Polen (Volk)

Polen (Volk)
Polnische Bauern und eine Bäuerin aus der Umgebung von Krakau, sog. „Krakowiacy“, von 1852 (Kleinpolen)

Die Polen sind eine Ethnie, die in der Republik Polen 98,7 % der Gesamtbevölkerung stellen. Polen sprechen das westslawische Polnisch und sind in ihrer Mehrheit Katholiken. Es gibt aber auch Minderheiten von Polnisch-Orthodoxen, Juden und Protestanten. Die kleine Gruppe polonisierter Lipka-Tataren ist muslimisch.

Die Bezeichnung „Polen“ (polnisch Polacy) leitet sich vom urslawischen Wort „pole“ (Feld) ab. Demnach ist der Name Polens von den „Feldbewohnern“ abgeleitet.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsgebiet

Als historische und anerkannte nationale Minderheiten leben Polen in vielen mittel- und osteuropäischen Ländern: Lettland (2,5 %), Litauen (6,74 %), Slowakei (0,1 %), Tschechien (0,5 %), Ukraine (0,45 %), Ungarn (3.800), Weißrussland (4 %).[1]

Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Polen befindet sich rund um die Warthe und die Netze in der Region der Städte Posen (Poznań) und Gnesen (Gniezno). Schon im frühen Mittelalter vereinigte sich der dort lebende westslawische Stamm der Polanen mit den Wislanen, der um die heutigen Städte Krakau (Kraków) und Warschau (Warszawa) lebte. Weitere damalige polnische Stämme waren die Goralen, die Masowier, die Krakaueren und andere. Mit der Gründung des jagiellonischen Reiches Polen-Litauen siedelten viele Polen im Gebiet des heutigen südöstlichen Litauen, der heutigen Westhälfte Weißrusslands und dem heutigen westlichen Drittel der Ukraine, außerdem in Nordmähren und der nördlichen Slowakei. Im 19. Jahrhundert wurden mit der Industrialisierung viele Polen im Ruhrgebiet und in den industriellen Zentren Österreich-Ungarns angesiedelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Polen aus dem Gebiet östlich der heutigen Ostgrenze Polens (Curzon-Linie) aus ihrer Heimat vertrieben und in Hinterpommern, dem Ermland und Masuren, Pommerellen, der Neumark Brandenburg und Niederschlesien anstelle der vorher aus diesen Gebieten vertriebenen deutschen Bevölkerung angesiedelt.

In den letzten 200 Jahren wanderten Polen in verschiedene Teile der Welt aus, wo sie sich verschieden stark assimilierten. So leben Polen, Polnischstämmige oder Einwohner mit polnischem Herkommen auch in Deutschland (361.696 mit ausschließlich polnischer Staatsbürgerschaft (2006) und circa 2 Mio. in Polen Geborene mit deutscher Staatsangehörigkeit), Brasilien (1 Mio.), Frankreich (1 Mio., eine der bekanntesten Vertreterinnen war Marie Curie), Kasachstan (25.000), den USA (10,6 Mio.Polish Americans ) und Kanada (650.000). In Großbritannien leben zudem etwa 170.000 Menschen mit polnischer Abstammung und in Irland seit dem EU-Beitritt Polens etwa 120.000 Einwanderer. Ferner wohnen Polen auch in Argentinien, Südafrika, Australien, Russland, Rumänien, Schweden, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Griechenland, Italien und Island (wo sie die größte Minderheit des Inselsaates darstellen).[2]

Polnische Bauern und Bäuerinnen aus der Umgebung von Kalisz (Großpolen), Lithografie von 1881

Neutrale Schätzungen gehen davon aus, dass es weltweit 44 bis 60 Millionen Polen gibt. Es gibt polnische Angaben, die von über 70 Millionen Polen in der gesamten Welt sprechen. Hier gehen aber die Meinungen über die Definitionen auseinander, wer ein Pole ist und wer nicht. So werden unter anderen die Nachkommen der im 19. Jahrhundert nach Deutschland eingewanderten Ruhrpolen ebenso mitgezählt, wie 1,3 Millionen deutsche Spätaussiedler aus Polen. Auf diese Weise entstehen Zahlen von 2,2 bis 3 Millionen Polen in Deutschland. In polnischen Quellen wird die Zahl von Polen in Frankreich mit 1.050.000, in Kanada mit 800.000 und in den USA mit 10.600.000 angegeben. Die amerikanische Volkszählung von 2000 spricht aber nur von 667.414 Personen (0,25 % der Bevölkerung), die zu Hause Polnisch sprechen. Werden alle Menschen einbezogen, die in den letzten 150 Jahren einen polnischen Vorfahren hatten, ergibt dies eine Gesamtzahl von über 100 Millionen Polen (siehe auch Polnische Diaspora).

Heutige Volksstämme der Polen sind vor allem die Polnischen Schlesier, die Goralen, die Masowier, die Masuren, die Groß- und Kleinpolen und die Kujawier.

Polen in Ungarn

Die polnische Minderheit in Ungarn war eine sehr bevölkerungsreiche in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die erste permanente Sonntagsschule wurde 1922 gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges gab es in Ungarn 27 polnische Grundschulen und – einzigartig in Europa – eine polnische Hochschule und ein Lyceum in Balatonboglár. Von offizieller Seite wird die heutige Anzahl der Polen in Ungarn mit 3.800 angegeben, während Minderheitenorganisationen die Anzahl auf 10.000 schätzen.[3]

Polen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion

1992 wurde die Anzahl der Polen hier auf 1.126.000 geschätzt. Überwiegend leben die Polen in Litauen, Weißrussland und der Ukraine (vergleiche mit den Zahlen oben). Seit dem 14. Jahrhundert sind Polen in diese zum polnisch-litauischen Reich gehörenden Gebiete eingewandert. Sie bildeten bis ins 20. Jahrhundert die politisch und sozialökonomisch dominierende Schicht. Aufgrund der Teilungen Polens zwischen 1772 und 1795 kam der größte Teil unter russische Herrschaft. Mit dem Frieden von Riga 1921 bekam das wiedererstandene Polen fast die Hälfte der durch die Teilung an Russland abgetretenen Gebiete zurück. Doch schon 1939 verlor Polen die Gebiete erneut durch den Hitler-Stalin-Pakt und endgültig 1945 durch den mit der Sowjetunion geschlossenen Grenzvertrag. Die meisten dort lebenden Polen wurden anschließend nach Polen umgesiedelt. Die verbliebenen Polen haben sich zu fast zwei Dritteln an Litauer, Weißrussen und Ukrainer assimiliert. Inzwischen werden sie aber als nationale Minderheiten anerkannt. In der Sowjetunion war Polnisch keine offiziell anerkannte Sprache.[4]

Siehe auch

Quellen

  1. Fischer Weltalmanach 2006, ISBN 3-596-72006-0
  2. CIA World Factbook
  3. Mailing List von Flags of the world
  4. Rudolf A. Mark, Die Völker der ehemaligen Sowjetunion, 1992

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