- Poa bulbosa
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Knolliges Rispengras Systematik Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae) Ordnung: Süßgrasartige (Poales) Familie: Süßgräser (Poaceae) Unterfamilie: Pooideae Gattung: Rispengräser (Poa) Art: Knolliges Rispengras Wissenschaftlicher Name Poa bulbosa L. Das Knollige Rispengras (Poa bulbosa), auch Zwiebel-Rispengras genannt, gehört zur Familie der Süßgräser (Poaceae). Das fast unscheinbare Süßgras zeichnet sich durch vegetative Organe, sogenannte Brutknospen (Bullbillen), aus. Diese bilden sich häufig in den Ährchen der Blütenstände („falsche Viviparie“) und immer an der Basis der Stängel unter Beteiligung der Blattscheiden (zwiebelartige Verdickungen). Auf die basalen Verdickungen nimmt das Art-Epitheton bulbosa = zwiebelig (griech.) Bezug.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung und Standort
Das Knollige Rispengras ist in Europa, Nordafrika und Asien verbreitet. Nach Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland wurde es eingeführt.
Es besiedelt vorwiegend sommertrockene, zuweilen ruderal beeinflusste, lückige Trocken- und Halbtrockenrasen, auf sandigen und steinigen Rainen, Mauern, Hängen sowie in lichten Trockenwäldern auf stickstoffarmen, meist kalkhaltigen Böden.
Beschreibung
Das Süßgras ist ein horstförmig wachsender, mehrjähriger und überwinternd grüner Hemikryptophyt. Er erreicht Wuchshöhen zwischen 5 und 40 Zentimetern. Die im Querschnitt runden Halme sind dünn und wachsen aufrecht, zuweilen vom Grund an gebogen ausgebreitet. Die Stängel sind unverzweigt, mit zwei bis vier Knoten und glatt. Sie Stängelbasis ist durch Blattscheiden zwiebelartig verdickt, daher der Name. Die glatten Blattscheiden sind purpurn gefärbt, die oberen sind grün. Die Inneren sind am Grunde vergrößert und fleischig verdickt. Sie bilden die knollige, birnenähniche Verdickung am Grunde des vegetativen Triebes, in die Reservestoffe eingelagert werden (Brutknospen). Die Blätter sind ebenso unbehaart. Die Blattspreiten sind sehr schmal mit kaputzenförmig zusammengezogener Spitze. Die unteren Spreiten sind zwischen 1 und 10 Zentimeter lang, gefaltet oder geöffnet und etwa 1 bis 2 Millimeter breit, an den Rändern sehr fein rauh, sonst glatt. Sie vertrocknen bald und brechen ab. Die weißlich-häutigen oder grünen, länglich und spitzen Blatthäutchen werden bis zu 4 Millimeter lang.
Der Blütenstand ist eine lockere fein verzweigte Rispe. Sie wächst aufrecht und ist eiförmig bis länglich. Sie wird zwischen 2 und 6 Zentimeter lang und 1 bis 2,5 Millimeter breit. Die Rispenäste sind aufsteigend, haarähnlich und sehr fein rau. Die Stielchen werden zwischen 0,3 und 3 Millimeter lang. Die 2 bis 6 Millimeter langen Ährchen sind eiförmig bis breit-länglich zusammengedrückt. Sie bringen häufig blatttragende Brutknospen hervor. Die Länge der Ährchen beträgt 3 bis 5 Millimeter. Sie sind drei- bis sechsblütig und erscheinen vielfarbig in Grün-, Purpur- und Goldtönen. Die ausdauernden und breit hautrandigen Hüllspelzen sind gekielt und dünn zugespitzt. Sie sind auf den Kielen rau und erreichen 2 bis 3 Millimeter Länge. Die Unteren sind ein- bis dreinervig, die Oberen dreinervig. Die Deckspelzen überlappen sich. Sie sind lanzettlich bis lanzettlich-eiförmig. Sie sind zwischen 2,5 und 3,5 Millimeter lang, gekielt, häutig und fünfnervig. Sie tragen einen dichten Besatz aus langen, welligen Haaren am Grund. Kürzere, wellige Haaren sind auf den Randnerven und auf den Kielen vorhanden. Die Vorspelzen sind so lang wie die Deckspelzen und auf den Kielen sehr fein behaart. Die Staubbeutel erreichen 1 bis 1,5 Millimeter Länge. Die Samen werden von den Deckspelzen fest umschlossen. Die Blütezeit erstreckt sich je nach geographischer Lage von März bis Juli.
Ökologie
Das Knollige Rispengras ist eine Halblicht- bis Vollichtpflanze. Sein ökologischer Schwerpunkt liegt auf stickstoffarmen bis stickstoffärmsten, sehr trockenen und mäßig sauren, meist kalkhaltigen Böden in warmen und sonnigen, leicht beschatteten Lagen, oft in Küstennähe. Seine ökologischen Zeigerwerte der Pflanze nach Ellenberg lauten: L = 8, T = 7, K = 7, F = 3, R = 5, N = 2, S = 0.
Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch den Wind. Neben der generativen Vermehrung stehen dem Rispengras Brutknospen (Bulbillen) zur vegetativen Verbreitung und Vermehrung zur Verfügung (Blastochorie). Nachdem die oberirdischen Pflanzenteile abgestorben sind, verbleiben die nun nicht mehr miteinander verbundenen basalen zwiebalartigen Brutknospen, in die Reservestoffe eingelagert sind. Sie können vom Wind verweht werden. Jede Brutknospe bildet dann die Grundlage für eine neue Pflanze. Ferner kommt bei dem Knolligen Rispengras häufig die „falsche Viviparie“ vor, ähnlich wie bei dem Alpen-Rispengras (Poa alpina). Dabei bilden sich in den Ährchen nach der Blütezeit Tochterpflanzen, die sich nicht aus den Samen entwickeln (Viviparie) sondern aus blatttragenden Brutknospen. Diese Jungpflanzen fallen später zu Boden oder verbleiben an der Mutterpflanze. Die Rispen biegen sich unter dem Gewicht der Jungpflanzen hinab, wo diese unvermittelt wurzeln.
Literatur
- H. Haeupler & Th. Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart, 2000. ISBN 3-8001-3364-4
- C. E. Hubbart: Gräser - Beschreibung, Verbreitung, Verwendung. Ulmer Verlag, Stuttgart, 1985. ISBN 3-8001-2537-4.
- E. Klapp & W. O. v. Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Erkennung, Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1990. ISBN 3-489-72710-X
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