- Auger-Observatorium
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Das Pierre-Auger-Observatorium ist ein internationales physikalisches Großexperiment zur Untersuchung der kosmischen Strahlung bei höchsten Energien.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte, Experiment und Aufbau
Das Observatorium wurde 1992 durch den Nobelpreisträger Jim Cronin und Alan Watson entworfen und nach dem französischen Physiker Pierre Auger, welcher 1938 die ausgedehnten Luftschauer entdeckte, benannt.
Das zu beobachtende Strahlungsfenster liegt im Energiebereich von 1017 eV bis 1020 eV (Elektronenvolt). Die Strahlung besteht hauptsächlich aus Protonen, selten auch schwereren Atomkernen, die beim Auftreffen auf die Erdatmosphäre eine Vielzahl (mehr als 106) von anderen Teilchen erzeugen. Diese Kaskade von Teilchen wird als Luftschauer bezeichnet. Da bei Energien über ca. 1014 eV kosmische Strahlung nicht mehr direkt beobachtbar ist, beobachtet das Pierre-Auger-Observatorium diese Schauer und somit die kosmische Strahlung nur indirekt.
Um Schauer auf der gesamten Himmelskugel beobachten zu können, wird das Pierre-Auger-Observatorium aus zwei Versuchsanlagen bestehen, eine auf der Südhalbkugel (in Malargüe/Argentinien) und eine auf der Nordhalbkugel (geplant in Colorado/USA). Jede Versuchsanlage besteht wiederum aus zwei unabhängigen Detektorsystemen, dem Oberflächendetektor (SD, nach eng. Surface Detector) und dem Fluoreszenzdetektor (FD). Das Observatorium in Argentinien ist zugleich das größte Radio-Teleskop der Welt und wurde im Dezember 2008 in Anwesenheit von Cronin in Betrieb genommen.
Der Oberflächendetektor (SD)
Der Oberflächendetektor besteht aus 1600 Stationen, die in einem Dreiecksmuster mit je 1500 Meter Abstand auf einer Fläche von etwa 3000 km2 auf einer Hochebene aufgestellt sind. Jede einzelne Station besteht aus einem mit 12 m3 hochreinem Wasser gefüllten Tank, in welchem einfallende Teilchen Tscherenkow-Strahlung erzeugen. Diese wird von drei Photomultipliern im Tankdeckel registriert. Ein Luftschauer erzeugt ein Signal in mehreren Tanks. Aus Stärke und Zeitpunkt der Einzelsignale kann dann auf Energie und Richtung des Primärteilchens geschlossen werden.
Der Fluoreszenzdetektor (FD)
Der Fluoreszenzdetektor besteht aus 24 Teleskopen, die von vier – Augen genannten – Standorten aus das Feld des Oberflächendetektors überblicken. Mit dem Fluoreszenzdetektor wird durch den Schauer in der Atmosphäre erzeugtes Fluoreszenzlicht registriert. So kann die Entwicklung des Schauers nachvollzogen werden und unabhängig vom Oberflächendetektor auf Eigenschaften des Primärteilchens geschlossen werden.
Das erzeugte Fluoreszenzlicht ist sehr schwach, weshalb der Fluoreszenzdetektor nur während mondloser Nächte betrieben werden kann, welche ca. 15 % der Betriebszeit ausmachen. Diese geringe Betriebsdauer wird jedoch durch eine, gegenüber dem Oberflächendetektor, deutlich höhere Genauigkeit ausgeglichen.
Öffentliches Ereignis-Display
Die Pierre Auger-Kollaboration hat beschlossen, 1 % der Daten öffentlich verfügbar zu machen. Auf einer Webseite[1], die täglich aktualisiert wird, können die seit 2004 gesammelten Ereignisse angezeigt werden.
Erste Ergebnisse
Die ersten Beobachtungen der hochenergetischen Kosmischen Strahlung mit dem Observatorium zeigen ein gehäuftes Auftreten aus der Richtung der Zentren von Galaxien. Es liegt daher tatsächlich nahe, dass sie mit der Energie der Schwarzen Löcher im Zentrum der Galaxien ins All geschleudert werden. Mit den neuen Erkenntnissen ergeben sich aber sofort neue Fragen. So messen die Wissenschaftler ein erhöhtes Vorkommen von Myonen, das nicht in die bisherigen Modelle passt und noch keine Erklärung gefunden hat.
Deutsche Mitglieder des Pierre-Auger-Observatoriums
- RWTH Aachen
- Max-Planck-Institut für Radioastronomie
- Forschungszentrum Karlsruhe
- Universität Karlsruhe (TH)
- Universität Siegen
- Bergische Universität Wuppertal
Einzelnachweise
Literatur
- Hilmar Schmundt: Jagd nach den Rätselteilchen. in: Der Spiegel. Hamburg 2008,49, 167. ISSN 0038-7452
Weblinks
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