Populus nigra

Populus nigra
Schwarz-Pappel

Schwarz-Pappel (Populus nigra)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Weidengewächse (Salicaceae)
Gattung: Pappeln (Populus)
Art: Schwarz-Pappel
Wissenschaftlicher Name
Populus nigra
L.
Alte Schwarz-Pappeln im Winteraspekt an der Elbe
Echte Schwarz-Pappeln sind oft krumm gewachsen und weisen eine bizarre Borkenstruktur auf
Die Silhouette wirkt viel ungleichmäßiger und knorriger verzweigt als bei Hybriden; sie erinnert mitunter eher an eine Eiche als an eine Pappel
Pappelhybriden; hier sind Stamm und Äste relativ gerade gewachsen
Galle der Spiralgallenlaus (Pemphigus spirothecae)

Die Schwarz-Pappel (Populus nigra), auch Saarbaum genannt, ist eine Laubbaum-Art aus der Gattung der Pappeln in der Familie der Weidengewächse (Salicaceae).

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die Schwarz-Pappel wächst als Flussbegleiter in den gemäßigten Klimabereichen weiter Teile Europas mit Ausnahme von Skandinavien, Schottland, Irland und Nordrussland. Sie ist in größeren Beständen an den großen europäischen Flüssen Loire, Rhône, Po, Donau, Elbe, Rhein und Weichsel beheimatet. Die Art Populus nigra ist inzwischen sehr selten geworden. Gemeinhin verwechselt man sie oft mit der Hybriden Populus × canadensis (siehe unten).

Standortansprüche

Die Schwarz-Pappel stellt hohe Ansprüche an Licht und Wärme. Ihre Standorte müssen darüber hinaus sehr gut nährstoff- und gut wasserversorgt sein. Sie besiedelt bevorzugt Kies- und Sandböden, die gut durchlüftet sind. Bei entsprechenden Bedingungen sind Zuwächse von einem Meter pro Jahr keine Seltenheit. Kurze periodische Überschwemmungen stellen kein Problem für das Gedeihen dar. Sie begünstigen sogar ihre Konkurrenzkraft gegenüber den Baumarten der Hartholzaue wie zum Beispiel den Eichen, Ulmen oder Eschen. Bei lang andauernden Überflutungen ist die Schwarz-Pappel allerdings gegenüber den Weidenarten (Salix spec.) der Weichholzaue deutlich in ihrer Wuchskraft benachteiligt. Bereiche mit stehendem Wasser werden nicht besiedelt. Dies ist der typische Lebensraum der Erlen. Schwarz-Pappeln sind unempfindlich gegen Überschotterungen und Übersandungen, weil sie am Stamm bis ins hohe Alter neue Wurzeln bilden können. Mechanische Verletzungen durch größeres Treibgut oder auch durch Treibeis heilen schnell aus.

Merkmale

Ältere Exemplare der Schwarz-Pappeln sind von mächtigem, knorrigem Wuchs. In Deutschland sind Exemplare mit einem Stammdurchmesser von über zwei Metern bekannt. Die Bäume können unter günstigen Standortbedingungen bis zu 30 Meter hoch werden. Der Stamm weist eine dunkelgraue bis schwarze Borke mit grober, x-förmiger Struktur auf, die durch quer verlaufende Korkwülste sehr eigenartig ist. Auch die Bildung von Wasserreisern und Maserknollen führt oft zu bizarren Stammformen. Die Kronen sind unregelmäßig aufgebaut und ausladend. Ihre Feinreiser sind nach oben gerichtet und erinnern an Reiserbesen.

Schwarz-Pappeln werden 100 bis 150 Jahre alt; in seltenen Fällen können sie ein Alter von 300 Jahren erreichen. Junge Zweige bzw. Triebe haben einen runden Querschnitt und keine Korkrippen (Unterschied zu Hybridpappeln; siehe unten!). Wie bei allen Pappeln unterscheiden sich die Blätter von Lang- und Kurztrieben desselben Baumes erheblich voneinander. Blätter an Kurztrieben weisen eine rhombische, an Langtrieben eine rhombisch-eiförmige Form auf. Das erste Nebenaderpaar der Blattnerven verzweigt sich direkt am Übergang zwischen Blattstiel und Blattspreite von der Hauptader (Wolterson-Effekt). Artbestimmungen über Blattmerkmale können nur in Baumschulen an vegetativen Nachkommen der zu untersuchenden Altbäume mit so genannten Normblättern durchgeführt werden.

Es sind zweihäusig getrenntgeschlechtige (diözisch) Pflanzen. Die Blüten erscheinen, zu vielen in sogenannten Kätzchen stehend, noch vor dem Austrieb des Blattes. Die männlichen Kätzchen sind bis zu zwölf Zentimeter lang und hängen schlaff herab. Sie haben zwölf bis dreißig Staubblätter, deren Staubbeutel anfangs purpurrot sind. Die weiblichen Kätzchen sind zur Reife gestreckt. Deutlich erkennbar ist der Fruchtknoten mit zwei gelben Narben.

Systematik

Externe Systematik

Die Schwarz-Pappel wird innerhalb der Gattung Populus in die Sektion Aigeiros gestellt. Diese Einordnung ist durch morphologische Merkmale wie durch Analysen von DNA aus den Zellkernen abgesichert. Bei Analysen der Chloroplasten-DNA wird die Art jedoch zur Sektion Populus gestellt. Eine mögliche und wahrscheinliche Erklärung dafür ist, dass die Schwarz-Pappel durch eine Hybridisierung entstand, wobei die Mutterart aus der Sektion Populus und die Vaterart aus der Sektion Aigeiros kam. Da Aigeiros-Arten nur in Nordamerika vorkommen, die Schwarz-Pappel jedoch in Europa, wird als spätester Zeitpunkt für die Entstehung die Trennung der beiden Kontinente im Miozän angesehen.[1]

Innere Systematik

Innerhalb der Art werden zwei, manchmal auch drei Unterarten unterschieden:

  • Die Echte Schwarz-Pappel (Populus nigra ssp. nigra), ist im mittleren und südlichen Europa beheimatet und stellt die Nominatform dar. Zum Verbreitungsgebiet gehört auch noch Südwestasien, wenn nicht als dritte Unterart Populus nigra ssp. afghanica unterschieden wird. Kennzeichnend sind die kahlen (unbehaarten) Sommerblätter. Die dicke, tiefrissige Borke mit den charakteristischen horizontalen Korkwülsten weisen dagegen alle Unterarten auf.
  • Die Birkenblättrige Schwarz-Pappel, Populus nigra ssp. betulifolia (Pursh) W. Wettst., ist im nordwestlichen Europa beheimatet. Die Laubblätter und junge Austriebe sind stärker (aber hinfällig) behaart.

Seit dem 17. Jahrhundert werden in Europa auch Kanadische Schwarz-Pappeln (Populus deltoides) und vor allem Bastard-Schwarz-Pappeln (Populus × canadensis), die aus Kreuzungen der amerikanischen mit der einheimischen Schwarz-Pappel hervorgegangen sind, angepflanzt. Der Anbau dieser Hybride, von denen etwa 14 verschiedene Sorten (cv) eingesetzt werden, erfolgt bis in die heutige Zeit aus ökonomischen Gründen. Die Massenleistung ist erheblich größer und die Qualität des Stammholzes ist durch den geraden Wuchs günstiger als die der autochthonen Echten Schwarz-Pappel. Hybrid-Pappeln haben in der Regel eine gleichmäßiger längsgefurchte Borke ohne horizontale Korkwülste. Auch ihre jungen Triebe weisen – im Gegensatz zu Schwarz-Pappeln – Korkrippen auf. Eine Unterscheidung nach dem äußeren Erscheinungsbild ist manchmal aber nur schwierig möglich. Über moderne genetische Methoden können Schwarz-Pappeln und deren Hybriden eindeutig identifiziert werden. Bastard-Schwarz-Pappeln haben die autochthone Nominatform fast überall verdrängt.

Zuchtformen

  • 'Italica': Dies ist die bekannte Pyramidenpappel oder „Italienische Pappel“, die in Mitteleuropa häufig gepflanzt wird. Bei dieser stets männlichen Form verzweigt sich der Stamm im Unterschied zur Nominatform schon kurz oberhalb des Erdbodens und die Äste wachsen senkrecht aufwärts, so dass sie einen schmalen, manchmal säulenartigen Habitus aufweist. Der Ursprung dieser Sorte wird in Turkestan oder Persien vermutet.
  • 'Italica Femina': Diese stets weibliche Zuchtform wird oft auch Pyramidenpappel genannt, näheres siehe dort.
  • 'Plantierensis': Diese Form ist 1855 in Metz entstanden. Sie hat einen ähnlichen Habitus wie die Pyramidenpappel 'Italica', unterscheidet sich von dieser jedoch durch behaarte Blattstiele und Zweige, die im Laufe des Sommers verkahlen.

Lebensgemeinschaft Schwarz-Pappel

Auf der Schwarz-Pappel entwickeln sich acht heimische Nachtschwärmer, darunter der Pappelschwärmer. Die Bäume werden auch häufig von gallenerzeugenden Insekten bewohnt; die Spiralgallenlaus ist dabei die am häufigsten zu findende Lausart. Ihr Befall bewirkt eine spiralige Drehung und Verdickung des Blattstiels.

Bestandssituation

Schwarz-Pappel mit 7,07 Meter Umfang (ein Meter Höhe) bei Bad Kissingen

In Deutschland wird die ursprüngliche Wildform der Schwarz-Pappel in den Roten Listen der Farn- und Blütenpflanzen bundesweit als „gefährdet“ eingestuft. Die beiden wichtigsten Ursachen sind:

  • Vernichtung des natürlichen Lebensraums und damit auch Vernichtung des natürlichen Regenerationsraums.
  • Mögliche Introgression mit der Hybridpappel (Populus × canadensis), die großflächig in Plantagen angebaut wird.

In Deutschland wurde die Schwarz-Pappel zum Baum des Jahres 2006 gewählt. Damit soll einerseits auf die Seltenheit der genetisch noch unverfälschten Exemplare aufmerksam gemacht werden – es werden landesweit nur noch einige Tausend solcher Bäume vermutet –, andererseits auch auf die Bedrohung der Biotope in Flussauen.

Rund 500 Individuen konnten für das Jahr 2006 in Nordrhein-Westfalen gezählt werden. Davon befanden sich allein 103 am Niederrhein im Kreis Wesel. Der Niederrhein wird zum ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Schwarz-Pappel gezählt. In Westfalen sind die Vorkommen der Echten Schwarz-Pappel insbesondere im Hellweggebiet, dort vor allem in der Stadt Dortmund, im Kreis Unna und im Kreis Soest anzutreffen.[2]

Eindrucksvolle Exemplare findet man beispielsweise auch am Schkeuditzer Kreuz, westlich der Autobahn bei Leipzig. Aber auch hier handelt es sich nur um wenige Bäume. Ihr unbelaubter Habitus erinnert eher an eine Eiche als an eine Pappel. Ein sehr altes Exemplar ist die Babisnauer Pappel bei Babisnau, in der Nähe von Dresden. Weitere beeindruckende Schwarz-Pappeln im Alter von etwa 170 Jahren finden sich in einer Allee in Bliestorf, Schleswig-Holstein, südlich von Lübeck.

Sonstiges

Bereits im 2. Jahrhundert empfahl der griechische Arzt Galen eine Salbe aus den Knospen der Schwarz-Pappel gegen Entzündungen. Solche Salben finden auch heute noch Verwendung als schmerzstillender Balsam.

Das glatte Holz der Schwarz-Pappel gilt als das wertvollste unter den heimischen Pappeln und ist bei Skulpturenschnitzern sehr beliebt. Gleichwohl ist Pappelholz derzeit am Markt das billigste Holz überhaupt.

Die Schwarz-Pappel war Baum des Jahres im Jahr 2006.

Anmerkungen

  1. Mona Hamzeh, Selvadurai Dayanandan: Phylogeny of Populus (Salicaceae) based on nucleotide sequences of chloroplast TRNT-TRNF region and nuclear rDNA. American Journal of Botany, Band 91, 2004, S. 1398-1408 (Abstract und Volltext)
  2. Peter Schmitt, Andreas Scheible, Lydia Schulze: Schwarz-Pappeln in NRW. LÖBF Mitteilung 03/2006. Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten. Arnsberg [1]

Literatur

  • Horst Weisgerber (Hrsg.) et al.: Die Schwarzpappel. Probleme und Möglichkeiten bei der Erhaltung einer gefährdeten heimischen Baumart. Vorträge und Poster anläßlich des Symposiums am 13. und 14. Mai 1998 in Hann. Münden. Forschungsberichte der Hessischen Landesanstalt für Forsteinrichtung, Waldforschung und Waldökologie, Band 24. Hessische Landesanstalt für Forsteinrichtung, Waldforschung und Waldökologie, Hann. Münden 1998
  • Hans-Friedrich Joachim: Die Schwarzpappel (Populus nigra L.) in Brandenburg. Eberswalder forstliche Schriftenreihe, Band 11. Landesforstanstalt Eberswalde & Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Brandenburg 2000, ISBN 3-933352-32-0

Weblinks


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