Pir Sey Riza

Pir Sey Riza

Said Riza, zazaisch: Sey Rıza, kurmanci: Seyîd Riza, türkisch: Seyit Rıza (* 1862 im Dorf Derê Arí (dt:'Mühlendorf')/ Landkreis Ovacık in Dersim; † 18. November 1937 in Elazığ) war ein kurdischer Anführer aus Dersim.

Leben

Said Riza gehörte zum Stamm der Abasan, der die direkte Linie innerhalb des Seyh Hasanan Stammes bildet. Er war der vierte und jüngste Sohn von Seyid Ibrahim. Sey Riza genoss eine gute Ausbildung vom gelehrten Mehmet Ali Efendi.

Nach dem Tod seines Vaters erhielt er die Führung über seinen Eşiret und den Titel des Seyyid سیّد (arabisch für Herr). Dieser Titel wurde nur den (vermeintlich) direkten Nachkommen des Propheten Mohammed verliehen. Said Riza lebte dann in Axdat am Hang des Berges Tujík.

Said Riza hatte Kontakte zu allen bedeutenden kurdischen Anführern und Organisationen seiner Zeit.

1937 brach der Dersim-Aufstand aus, dessen Anführer Said Riza war. Im September wurde Rızas Lage aussichtslos. Seine zweite Frau Bese, ein weiterer Sohn sowie eine große Anzahl von Bewohnern seines Dorfes wurden von Soldaten getötet. Desillusioniert und offenbar auch auf Druck seines eigenen Stammes[1] ergab sich Seyit Rıza. Er wurde mit 50 Gefolgsleuten verhaftet, vor Gericht gestellt, nach einer viertägigen Verhandlung verurteilt und unverzüglich Mitte November hingerichtet.[2][3] Das Gerichtsverfahren und die Hinrichtung erfolgten unter großem Zeitdruck, da man Atatürk, der die Region am nächsten Tag besuchen wollte, nicht mit Gnadenersuchen belästigen wollte.[4] Der Mann, der das Gerichtsverfahren als junger Beamter organisierte, war der spätere Außenminister İhsan Sabri Çağlayangil. Er schilderte die Hinrichtung in seinen Memoiren mit folgenden Worten:

Als Seyit Rıza die Galgen sah, verstand er. „Ihr werdet mich hängen“, sagte er, und drehte sich zu mir um. „Bist du aus Ankara gekommen, um mich zu hängen?“ Wir schauten uns an. Zum ersten Mal stand ich einem Menschen, der hingerichtet werden sollte, von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er lachte. Der Staatsanwalt fragte, ob er beten wolle. Er lehnte ab. Wir fragten nach seinen letzten Worten. „Ich habe noch vierzig Lira und eine Uhr, gebt die meinem Sohn“, sagte er. In dem Moment wurde Fındık Hafiz gehängt. Zweimal riss der Strick. Ich stand vor dem Fenster, damit er nicht sehen konnte, wie Fındık Hafiz gehängt wurde. Die Hinrichtung Fındık Hafiz' war zu ende. Wir brachten Seyit Rıza zum Richtplatz. Es war kalt. Niemand war da. Aber Seyit Rıza sprach in die Stille und Leere, als ob der Platz voller Menschen sei. „Wir sind Kinder Kerbelas. Wir haben nichts verbrochen. Es ist eine Schande. Es ist grausam. Es ist Mord.“, sagte er. Es überlief mich eiskalt. Dieser alte Mann ging schnellen Schrittes und schob den Zigeuner beiseite. Er legte sich den Strick um, trat den Stuhl weg und vollstreckte sein eigenes Urteil.[5]

Mit Seyit Rıza wurde auch sein Sohn Resik Hüseyin hingerichtet.

Einzelnachweise

  1. Faik Bulut: Belgelerle Dersim Raporlari, Istanbul 1991, S. 199
  2. Erhard Franz: Kurden und Kurdentum. Hamburg 1986, S. 142
  3. M. Kalman: Belge ve tanıklarıyla Dersim Direnişleri. Istanbul 1995, S. 348
  4. İhsan Sabri Çağlayangil: Anılarım. Istanbul 1990, S. 45 - 55
  5. İhsan Sabri Çağlayangil: Anılarım. Istanbul 1990, S. 47f. Zitat (mit Lücken) in der Tageszeitung Radikal, 21. Mai 2007

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