- Polysynaptischer Reflex
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Ein Fremdreflex, auch polysynaptischer Reflex genannt, ist ein Reflex, beim dem die Reflexantwort nicht im reizwahrnehmenden Organ erfolgt. Der Reflexbogen erfolgt hierbei über mehrere Synapsen, woher auch der Name polysynaptischer Reflex kommt. Fremdreflexe sind, im Gegensatz zu Eigenreflexen, habituierbar (Abschwächung oder Ausbleiben der Reflexantwort aufgrund von Gewöhnung). Der Fremdreflex ist besonders bei spastischen Lähmungen und Sensibilitätsstörungen vermindert oder tritt nicht mehr auf.
In der folgenden Aufstellung weist der Begriff betroffene Nervenbahnen auf die Nerven hin, die den Reiz aufnehmen und den Effekt auslösen. Dabei werden die Hirnnerven, wie üblich, in römischen Zahlen dargestellt. Die Abkürzungen Th (Thorakalnerv = Brustnerv), L (Lumbalnerv = Lendennerv) und S (Sakralnerv = Kreuznerv) weisen auf entsprechende Rückenmarksnerven, die darauf folgende Ziffer auf das jeweilige Segment innerhalb entsprechenden Rückenmarksabschnittes.
Inhaltsverzeichnis
Analreflex
- auch: Perinealreflex
- Auslösung: Reiz neben dem oder am After (z. B. Einführen eines Fingers).
- Effekt: Kontraktion des Musculus sphincter ani externus
- Betroffene Nervenbahnen: S4/S5
Bauchhaut-Reflex
- BHR
- Auslösung: Streichen der Bauchdecke
- Effekt: Kontraktion des Obliquus und Verziehen des Nabels zu der Seite, auf der der Reiz ausgelöst wurde.
- Betroffene Nervenbahnen: Th8-Th12
- Kommentar: Bei einer Schädigung der Pyramidenbahnen kann dieser Reflex abgeschwächt sein oder völlig fehlen. Außerdem ist eine Abschwächung bei alten Menschen (>75 Jahre), die sich wenig bewegen, zu beobachten
- BEACHTE: Der Bauchdeckenreflex ist ein anderer Reflex: Bauchmuskelkontraktion als Reaktion auf eine passive Dehnung (Eigenreflex), z.B. durch Schlag gegen den Rippenbogen oder Beckenkamm bzw. das Schambein oder ein dem Bauch flach aufgelegtes Lineal.
Bulbocavernosusreflex
- auch: Bulbospongiosusreflex, Ejakulationsreflex
- Auslösung: Kompression der glans bzw. Druck auf die Klitoris
- Effekt: Muskelkontraktion des Musculus bulbospongiosus und des Musculus ischiocavernosus
- Betroffene Nervenbahnen: Nervus pudendus (Schamnerv) S3-S4
- Kommentar: Im Rahmen der Ejakulation kommt es durch Reizung der glans zu rhythmischen Kontraktion der beiden oben genannten Muskeln und damit zum Ausstoß des Samens.
Kornealreflex
- auch: CR, Lidschlussreflex
- Auslösung: Mechanischer, chemischer oder thermischer Reiz der Kornea (Hornhaut des Auges).
- Effekt: Das Augenlid schließt sich; auch längerfristiger Schluss bei langdauerndem Reiz ist möglich.
- Betroffene Nervenbahnen: Hirnnerven V und VII
- Kommentar: Der Kornealreflex wird benutzt, um die Wirkung von Lokalanästhetika zu testen.
Kremasterreflex
- auch: Hodenheber-Reflex, CrR
- Auslösung: Bestreichen der Innenseite des Oberschenkels
- Effekt: Zieht den Hoden zum Körper.
- Betroffene Nervenbahnen: L1/L2
- Kommentar: Die Stärke der Reaktion ist unterschiedlich und sollte deswegen nur mit Vorsicht zu diagnostischen Zwecken herangezogen werden.
Plantarreflex
- auch: Fußsohlenreflex, Fußsohlenhaut-Reflex, Fluchtreflex
- Auslösung: Streichen an der Fußsohle mit einer Nadel oder dem Stiel des Reflexhammers.
- Effekt: Die Zehen führen eine Greifbewegung aus. Bei stärkerer Ausprägung wird auch der M. tensor fasciae latae angespannt; in seltenen Fällen kommt es sogar zur Beugung von Knie- und Hüftgelenk.
- Betroffene Nervenbahnen: L5/S2
- Kommentar: Der Plantarreflex fehlt häufig oder ist nur schwach ausgeprägt. Der Mediziner spricht dann von einer stummen Sohle. Dies ist nur dann von diagnostischer Bedeutung, wenn die Reflexe auf beiden Fußsohlen unterschiedlich stark sind (mögliches Pyramidenbahnzeichen). Eine gegenläufige Bewegung führt bei einer Störung der Pyramidenbahn die große Zehe aus (Babinski-Reflex).
--> Die Greifbewegung der Zehen ist beim Erwachsenem in jedem Fall ein pathologisches Zeichen. Nur beim Baby darf diese Reflexbewegung physiologisch erfolgen.
Pupillenreflex
- auch: Pupillenlichtreflex
- Auslösung: Lichteinfall ins Auge
- Effekt: Verengung der Pupille
- Betroffene Nervenbahnen: Hirnnerven II und III
- Kommentar: Durch die Verschaltung beider Edinger-Westphal-Kerne auf Hirnstammebene kommt es auch bei Lichteinfall in nur ein Auge zur Pupillenverengung des anderen Auges. Dieser Reflex fällt bei Schädigung sowohl der Sehnerven, der Sehbahnen oder der Hirnstammkerne aus, ist deshalb beim Hirntod nicht mehr auslösbar.
Saugreflex
- Auslösung: bei Berührung der Lippen und der Zungenspitze beim Neugeborenen
- Effekt: ermöglicht Nahrungs und Flüssigkeitsaufnahme
- Betroffene Nervenbahne: Nervus maxillaris (V/2), Nervus mandibularis (V/3), Nervus trigeminus, Nervus facialis und Nervus hypoglossus (Hirnnerven V, VII, XII)
Schluckreflex
- Auslösung: Berührung der Schleimhaut im Bereich des Zungengrundes, der Schlundenge (Gaumenbögen) bzw. der Rachenhinterwand
- Effekt: ermöglicht Nahrungs und Flüssigkeitsaufnahme, ohne dabei die Atemwege zu gefährden
- Betroffene Nervenbahnen: Hirnnerven IX und X
Würgreflex
- auch: Gaumenreflex
- Auslösung: Berühren der Hinterwand des Rachens.
- Effekt: Würgen bis Erbrechen
- Betroffene Nervenbahnen: Hirnnerven IX und X
- Kommentar: Dieser Reflex fällt beim Hirntod aus, kann also zu dessen Feststellung getestet werden.
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