Porticus

Porticus
Portikus als Vorhalle

Als Portikus wird in der Architektur ein Säulengang oder eine Säulenhalle mit geradem Gebälk bezeichnet. Während im Bereich der antiken römischen Architektur mit der Bezeichnung Säulengänge beliebiger Länge (also lineare Bauteile) beschrieben werden, bezeichnet Portikus in der neuzeitlichen Architektur vor allem die als Säulenhalle gestaltete Vorhalle als punktuellen Bauteil.

Inhaltsverzeichnis

Portiken in der antiken Architektur

Die Portikus der antiken römischen Architektur entspricht der griechischen Stoa (Attalos-Stoa in Athen)

Der lateinische Begriff porticus (femininum) umfasst ursprünglich die Bedeutungen Laufgang, Säulengang und Halle. Im Sprachgebrauch der klassischen Archäologie werden Säulengänge mit geradem Gebälk als Portikus bezeichnet. Sie stellen architekturgeschichtlich eine Übernahme der griechischen Stoa in die römische Architektur dar. Portiken sind meist einschiffige Wandelgänge beliebiger Länge, die sich mit der Rückseite an ein Gebäude oder eine Mauer anlehnen und sich auf der Vorderseite mit einer Säulenstellung öffnen (Kolonnade). Nach oben schließen sie in der Regel mit einem flachen Pultdach ab, das sich an das dahinter liegende Gebäude anlehnt. Portiken konnten auch mehrschiffig und mehrgeschossig ausgeführt werden.

Die Portikus vereinigte verschiedene Funktionen miteinander. Als wettergeschützer Laufgang konnte sie öffentliche Plätze oder Straßen säumen und wurden bei entsprechender Tiefe auch für gewerbliche Zwecke genutzt. Auch im Bereich der gehobenen Villenarchitektur waren Portiken ein wichtiger Bestandteil, hier schufen sie Übergänge zwischen den Innenräumen und Gartenbereichen und dienten als schattige Wandelgänge. Ein vollständig von Portiken umgebener Innenhof wird als Peristyl bezeichnet.

Eine Sonderform der antiken Portikus ist die Kryptoportikus (lat. cryptoporticus, "verborgene Portikus"), ein ganz oder teilweise unterirdisch gelegener Gewölbegang.

Portikus in der Architektur der Neuzeit

Portiken der Villa Rotonda, Italien, 16. Jh.

In der Architektur des Barock und des Klassizismus ist der Begriff Portikus enger gefasst und bezeichnet eine ein- oder mehrschiffige, von Säulen, seltener von Pfeilern getragene Vorhalle, die der Hauptfront eines Gebäudes vorgelagert ist. Man spricht bei entsprechender Tiefe im Deutschen auch von einer Säulenhalle. Neuzeitliche Portiken sind in aller Regel zu drei Seiten hin offen und werden von einem Dreiecksgiebel abgeschlossen. Sie beziehen sich in der Form damit auf die antike griechisch-römische Tempelfront.

Ein frühes, architekturgeschichtlich einflussreiches Beispiel für Portiken dieser Bauart findet sich bei der sogenannten Villa Rotonda des Renaissance-Architekten Andrea Palladio, die Ende des 16. Jahrhunderts entstand.

Beispiele

Siehe auch

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