Pribik Pulkava

Pribik Pulkava

Přibík Pulkava von Radenín (tschechisch Přibík Pulkava z Radenína; † vermutlich 1380) war ein böhmischer Chronist.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Přibík soll einer niederen Adelsfamilie, die in Radenín bei Tábor ansässig war, entstammen. Er hatte den Abschluss eines Magisters der freien Künste erworben. Von 1373–1378 war er Rektor an der Schule der Kollegiatskirche St. Ägidius in der Prager Altstadt. Für 1378 ist er als Pfarrer von Chudenitz (Chudenice) nachgewiesen. Es wird vermutet, dass er während der großen Pestepidemie 1380 starb.

Böhmische Chronik

Nach dem Tod des Hofchronisten Benesch von Weitmühl ernannte Kaiser Karl IV. Přibík Pulkava zu dessen Nachfolger. Wegen seiner Vorbildung und der Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Grammatik und der Rhetorik soll Přibík für diese Aufgabe besser geeignet gewesen sein als seine Vorgänger. Trotzdem wird vermutet, dass ihm der Kaiser genaue Anweisungen gab, und Přibík lediglich die Niederschrift besorgte.

Die lateinisch geschriebene Chronik basiert auf Mitteilungen, die älteren Chroniken entnommen wurden. Das sind die alttschechische Chronik des Dalimil, die Chronica Boemorum des Cosmas von Prag und ihre Fortsetzungen durch Franz von Prag und Benesch von Weitmühl, wobei Franz von Prag als Quelle die Königsaaler-Chronik des dortigen Abtes Peter von Zittau benutzte. Darüber hinaus verwendete Přibík auch Quellen, die heute nicht mehr bekannt sind sowie amtliche Urkunden, deren Auswahl wohl der Kaiser selbst vornahm. Er ordnete auch die Übersetzung ins Tschechische und ins Deutsche an.

Přibíks Chronik als Quelle für Theodor Fontane

In Deutschland ist Přibík vor allem durch den Schriftsteller Theodor Fontane bekannt, der sich in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg auf den Chronisten beruft. Bei der Wiedergabe der Gründungslegende um das Brandenburger Kloster Lehnin durch den zweiten Markgrafen Otto I. schreibt Fontane wie folgt: Die Sage von der Erbauung Kloster Lehnins ... führt die Gründung desselben auf einen bestimmten Vorgang zurück. Diesen Vorgang erzählt der böhmische Schriftsteller Pulkava (wie er ausdrücklich beifügt, «nach einer brandenburgischen Chronik») wie folgt: ... . Im Anschluss referiert Fontane ausführlich diese Legende (siehe Kloster Lehnin) und schließt die Wiedergabe mit den Worten: «Markgraf Otto aber gab dem Kloster den Namen Lehnin, denn Lanye heißt Hirschkuh im Slawischen.» So der böhmische Geschichtsschreiber.

Es ist nicht bekannt, auf welchen Sekundär-Quellen Fontanes Darstellung beruht. Die angegebene Brandenburger Chronik ist nicht erhalten, so dass die Überlieferungen nicht überprüft werden können. Indessen ist heute erwiesen, dass Pulkava an den Stellen, wo er über Pribislaw-Heinrich und Albrecht den Bären und ihre Zusammenarbeit bei der Entstehung der Mark Brandenburg berichtet, auf den um 1165 verfassten Tractatus de captione urbis Brandenburg des Heinrich von Antwerpen zurückgegriffen hat. Im Tractatus, der mit seinem Bericht 1165 endet, ist allerdings die Gründung des Klosters Lehnin (1180) nicht erwähnt.

Literatur

  • Jaroslav Polc: Agnes von Böhmen (1211–1282). Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder, ISBN 3-486-55541-3, S. 180-181
  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg . Teil 3. Havelland. (1. Auflage 1873.) Zitate nach der Ausgabe Nymphenburger Verlagshandlung, München 1971, Frankfurt/M, Berlin. ISBN 3-485-00293-3

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