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Burg Plesse Die Burg Plesse vom Flecken Bovenden OT Eddigehausen aus gesehen
Alternativname(n): Plesseburg Erhaltungszustand: Ruine Ort: Bovenden-Eddigehausen Geographische Lage 51° 35′ 51,4″ N, 9° 57′ 57,3″ O51.5976055555569.9659111111111350Koordinaten: 51° 35′ 51,4″ N, 9° 57′ 57,3″ O Höhe: 350 m ü. NN Die Burg Plesse, auch Plesseburg bzw. Ruine Plesseburg genannt, ist eine mittelalterliche Burgruine rund 7 Kilometer nördlich der Innenstadt von Göttingen, Landkreis Göttingen, Südniedersachsen (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Ruine der Burg Plesse steht im äußersten Nordwestteil des Göttinger Walds. Sie befindet sich auf einem etwa 350 Meter hohen Bergsporn bzw. Südwestausläufer des 386 Meter hohen Wittenbergs östlich des Fleckens Bovenden bzw. oberhalb und östlich von dessen Ortsteil Eddigehausen. Ein paar Kilometer westlich verläuft in Süd-Nord-Richtung ein Abschnitt der etwa 200 m tiefer im Leinegraben fließenden Leine.
Baubeschreibung
Die Burg Plesse wurde auf einem Felsen aus hellem Muschelkalk errichtet. Daher stammt wahrscheinlich auch ihr Name Plesse, der für hell (von Blässe) steht. Der Bergfried der Anlage hat heutzutage eine Höhe von 23 Meter bei 15,26 Meter Durchmesser (auf der Höhe des Burghofes), die Turmmauern haben eine Stärke von bis zu 4,24 Meter.[1] Der untere Bereich des Bergfried ist aus regelmäßigen Steinquadern errichtet und stammt noch aus dem 12. Jahrhundert, das darüberliegende unregelmäßige Bruchsteinmauerwerk und der Zinnenkranz wurden bei den Restaurierungen des 19. Jahrhunderts ergänzt. Daneben existiert noch der 22 Meter hohe kleine Turm, der mit einem Durchmesser von gut 7 Meter erheblich schlanker ist und mit 2,25 Meter Mauerstärke im unteren Bereich auch deutlich weniger wehrhaft. Dieser Turm wurde als Wartturm an der exponiertesten Stelle des Bergsporns errichtet und wird auch als „Sydekum“ (Sieh dich um) bezeichnet.
Der Zutritt zu beiden Türmen war ursprünglich nur über eine Pforte in etwa 10 Meter Höhe möglich.[2] Erhalten bzw. im 19. und 20. Jahrhundert restauriert sind außer den beiden Türmen noch der Burggraben, das untere (äußere) Tor, das mittlere Tor mit Pforthaus und auf der Hauptburg das sogenannte „Steinhaus“ und die Ruine der Kapelle. Auch von den Außenmauern sind noch erhebliche Reste erhalten, so die Mauer des „Caningartens“ in der Vorburg und Teile der Eckbastionen „Eichsfeld“ und „Catzengarten“.[2][3] Der heutzutage zugeschüttete Burgbrunnen wurde tief hinunter in den Felsen geschlagen. Einer Überlieferung zufolge soll vom Brunnen aus ein unterirdischer Gang zur Quelle Mariaspring geführt haben. Tatsächlich gab es einen Gang, über den Akten aus dem Jahre 1802 berichten. Der Gang wurde im Ort Eddigehausen, der unterhalb der Burg liegt, gefunden und verband die Burg mit dem Keller eines Wohnhauses der Domäne.
Geschichte
Mittelalter
Die Burg Plesse wurde 1015 als Hausgut durch den Paderborner Bischof Meinwerk an Paderborn übertragen. Etwa 1138 wird Hermann II. von Winzenburg als Graf von Plesse bezeichnet. Seit 1150 ist sie Sitz der Edelherren von Plesse, die sich nach der Burg benannt haben. Kaiser Heinrich VI. tauschte 1192 die Burg Plesse gegen die Burg Desenberg bei Warburg (Westfalen) ein. Der Tausch wurde jedoch schon 1195 wieder rückgängig gemacht. Im Jahre 1447 trugen die Herren von Plesse ihren Eigenbesitz dem Landgrafen Ludwig von Hessen zu Lehen auf. Der Grund dafür ist in der Zersplitterung des Herzogtums Braunschweig-Göttingen zu finden. Die führenden Adelsfamilien konnten sich den bedrängenden Auseinandersetzungen der Pfandinhaber nicht entziehen. Sie suchten deshalb Schutz und Rückhalt bei einem anderen Landesherren.
Neuzeit
Im Jahre 1536 wurde in der Herrschaft Plesse, zu der die umliegenden Dörfer gehörten, die Reformation eingeführt. Sie hatte schon zu Beginn durch den aus den Niederlanden geflüchteten Theologen Petrus Noyen van Weert (Wertheim), der von 1536 bis 1540 als Prediger auf der Plesse wirkte, einen reformierten Akzent. Nachdem jedoch Martin Luther persönlich in einem von Dietrich III. angeforderten Gutachten die Lehre des Niederländers als „nicht recht“ beurteilt hatte, kam die Herrschaft Plesse unter den Einfluss einer von Göttingen her lutherisch geprägten Theologie. Mit Dietrich IV. von Plesse starb 1571 das Geschlecht derer von Plesse aus. Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel übernahm die Herrschaft Plesse als heimgefallenes Lehen. Durch Landgraf Moritz von Hessen-Kassel wurde 1614 in der Herrschaft Plesse das reformierte Bekenntnis durchgesetzt. In den Jahren 1623/24 hielt sich dieser auch mit seiner Familie mehrfach auf der Burg auf. Nach einer Belagerung 1627 wurden Burg und Herrschaft Plesse vorübergehend an den Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt abgetreten. 1660 wurde die Burg endgültig aufgegeben und diente fortan den Einwohnern der umliegenden Dörfer als Steinbruch.
Moderne
Johann Wolfgang von Goethe besuchte die Burg Plesse im Jahre 1801. Nach der französischen Besetzung im Jahre 1807 wurde die Herrschaft zum Canton Bovenden im Königreich Westphalen. Nach dem Zusammenbruch des Königreichs Westphalen im Jahre 1813 übernahm das Kurfürstentum Hessen wieder die Herrschaft Plesse. Durch einen Tauschvertrag zwischen Preußen, dem Königreich Hannover und Kurhessen fiel die Herrschaft Plesse jedoch am 1. Mai 1817 an Hannover. Ab 1821 wurden erste Restaurierungsarbeiten auf der Burg Plesse vorgenommen und in den Jahren 1853 bis 1864 wurde auf Initiative des hannoverschen Königspaares die Burg umfassend restauriert. Weitere Arbeiten folgten 1909.
Heute
Die einstige Zugehörigkeit der Herrschaft Plesse zu Hessen hat in kirchlicher Hinsicht bis heute ihre Spuren hinterlassen. Die evangelischen Gemeinden in den Plessedörfern gehören nicht zur lutherischen Hannoverschen Landeskirche, sondern zur evangelisch-reformierten Kirche.
Seit 1945 ist die Burg Plesse Eigentum des Landes Niedersachsen. Seit 1978 gibt es den Förderverein „Freunde der Burg Plesse e.V.“, der sich der Burgenforschung widmet.
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Moritz (Hrsg.): Ein feste Burg – die Plesse, Göttingen 2000, ISBN 3-88452-350-3, S. 73
- ↑ a b Peter F. Lufen: Baudenkmale in Niedersachsen, Band 5.2: Landkreis Göttingen Altkreis Münden. Hannover 1993, ISBN 3-87585-251-6, S. 95f
- ↑ R. Busch: Die Burg Plesse. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 16: Göttingen und das Göttinger Becken, Mainz 1970, S. 169ff.
Literatur
- Martin Last: Die Burg Plesse, Göttingen 1977
- Thomas Moritz (Hrsg.): Ein feste Burg – die Plesse, Göttingen 2000, ISBN 3-88452-350-3
- Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band III, Landbuch-Verlag, Hannover 1995, ISBN 3-7842-0515-1
- Gerd Biegel: Ein Feste Burg Die Plesse. Begleitband zur Ausstellung. Landesmuseum Braunschweig 2002. ISBN 3-927939-53-6
- Gudrun Keindorf und Thomas Moritz (Hrsg. im Auftrag des Vereins „Freunde der Burg Plesse e.V.“): Größer noch als Heinrich der Löwe. König Georg V. von Hannover als Bauherr und Identitätsstifter. Begleitband zur Ausstellung. Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Paulinerkirche. Mecke Verlag, Duderstadt 2003. ISBN 3-936617-16-3
- Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters - Grundriss-Lexikon, Bechtermünz-Verlag 1996, ISBN 3-86047-219-4
Weblinks
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