- Portolankarte
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Der Begriff Portolan, auch Portulan genannt (von ital.: portolano, abgeleitet von lat. portus, „Hafen“), dessen Verwendung für das Jahr 1285 erstmals belegt ist, bezeichnete ursprünglich ein Buch mit nautischen Informationen wie Landmarken, Leuchttürmen, Strömungen und Hafenverhältnissen. Ab dem 16. Jahrhundert erweiterte sich die Begriffsbedeutung und umfasste fortan nicht nur den Text, sondern auch die ihn begleitenden Seekarten. Im 19. Jahrhundert begannen Gelehrte, alle alten Seekarten mit dem Begriff „Portolan“ zu bezeichnen. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschränken Spezialisten den Begriff „Portolan“ auf den Text und sprechen bei Seekarten eines bestimmten Typs von „Portolankarten“.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Form
Die Frage ihrer Entstehung ist umstritten, als gesichert gilt aber, dass die mittelalterlichen Portolane auf antike Umschiffungsbeschreibungen („periploi“ oder „limenes“) zurückgehen. Die älteste überlieferte Portolankarte, die „Pisaner Karte“, stammt aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts. Sie entstand zur selben Zeit wie der erste mittelalterliche Portolan, der „Compasso da navegare“. Die frühen Portolane umfassten hauptsächlich das Mittelmeer und das Schwarze Meer. Portolankarten des 13. und 14. Jahrhunderts sind auf Pergament gezeichnet und entweder als gebundene Atlanten oder als einzelne Karten ausgeführt. Bei den größerformatigen Einzelkarten wurde zumeist die Form des Beschreibstoffes Tierhaut beibehalten (siehe Abbildung).
Charakteristika
Ein wesentliches Merkmal der Portolankarten ist das sichtbare Liniennetz, das jedoch nichts mit der Konstruktion der Karte zu tun hat, sondern für die Kursbestimmung mittels Kompass hilfreich war. Dieses Liniennetz besteht aus verschiedenfarbigen Geraden, auch Rumbenlinien genannt, die sowohl vom Zentrum der Karte als auch von 16 gleichmäßig auf einer Kreislinie verteilten Punkten („Windrosen“) ausstrahlen. Die Linien der jeweils vier Haupt- und Zwischenhimmelsrichtungen sind schwarz, die der Halb-Winde grün, die der Viertel-Winde rot eingetragen. Diese traditionelle Farbgebung wurde mehr als vier Jahrhunderte hindurch unverändert beibehalten.
Verwendung
Die Portolankarten weisen eine unterschiedliche Orientierung auf, sie sind nicht immer genordet. Der Seemann, der die Karte benutzte, drehte sie in die Richtung des jeweils verfolgten Kurses. Gefährliche Passagen waren in der Karte hervorgehoben und mit Eintragungen wie „Gib acht!“ oder „Öffne das Auge“ kommentiert. Die Anlegeplätze wurden in verschiedenfarbiger Tinte, je nach ihrer Wichtigkeit, eingetragen. Wenn ihm die auf der Karte enthaltenen Angaben nicht ausreichten, konnte der Seemann den Text des Portolans mit seinen detaillierteren Angaben zur Hand nehmen.
Literatur
- Monique de La Roncière / Michel Mollat Du Jourdin [u.a.]: Les Portulans: cartes marines du XIIIe au XVIIe siècle, Paris [u.a.] 1984, ISBN 2-09-290538-4
- Konrad Kretschmer: Die italienischen Portolane des Mittelalters: ein Beitrag zur Geschichte der Kartographie und Nautik, Nachdruck der Ausgabe Berlin 1909, Hildesheim 1962.
- Peter Mesenburg: Portolankarten belegen hohe Kunst der Ingenieure im Mittelalter, in: Essener Universitätsberichte 2 (1988), S. 16–21.
- Helmut Minow: Rätsel der mittelalterlichen Seekarten. in: Deutsches Schiffahrtsarchiv (21–1998), S. 411–428.
Weblinks
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