- Prager Staatsoper
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Státní opera Praha (Staatsoper Prag) ist ein Opernhaus in Prag (Tschechien).
Im 19. Jahrhundert wurden in Prager Theatern jeweils zwei Vorstellungen aufgeführt, einmal in deutscher und zum zweiten in tschechischer Sprache. Der Wunsch nach einem eigenen Theater führte 1883 zur Gründung des Deutschen Theatervereins und seinen Bemühungen, eine eigene Bühne zu erbauen. Zu diesem Zweck begann man auch mit der Sammlung von finanziellen Mitteln. 1886 wurde der Plan gebilligt, ein Grundstück von Leopoldine Grustner von Grussdorf (Landgut Smetanka) erworben, an dessen Grund bereits das Neustädter Theater stand, erbaut nach Plänen von Josef Niklas von Stöger. Mit der Planung des Deutschen Theaters wurde das Wiener Architekten-Büro Fellner & Helmer beauftragt.
Das Neue Deutsche Theater wurde 1886 bis 1887 im Stil der Neurenaissance fertiggestellt. Das Gebäude fiel durch seine geräumige Bühne und Neurokoko-Innenarchitektur auf. Die Statuen steuerten der Dresdner Direktor der Prager Fachschule für Goldschmiedekunst, Otto Moritz Menzel und der junge Bildhauer Johann Josef Friedl bei. Über der Loggia befanden sich die Büsten Goethes, Schillers und Mozarts. Die Gemälde stammten von Eduard Veith.
Zur Premiere am 5. Januar 1888 wurden Wagners Die Meistersinger von Nürnberg gespielt. Erstmals in Böhmen wurde hier auch Richard Wagners Der Ring des Nibelungen aufgeführt. Finanziert wurde der laufende Betrieb des Theaters fast vollständig aus privaten Spenden. Insbesondere reiche, deutsche Industrielle garantierten die Höhe des Budgets. Das Publikum entstammte fast ausschließlich aus dem deutschsprachigem Bevölkerungsteil Prags. Trotz dessen sinkenden Bevölkerungsanteils, war der Kartenverkauf bemerkenswert hoch.
Erster Direktor des Neuen Deutschen Theaters wurde Angelo Neumann. Neumann konnte für die Bühne viele bedeutende Künstler gewinnen, darunter Dirigenten wie Carl Muck, Franz Schalk und Leo Blech, Gustav Mahler, Richard Wagner, Solisten wie die Altistin Valesca Nigrini, der Tenor Adolf Wallnöfer, Eleonora Duse und andere, durch die das Opernhaus ein hohes künstlerisches Niveau erlangte.
Nach Neumanns Tod wurde von 1911 bis 1927 Alexander von Zemlinsky, selbst Dirigent und Komponist, Direktor der Oper. Er inszenierte Werke von Mozart, Ernst Krenek, Paul Hindemith, Erich Wolfgang Korngold, Franz Schreker sowie seine eigenen Werke. Zemlinsky leitete die Uraufführung von Schönbergs Erwartung am 6. Juni 1924. Auch ihm gelang es große Künstler nach Prag zu holen, darunter Maria Hussa, Friedrich Schorr, Leo Slezak, Richard Tauber, Lotte Lehmann und andere.
Sein Nachfolger als Opernchef war der Kölner Hans Wilhelm Steinberg, der später an der New Yorker Metropolitan Opera und bei den großen Orchestern in Pittsburgh und Boston wirkte.
Ihm folgte der aus Budapest stammende George Szell, der sich auf Werke zeitgenössischer Autoren konzentrierte. Das Theater spielte ein breites Repertoire. Dazu gehörten Werke der Prager deutschen Komponisten Fidelio F. Finke, Theodor Veidl, Hans Krása, interpretiert unter anderen von Solisten wie Rose Pauly, Risë Stevens oder Hans Hotter.
Von den außerordentlichen Künstlern, die hier auftraten sind noch zu nennen: Felix Mottl, Arthur Nikisch und Felix Weingartner, Solisten Anna Bahr-Mildenburg, Berta Lauterer-Foerster, Maria Jeritza, Nellie Melba, Karl Burian, Enrico Caruso, Beniamino Gigli, Jan Kiepura, Richard Kubla und Tino Pattiera.
Am 25. September 1938 wurden dem Theaterverein die Verträge gekündigt. Das Theatergebäude wurde Eigentum des tschechoslowakischen Staates. Am 15. März 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht in Prag ein und am 16. März proklamierte Adolf Hitler in Prag das Protektorat Böhmen und Mähren. Das „deutsche“ Theater spielte nun unter ganz anderen Bedingungen. Während des 2. Weltkrieges erfolgten im Deutschen Opernhaus Prag nur einige Gastspiele.
Im Theatergebäude, das sich nach dem Krieg Theater des 5. Mai nannte, spielte 1945 ein Schauspielensemble. 1946 bis 1947 kehrte die Oper zurück. Unter neuen Namen Große Oper des 5. Mai wird das Theatergebäude 1948 an das Nationaltheater angegliedert. 1949 wurde das Opernhaus in Smetana-Theater umbenannt. Die Umbenennung in Staatsoper Prag erfolgte 1992. Seit diesem Jahr versucht man an die Tradition des deutschen Theaters anzuknüpfen.
Siehe auch
- Liste historischer Gebäude in Tschechien
- Staatsoper Begriffsklärung
Literatur
- Tomáš Vrbka: Státní opera Praha. Historie divadla v obrazech a datech / Die Staatsoper Prag – die Theatergeschichte in Bildern und Daten. Opera 1888-2003. Slovart, Prag 2004, ISBN 80-239-2831-7 [1]
Weblinks
50.08055555555614.432777777778Koordinaten: 50° 4′ 50″ N, 14° 25′ 58″ O
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