- Praktika
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Praktica ist ursprünglich der Markenname für eine Baureihe von Spiegelreflexkameras des Herstellers Pentacon aus Dresden. Die in der DDR gefertigten Fotoapparate wurden auch ins Ausland exportiert und beispielsweise in Westdeutschland vom Versandhaus Quelle unter dem Markennamen RevueFlex verkauft.
Seit den 1990er Jahren tragen auch Ferngläser, Digital- und Kompaktkameras die Markenbezeichnung PRAKTICA.
2001 wurde die Herstellung von Spiegelreflexkameras der Marke Praktica eingestellt.
Seit 2002 gibt es Digitalkameras der Marke Praktica, 2004 wurde mit der Produktreihe Luxmedia begonnen. Optiken werden auch beispielsweise für Polaroid produziert. Zum Produktsortiment gehören auch Dienstleistungen wie Ausbelichtungen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Entwicklung
Die erste Praktica-Kamera wurde von Siegfried Böhm konstruiert, im Jahre 1949 (erneut) vorgestellt und von der Mechanik Kamera Werkstätten VEB, Niedersedlitz gefertigt. Dieser VEB war ursprünglich 1919 als Kamera-Werkstätten Guthe & Thorsch GmbH von Benno Thorsch und Paul Guthe in Dresden-Niedersedlitz gegründet worden. Eine amerikanische Unternehmerfamile Noble kaufte 1937/1938 dieses Unternehmen und stellte unter dem Namen NOBLE Kameras her. Bereits 1939 brachten Charles A. Noble und sein Sohn John H. Noble die Kleinbild-Spiegelreflexkamera Praktiflex erstmals auf den Markt. Nach 1945 wurden die Inhaber von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet, in NKWD-Lager verschleppt und der Betrieb verstaatlicht.[1]
Produktgeschichte
Bei den Kameras der ersten Generationen wurde das Objektivgewinde M42 x 1 genutzt. Hierbei handelt es sich um ein international standardisiertes und herstellerunabhängiges Schraubgewinde.
Vorgänger des Markennamens Praktica waren die Kameras Pentacon und Pentacon F, die bis ca. 1958 gebaut wurden.
Die 1951 vorgestellte Praktica FX (auch bekannt als Praktiflex FX - dann aber mit M40x1-Gewinde - und als Kawenda) verfügte über Synchronbuchsen und beherrschte damit erstmals die Blitzsynchronisation. Auch das PL-System (Pentacon loading) wurde von Praktica eingeführt. Es besteht im Wesentlichen aus zwei radial einwärts federnden Fangbügeln auf der der Filmpatrone gegenüberliegenden Kamera-Rolle, die den Film mit Drehrichtung entgegen der Richtung auf der Filmspule wieder aufspult. Siehe auch: Eine ausführlichere Beschreibung des Praktica-Kamerasystems steht hier: Kamerasystem
Kameramodelle
Von Pentacon produzierte Kameras wurden auch unter anderen Namen als Praktica ins Ausland außerhalb des Ostblocks exportiert, zum Teil als Auftragsarbeiten für Firmen, die die Modelle unter eigenem Label vertrieben. Einige dieser Markennamen bzw. Auftraggeber waren Jenaflex, Kawenda, Hanimex, Revue (Foto-Quelle) und Porst.
Nachfolgemodelle aus der ersten Kamerageneration waren:
- Praktica FX 2 (ab 1956)
- Praktina FX (ab 1956)
- Praktina IIa (ab 1959)
- Praktica IV
- Praktica IV B
- Praktica IV M
- Praktica IV BM
- Praktica IV FB
- Praktica V F
- Praktica V FB
Zur zweiten Kamerageneration, die im VEB Pentacon Dresden gefertigt wurden, gehören:
- Praktica VI ?
- Praktica nova
- Praktica nova B
- Praktica mat
- Praktica nova I
- Praktika nova IB
- Praktica super TL
- Praktica elektronik
Auch die Kameras der dritten Generation nutzten noch das Schraubgewinde M42; zu dieser Generation zählen folgende Modelle:
- Praktica L, vollmechanisches Basismodell
- Praktica L2
- Praktica LB2
- Praktica LTL, baugleich mit Porst Reflex CX-6
- Praktica super TL2
- Praktica super TL3
- Praktica LTL3
- Praktica MTL3 u.a. als MTL5 bis 1985, als MTL5B (neue Sucheroptik, keine zusätzliche Blitzlicht-Buchse) bis 1989 gebaut
- Praktica Super TL 500 und Super TL 1000
- Praktica LTL2, Anzeige des Belichtungsmessung über LEDs (auch DTL2/3, MTL50)
- Praktica DTL2
- Praktica DTL3
- Praktica MTL50
- Praktica LLC, Innenlichtmessung bei Offenblende, ebenso alle folgenden Kameras, dafür spezielle Objektive mit electric-Blendenwertübertragung notwendig
- Praktica PLC2
- Praktica PLC3
- Praktica VLC, Wechselsuchersystem
- Praktica VLC2
- Praktica VLC3
- Praktica EE2, Zeitautomatik
- Praktica EE3, Zeitautomatik
In den Typenbezeichnungen der dritten Generation (L-Modelle) hatten die Buchstaben und Zahlen folgende Bedeutung.
Erster Buchstabe:
L = Lamellenschlitzverschluss (als Unterscheidung zu den Vormodellen mit Tuchschlitzverschluss), V = variables Suchersystem (mit Auswahl aus Lichtschacht, Prismensucher und Makrookular), P = fest eingebauter Prismensucher (zur Unterscheidung zu ansonsten gleichen V-Modellen), D = Leuchtdioden zur Anzeige der Belichtungmessung statt des sonst verwendeten Zeigerinstruments, M = Messwerkabgleich (mit Brückenschaltung zur Stabilisierung gegenüber Spannungsschwankungen der Batterie).
Weitere Buchstaben:
TL = Innenbelichtungsmessung mit Abblendtaste, LC = Innenbelichtungsmessung bei offener Blende mit elektrischer Blendenwertübertragung, B = Außenbelichtungsmessung, EE = Innenbelichtungsmessung mit elektronischer Steuerung der Verschlusszeit.
Zahlen:
2 (bzw. 3) = zweite (bzw. dritte) Variante des Modells, 500 (bzw. 1000) = kürzeste Verschlusszeit 1/500s (bzw. 1/1000s), 50 = Variante der MTL mit Leuchtdioden statt Zeigerinstrument zur Belichtungsanzeige.
Die vierte Generation der Praktica-Spiegelreflexkameras wurde mit der Praktica B 200 im Jahr 1978 auf der Leipziger Messe erstmals präsentiert und von 1979 bis 1990 gefertigt. Eine wesentliche Neuerung war die Einführung des Bajonettanschlusses (auch PB-mount genannt) und ein moderner Entwurf für Kameras und Objektive. Erstmals wurden auch Zoomobjektive, später auch noch Autofokus-Objektive vorgestellt.
Da das B-System für Kunden in der DDR sehr teuer war, wurde entgegen den Planungen die erschwinglichere M42-Kameralinie in verringertem Umfang weiter produziert. Später gab es speziell für den DDR-Markt technisch abgerüstete und damit billiger zu produzierende Modellvarianten (siehe dazu Praktica BCC und Praktica BCA). Umgekehrt wurden spezielle Modellversionen für den britischen, niederländischen und französischen Exportmarkt hergestellt, die sich nur in Designelementen und in der Namensgebung von den zugrundeliegenden Urtypen unterschieden (siehe dazu Praktica BCX, Praktica BC auto, Jenaflex AM-1, Jenaflex AC-1 und Praktica BC3).
Nachteil des Pentacon-Bajonetts war, dass es eine Eigenentwicklung war und nicht mit anderen Quasi-Marktstandards wie dem Pentax-K-Bajonett kompatibel war. Damit war im Gegensatz zum zuvor verwendeten Schraubgewinde die Nutzung von Objektiven auf neu zu kaufende Bajonett-Objektive mit PB-mount eingeschränkt. Dies verringerte die Akzeptanz des Systems im Markt.
Zur B-Kamerageneration gehören folgende Modelle:
- Praktica B 200 und BCX, chrom
- Praktica BC 1/BC3/BCX, schwarz und Jenaflex AM-1
- Praktica B 100 und BC auto
- Praktica BCA und Jenaflex AC-1
- Praktica M
- Praktica BCS
- Praktica BCC
- Praktica BM/BMS und Revue BC 2
BX-Modellreihe (Fertigung zwischen 1987 und 1990):
- Praktica BX 20
- Praktica BX 10 DX
- Praktica BX 21
- Praktica BX 20s
BX-Modellreihe aus der Nach-Wendezeit (Fertigung zwischen 1991 und 2001):
- Praktica BX 20S
- Praktica BX 20D
Siehe auch
Literatur
- Herbert Blumtritt: Geschichte der Dresdner Fotoindustrie. Lindemanns: Stuttgart 2000, ISBN 978-3895062124
- Herbert Blumtritt: Die Prakti. Lindemanns: Stuttgart 2002, ISBN 978-3895062346
- K. Hartmann: Pentacon Praxis (1. Auflage). Fotokinoverlag: Halle 1960
- Richard Hummel: Spiegelreflexkameras aus Dresden - Geschichte, Technik, Fakten (erste erweiterte und überarbeitete Nachauflage). Edition Reintzsch: Leipzig 1995, ISBN 978-3895061271
- W. Mesow: Kleines Buch zur Praktica (1. Auflage). Fotokinoverlag: Leipzig 1980
- Franz Pangerl: Das Praktica-Buch. Seebruck: Heering-Verlag 1967
- Roger Rössing: Fotografie mit der Praktica (1. Auflage). Fotokinoverlag: Halle (Saale) 1959 (12. Aufl. 1977)
Weblinks
- Geschichte der Dresdner Kameraindustrie
- Praktica-Abschnitt auf www.dresdner-kameras.de
- Private Praktica Kamera-Seite von Manfred Bock
- Offizielle Praktica-Webseite der Pentacon GmbH
- PENTACON Foto- und Feinwerktechnik Dresden
- Liste von Kameras verschiedener Marken, die baugleich sind mit Prakticas
- Praktica: die einäugige Kleinbild-Spiegelreflexkamera
- Praktica-Website eines Sammlers (englisch)
- Praktica Users Group Worldwide (englischspr. Praktica-Yahoo-Group mit Bedienungsanleitungen, Objektivübersichten und anderem)
- Website eines Praktica-B-Sammlers, Kamera-und Objektivinfos (deutsch, von dieser Site wurden viele Kameraartikel übernommen)
Fußnoten
- ↑ MDR: Sir John H. Noble im Porträt, 11. Februar 2005
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