Popper-Lynkeus

Popper-Lynkeus

Josef Popper-Lynkeus (* 21. Februar 1838 in Kolín, Böhmen; † 22. Dezember 1921 in Wien) war ein österreichischer Sozialphilosoph, Erfinder und Schriftsteller.

Josef Popper-Lynkeus

Josef Popper-Lynkeus wurde als fünfter Sohn einer jüdischen Familie geboren. Er studierte am deutschen Polytechnikum in Prag Mathematik, Physik und Technik, aufgrund der staatlichen und kirchlichen Reglementierung, die Juden als Wissenschaftler im öffentlichen Betrieb Österreichs und Deutschlands quasi ausschloss, konnte er im wissenschaftlichen Bereich nie seinen Fähigkeiten und seinen exzellenten Zeugnissen entsprechend arbeiten.

Er arbeitete einige Jahre im Eisenbahndienst und, recht erfolglos, als Privatlehrer und Herausgeber einer Zeitung. Nebenbei studierte er an der Wiener Universität Nationalökonomie, Kulturgeschichte und Ästhetik.

Während seiner beruflichen Laufbahn als Ingenieur meldete er eine Reihe von Patenten an und veröffentlichte allgemeine naturwissenschaftliche Arbeiten. Den als Automobilpionier bekannt gewordenen Wiener Mechaniker Siegfried Marcus lernte er persönlich kennen und rühmte dessen elektrotechnisches Schaffen in seinen Memoiren.

Bekannt wurde er jedoch für seine Arbeiten über sozialreformistische Fragen, die in seiner "allgemeinen Nährpflicht" mündeten. Diese Grundidee formulierte er in drei Etappen, 1887 zuerst in Das Recht zu leben und die Pflicht zu sterben, dann in Das Individuum und die Bewertung menschlicher Existenzen und schließlich 1912 in: Allgemeine Nährpflicht als Lösung der sozialen Frage.

Die Grundlage seines Programms bildet seine Vorstellung von Gerechtigkeit, Menschenwürde und Organisation der Gesellschaft, die in seinem Werk "Allgemeine Nährpflicht" an vielen Stellen zum Ausdruck kommt. Im Rahmen seiner "Allgemeinen Nährpflicht" wird das Existenz-Minimum an jeden Staatsangehörigen in Naturalien ausgegeben, so z.B. Essen in öffentlichen Speisehäusern, Kleider und sonstige Gegenstände in Staats-Magazinen; Wohnungen werden zugewiesen. Jeder und jede muss einen mehrjährigen Pflicht-Arbeitsdienst in der "Nährpflicht-Armee" leisten, erhält danach aber bis zum Lebensende ohne weitere Bedingungen seinen Grundbedarf und kann tun und lassen, was er will. Eine außerordentlich mächtige Behörde (Minimum-Institution, Behörde für Lebenshaltung) soll alles koordinieren und regeln. Geld ist (erst) in einem späteren Stadium wieder als Austauschmittel vorgesehen bzw. zugelassen. Popper ist damit einer der Vorläufer derer, die ein Bedingungsloses Grundeinkommen fordern, bei ihm allerdings in Naturalien.

Josef Popper-Lynkeus, Wiener Rathauspark

Josef Popper-Lynkeus wurde in einem Ehrengrab der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens beigesetzt. 1924 wurde die Lynkeusgasse in Wien-Hietzing nach ihm benannt.

Schriften

  • Phantasien eines Realisten. Dresden: Carl Reissner 1899
  • Selbstbiographie. Im Anhang 3 Briefe von Julius Robert Mayer; Poppers Arbeit über J. R. Mayers 'Mechanik der Wärme; Historisches zur elektrischen Kraftübertragung; Einige Besprechungen der 'Phantasien eines Realisten' und chronologisches Verzeichnis der Schriften des Verfassers u.a. Leipzig: Verlag Unesma 1917

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