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In Datennetzen hat sich ausgehend vom IRC und Usenet ein Netzjargon als fester Bestandteil der Netzkultur etabliert, der für unerfahrenere Benutzer oft schwer zu verstehen ist. Dieser Artikel beschreibt anhand von Beispielen einige typische Formen des Netzjargons, die in deutschsprachigen Newsgroups, Chaträumen, Internetforen usw. gebräuchlich sind.
Inhaltsverzeichnis
Ausdruck von Emotionen
Der Netzjargon zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es eine Sprache ist, die dem eigentlichen Textinhalt sehr treffend und knapp Gefühle oder eventuelle Hintergedanken (wie etwa Ironie) beifügen kann. So können Verständigungsprobleme oder die Gefahr von Missverständnissen gegenüber gesprochener Sprache teilweise kompensiert werden. Hierbei helfen zum Einen Emoticons, die dem Smiley nachempfunden sind. Zum Anderen hilft zunehmend die Aktionsgrammatik, die mittels Inflektiv auch komplexere Gefühle oder Aktionen knapp und treffend ausdrücken kann.
Akronyme und Rechtschreibung
Für eine ausführliche Liste von Akronymen, siehe Liste der Abkürzungen (Netzjargon).
Um Wörter schneller tippen zu können oder um Umlaute zu umgehen, die auf manchen Tastaturen nicht vorhanden sind, wird die Rechtschreibung im Netz oft drastisch modifiziert.
Talk Mode
Zeit ist ein wichtiger Faktor zum Beispiel in Chaträumen, weshalb dort viele Schreiber Abkürzungen verwenden; etwa um Gefühle wie Freude schnell auszudrücken.
- ack für acknowledged („bestätigt“)
Allgemein werden solche Abkürzungen mit Kleinbuchstaben geschrieben, um ein Drücken der Shift-Taste auf der Tastatur zu vermeiden und somit Zeit zu sparen. Im Regelfall werden die Anfangsbuchstaben der in der (meist englischsprachigen) Redewendung vorkommenden Wörter aneinander angehängt.
Ebenfalls finden homophone Abkürzungen Verwendung, wie z. B. 2 für to oder too.
Da der Talk Mode nicht besonders geeignet ist, um Stimmungen und Gefühlslagen auszudrücken, wird er in vielen Bereichen durch die Emoticons ersetzt.
Leetspeak
Hauptartikel: Leetspeak
Manche Buchstaben werden durch ähnlich aussehende Ziffern oder Sonderzeichen ersetzt. So wird aus „lame“ (langsam/langweilig) ein „14m3“(meist 0=O/Q, 1=L/I; 2=R; 3=E; 4=A; 5=S; 6=G; 7=T; 8=B).
Alternativ werden die Ziffern oder Buchstaben ihrer Aussprache entsprechend eingesetzt: 2=to bzw. too; 4=for; B=be; C=see; H=age; I=eye; O=owe; R=are; U=you; Y=why; etc.
Leetspeak beschränkt sich jedoch nicht nur auf das oben Genannte. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass ein „Plural-s“ durch ein „z“ ersetzt wird (wie in Warez) oder andere Verfremdungen benutzt werden; explizit zum Beispiel auch das Ersetzen von Buchstaben mit zur Formung geeigneten Zeichen (Beispiele: W wird zu \/\/, L zu |_, etc.). z.B. ;13375p3@|< : Leetspeak
Sternchen (Asterisken)
Der Autor will mit einem zwischen zwei Sternchen (*) stehenden Inflektiv ausdrücken, dass er eine Tätigkeit oder Aktion in diesem Moment ausführt: *g*, : „grins“
Komplexere, mehrgliedrige Gefühlsregungen oder Aktionen können ebenfalls gebildet werden, wobei das inflektive Verb dann meist am Satzende steht: *computerausdemfensterschmeiß*
Üblicherweise wird hier auf eine Trennung der Satzteile gänzlich verzichtet. Zur besseren Lesbarkeit, insbesondere bei längeren Satzzusammenstellungen, könnten z. B. ein Leerzeichen oder ein Strich („-“) als Trennzeichen dienen.
Ursprünglich stammt diese Schreibweise aus dem Usenet, wo Sternchen eher zur Betonung verwendet werden: „Ich habe es *unzählige Male* versucht; immer erfolglos!“ Einige Clients, die Sternchenpaare so als Betonungszeichen interpretieren, stellen Wörter im Fettdruck dar. Alternativ können die Sternchen auch durch ein „+“ ersetzt werden (als hätte man zu früh die Shift-Taste losgelassen), um einen automatischen Fettdruck dieser Programme zu vermeiden.
Die Sternchenakronyme wie *g* werden vor allem im deutschen Sprachraum verwendet, in englischsprachiger Kommunikation sind diese beispielsweise viel seltener anzutreffen.
Ähnlich wie Sternchen zur Fettschriftauszeichnung verwendet werden, benutzt man ein Paar Unterstriche um ein Wort herum, um eine _Unterzeichnung_ anzudeuten.
Siehe auch: Inflektiv
Pseudo-HTML
Insbesondere in Usenet-Newsgroups werden als Stilmittel Sätze in HTML-artige Pseudotags eingefasst. Diese Pseudotags werden vom Client natürlich nicht ausgeführt, aber angezeigt, und sollen dem Leser eine Information geben, wie das Geschriebene gemeint ist oder interpretiert werden soll.
- <irony mode="sarcasm">Die Wikipedia wird den Brockhaus und die Encyclopædia Britannica niemals ablösen</irony>
oder auch vereinfacht:
- <Ironie>Die Wikipedia wird den Brockhaus und die Encyclopædia Britannica niemals ablösen</Ironie>
Eine ähnliche Form ist in den diversen Internetforen verbreitet, die oftmals keine HTML-Formatierung seitens der User zulassen. Es handelt sich hierbei um BBcode-artige Pseudotags.
- [Ironie] Die Wikipedia wird den Brockhaus und die Encyclopædia Britannica niemals ablösen [/Ironie]
Siehe auch
Literatur
- Rainer Geers: Der Faktor Sprache im unendlichen Daten(t)raum. Eine linguistische Betrachtung von Dialogen im Internet Relay Chat. In: Bernd Naumann (Hrsg.): Dialogue analysis and the mass media. Niemeyer, Tübingen 1999, S. 83 ff.
Weblinks
- urban-dictionary.com – Wörterbuch zur Netz- und Jugendsprache umfangreiches Wörterbuch, das frei erweitert werden kann, überwiegend Begriffe aus dem englischen Sprachraum.
- Seminararbeit – Chatsprache. Eine Form der schriftlichen Mündlichkeit.
- Facharbeit – Chatsprache (pdf)
- Chat-Slang und Akronyme
- Wörterbuch des russischen Netzjargons (russisch-deutsch)
- Übersetzungsseite mit Umfangreicher Datenbank
- Internet 4 Beginnerz Glosse in Telepolis, 13. Februar 2004
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