom Piper Verlag übernommen wurde. 2003 hat Wolfgang Ferchl (* 1955) die verlegerische Leitung des Verlages übernommen.

Im Juni 2008 kaufte Piper den Pendo Verlag.

Serie Piper

Die Serie Piper ist die Taschenbuchreihe des Verlages. Sie wurde 1970 gegründet und in den 1980er-Jahren stark ausgebaut, indem nicht nur Hardcover-Ausgaben zweitverwertet wurden, sondern auch viele Erst- und Originalausgaben erschienen. 1995 wurde die Serie Piper vom Trendforscher Peter Wippermann komplett neu gestaltet. Derzeit werden jeden Monat bis zu 25 neue Titel veröffentlicht, von denen etwa 60 Prozent aus dem Hardcover-Programm des Verlages stammen.

Literatur

  • Edda Ziegler: 100 Jahre Piper. Die Geschichte eines Verlags, Piper-Verlag, München 2004, ISBN 3-492-04478-6

Weblinks


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