Por qué no te callas?

Der Iberoamerika-Gipfel 2007. Der König, Zapatero und Chávez sitzen auf der rechten Seite

¿Por qué no te callas? (deutsch: Warum hältst du nicht die Klappe?), ist ein Satz, den Spaniens König Juan Carlos I. während des Iberoamerika-Gipfels im Jahr 2007 in Santiago de Chile (Chile) zu Venezuelas Staatschef Hugo Chávez sagte, als dieser die Rede von Spaniens Premierminister José Luis Rodríguez Zapatero wiederholt unterbrach.

Vorgang

Bei dem Treffen am 10. November 2007 unterbrach Chávez wiederholt die Rede Zapateros und bezeichnete dessen Amtsvorgänger José María Aznar als „Faschist“ und als „unmenschlicher als eine Schlange“^[1] Zudem beschuldigte er Aznar, am Putsch im Jahr 2002 gegen Chávez mitgewirkt zu haben. Zapatero hatte zuvor Chávez damit verärgert, weil er ihn darauf hinwies, dass Lateinamerika für Finanzinvestoren attraktiver werden müsse, um die chronisch wachsende Armut zu bekämpfen, Chávez’ linke Politik Investoren von außerhalb jedoch abschrecke.^[1][2]

Zapatero verteidigte daraufhin seinen Vorgänger Aznar, obwohl er sonst dessen Politik kritisiert und erläuterte, dass dieser legal vom spanischen Volk gewählt wurde. Obwohl sein Mikrofon in der Zwischenzeit abgestellt wurde, hielt dies Hugo Chávez nicht davon ab, seine Anschuldigung monoton zu wiederholen. Der spanische König lehnte sich daraufhin vor und sagte zu Chávez „¿Por qué no te callas?“^[1] Er verwendete die Duz-Form te (das spanische Objektivpronomen zu tú) statt des förmlichen se (Objektivpronomen zu usted). Die Äußerung des spanischen Königs hatte einen Ordnungsruf durch die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet zur Folge, die die Sitzung leitete.^[3] Er verließ den Sitzungssaal kurz darauf, als der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega Spanien der Einmischung in die Wahlen in seinem Land beschuldigte und die Anwesenheit spanischer Energieunternehmen in Nicaragua kritisierte.^[4] Der Vorfall ist einmalig, weil König Juan Carlos I. bisher in der Öffentlichkeit keine derartige Verärgerung gezeigt hat.^[5]

The New York Times stellte in ihrer Beurteilung fest, dass der Zwischenfall „die fortwährend schwierigen Beziehungen zwischen Spanien und seinen früheren Kolonien“ verdeutliche.^[6]

Dem Magazin Time zufolge fühlte sich Chávez durch Zapateros Feststellungen provoziert, Lateinamerika benötige ausländisches Kapital, um die wachsende Armut zu bewältigen. Chávez, der den Kapitalismus für die Situation verantwortlich macht und die Lösung einzig im Sozialismus sieht, begann deswegen das Wortgefecht gegen „Aznar und anderen ‚Faschisten’ des freien Marktes“.^[2]

Beim EU-Lateinamerika-Gipfel 2008 übermittelte der spanische Regierungschef Zapatero jedoch eine versöhnliche Botschaft von Juan Carlos an Chávez.^[7] Im Juli 2008 kam es auf der Sommerresidenz des spanischen Königs in Palma de Mallorca zu einem Versöhnungstreffen zwischen Juan Carlos und Chávez. Hugo Chávez witzelte dabei bezugnehmend auf das heiße Wetter in Mallorca, das ihn an die Karibik erinnere, mit der Frage „¿Por qué no vamos a la playa?“ (Warum gehen wir nicht an den Strand?).^[8]

Popularität des Satzes

Unter Jugendlichen in Spanien und Lateinamerika erreichte der Satz Kultstatus. Schnell wurde ein Klingelton für Mobiltelefone mit diesem Satz in Umlauf gebracht; dieser wurde mit einem Reggaeton-Beat - einer sehr beliebten Musikrichtung in Lateinamerika und Spanien - unterlegt und war von nun an auf vielen Handys zu hören. Humoristen nahmen sich des Themas in kabarettistischer Weise an. In Argentinien wurde ein Format des TV-Senders Telefe nach diesem Satz benannt.

Quellen

1. ↑ ^{a b c} „Shut up, Spain king tells Chavez (englisch) “, British Broadcasting Corporation, 10. November 2007. Zugriff am 15. Mai 2008. 
2. ↑ ^{a b} Padgett, Tim (12. November 2007). Behind the King's Rebuke to Chávez (englisch). Time. Abgerufen am 15. Mai 2008.
3. ↑ YouTube-Video
4. ↑ „El Rey Don Juan Carlos a Hugo Chávez: "¿Por qué no te callas?" (spanisch) “, Antena 3, 11. November 2007. 
5. ↑ Tabar, Carmen. „Nunca se había visto al Rey tan enfadado en público (spanisch) “, El Periódico de Catalunya, 10. November 2007. Zugriff am 15. Mai 2008. 
6. ↑ Romero, Simon. „When a Mother Country Tells Its Kid, ‘Shut Up’ (englisch) “, New York Times, 25. November 2007. Zugriff am 15. Mai 2008.  „the unendingly complicated relations between Spain and its former colonies“ 
7. ↑ el pais.com: Zapatero transmite a Chávez un mensaje conciliador del Rey vom 18. Mai 2008
8. ↑ elpais.com: Agencia Atlas: Chávez al Rey: ¿Por qué no vamos a la playa? (spanisch) vom 25. Juli 2008

Links

• Video des Vorfalls auf der Website ElPais.com